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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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und mir ’n paar Dinge holst.«
    Sie lallte, ihre Bewegungen wirkten fahrig. Doug schaute zu der Flasche hinab und stellte fest, dass sie beinahe leer war. Aus Erfahrung wusste er, dass sie zu den anderen, überall im Haus verstreuten Flaschen geworfen werden würde, bevor sich seine Mutter die nächste nahm.
    »Ich war nicht hier, Ma. Ich hab die Nacht drüben bei Timmy verbracht.«
    »Du warst letzte Nacht weg?«
    »Ja.« Dann dachte er: Hast du mich vermisst?
    Grunzend richtete sie die Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher.
    Doug räusperte sich. »Hast du die Nachrichten gesehen?«
    »Nein«, antwortete sie. »Warum? Läuft da was über dich?«
    Doug seufzte. »Könnte sein. Ich bin nicht wirklich sicher. Es ist etwas Schlimmes passiert.«
    »Was hast du ausgefressen? Hast du was gestohlen?«
    »Nein. Ein paar Jugendliche aus meiner Schule sind verschwunden. Und ein paar andere Leute auch. Die Polizei meldet sich vielleicht bei dir. Unter Umständen haben die noch Fragen.«
    Damit erlangte er ihre Aufmerksamkeit. Sie griff nach der großen Fernbedienung und schaltete den Apparat leiser. Dann musterte sie ihren Sohn mit hängenden Lidern und blutunterlaufenen Augen.
    »Warum müssen die mit dir reden? Hast du was damit zu tun, Dougie?«
    »Nein. Ich hab nichts gemacht. Aber Timmy und ich haben heute etwas gefunden. Pat Kemps Auto. Draußen hinter dem Friedhof in einem kleinen Abschnitt der Wälder neben Mr. Jones’ Getreidefeld. Es war ... ziemlich eklig. Die Polizei denkt ...«
    »Steckst du in Schwierigkeiten? Ist die Polizei unterwegs hierher?«
    »Nein, Ma. Ich hab dir doch gesagt ...«
    »Dann mach dir darüber keine Gedanken. Und erzähl denen nichts.«
    »Aber ...«
    »Keine Widerworte. Ich will nicht, dass du mit Polizisten redest. Sie könnten dich überlisten. Dich dazu bringen, ihnen Dinge zu erzählen, die nicht wahr sind, oder etwas, was du eigentlich gar nicht sagen willst. Und vor allem will ich nicht, dass sie hierherkommen. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Braver Junge. Du weißt, ich liebe dich, Dougie. Ich will nur das Beste für meinen kleinen Jungen.«
    Er nickte.
    Sie lächelte. »Bist du hungrig?«
    Doug schwieg. Er wollte über seinen Tag und darüber reden, was sie gefunden hatten. Der Anblick von Pats Überresten hatte ihn zutiefst verstört. Mrs. Graco hatte ihm auf dem Weg nach Hause zugehört und in sanftem, beruhigendem Tonfall mit ihm gesprochen. Sie hatte sich um ihn gekümmert. Dasselbe wünschte er sich von seiner eigenen Mutter.
    Er öffnete den Mund in der Absicht, ihr das mitzuteilen, doch stattdessen drang heraus: »Ein bisschen hungrig bin ich schon, glaube ich.«
    »Im Kühlschrank ist Hühnchen. Halt dich aus Ärger mit der Polizei raus. Denk dran, ich will nicht, dass die hierherkommen, und ich will auch nicht, dass du mit ihnen redest.«
    Damit richtete sie die Aufmerksamkeit endgültig zurück auf den Fernseher und tastete nach der Fernbedienung.
    Dougs Schultern sackten herab. Er ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Das Aroma von kaltem Huhn wehte zur Tür heraus. Ihm drehte sich der Magen um. Er musste wieder an Pat denken – wie er ausgesehen, wie er gerochen hatte. Doug gelangte zu dem Schluss, dass er doch keinen Hunger hatte, schloss die Kühlschranktür und ging den Flur hinunter zu seinem Zimmer.
    »Vielleicht sollten deine Freunde und du ein paar Tage lang hier spielen«, rief ihm seine Mutter hinterher. »Ich sorge dafür, dass ihr drei nicht in Schwierigkeiten reinstolpert.«
    »Ja, vielleicht.« Beißende Magensäure brannte ihm in der Kehle.
    »Barry und Timmy kommen nicht mehr oft her.«
    »Sie sind beschäftigt, Ma.«
    »Du solltest sie einladen. Sie können hier übernachten.«
    Doug sperrte seine Schlafzimmertür auf, huschte hinein, schloss und verriegelte die Tür hinter sich.
    Ohne sich auszuziehen oder auch nur die schlammigen Schuhe abzustreifen, legte er sich aufs Bett, rollte sich zusammen und starrte ins Leere.
    Manchmal fühlte er sich unheimlich alt – viel älter als zwölf.
    Und manchmal war ihm zum Sterben zumute.
    Timmy befand sich in seinem Zimmer, als seine Mutter zurückkam, nachdem sie Doug zu Hause abgesetzt hatte. Er saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden und hörte sich eine Cheap-Trick-Kassette an, die ihm Pat Kemp einmal geschenkt hatte.
    »Wird dir gefallen«, hatte der ältere Junge versprochen, und er hatte recht behalten. Nun ließ sich Timmy von der Musik berieseln und dachte über

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