Leichenfund - Killer Heat
»Reden Sie keinen Scheiß! Sie haben Kiernans Leben ruiniert. Und warum? Mein Vater ist stinkwütend auf ihn, er will nicht, dass meine Mutter aus Irland zurückkommt, solange sich die Presse nicht beruhigt hat, und alles, was sie ins Ruffles gesteckt haben, ist weg. Einfach weg.«
Sie weinte und setzte sich, vorsichtig mit der Hand nach unten tastend, auf die oberste, überdachte Stufe. Ich machte ein paar Schritte auf sie zu.
»Bleiben Sie mir vom Leib, okay? Ich habe nicht einmal mehr eine Familie. Dieser Detective hält Kiernan für einen Mörder, und meine Mutter droht damit, meinen Vater zu verlassen, weil sie so geschockt ist wegen dieser... dieser Hure. Die Sache macht uns alle krank, und Frank Shea will nicht einmal meinem Vater verraten, wo Kiernan steckt. Ich für meinen Teil bin froh darüber. Ich will nicht, dass er zurückkommt, nur damit Sie ihn wieder bloßstellen können.«
Shauna zog sich am Geländer hoch und wollte ins Haus gehen.
»Sie riechen nach Marihuana, Shauna. Aber vielleicht ist das Ihrem Vater ja egal.«
Sie blieb leicht schwankend stehen und schnupperte ein paar Mal, zuerst in die Luft, dann an ihren Händen. »Wollen Sie mich jetzt auch noch einsperren? Weil ich gekifft habe - weil meine Familie auseinanderbricht?«
»Ich wollte nicht, dass Detective Chapman am Samstag Ihren Bruder verhaftet. Wir haben uns deswegen sogar gestritten.«
Sie sah mich misstrauisch an.
»Wir sind heute Nacht nicht hergekommen, um mit Kiernan zu reden. Mike Chapman wollte Ihren Vater über etwas unterrichten, was wir herausgefunden haben. Über einen Mann, einen Bekannten von Kiernan, der möglicherweise drei Frauen umgebracht hat.«
Shauna musste unwillkürlich lächeln. »Der Detective will sich entschuldigen?«
Sie brauchte nicht zu wissen, dass Mike es nicht unbedingt so sah.
»Er will Ihrem Vater erklären, was los ist«, sagte ich. »Würden Sie sich ein paar Minuten mit mir auf die Stufen setzen, bis sie fertig sind? Damit ich mich unterstellen kann?«
Sie roch wieder an ihren Fingern und setzte sich dann neben mich.
»Wie alt sind Sie, Shauna?«
»Neunzehn? Warum fragen Sie?«
»Was machen Sie?«
»Ich studiere. Nächste Woche, nach dem Labor-Day-Wochenende, geht’s zurück an die Uni, das heißt, falls mich mein Vater fahren lässt.«
»Waren Sie oft im Ruffles ?«, fragte ich.
»Das würde mein Vater nie zulassen. Er würde mir den Kopf abreißen, weil ich noch minderjährig bin. Die Jungs dürfen es, aber bei meiner Schwester und mir ist das was anderes.«
Aha. Es war also okay, die Kinder anderer Leute mit Alkohol abzufüllen, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen und sie mit irgendwelchen Typen in die Nacht hinauszuschicken, solange die Zeche stimmte. Aber die eigenen Kinder musste man natürlich beschützen.
»Stehen Sie und Kiernan sich sehr nahe?«
»Natürlich. Wir stehen uns alle sehr nahe.«
»Ich möchte, dass Sie ihm etwas sagen, Shauna. Ich möchte -«
»Ich weiß nicht, wo er ist. Das weiß keiner von uns.«
»Aber er hat doch sicher ein Handy? Oder Sie bitten Frank Shea, ihm etwas auszurichten.«
Sie starrte stur geradeaus.
»Er hat die Frauen nicht umgebracht, Shauna. Ich weiß das, und Detective Chapman weiß das auch. Am Samstag waren wir uns dessen noch nicht sicher, aber jetzt sind wir es«, sagte ich. »Sie müssen ihm das sagen, bevor er eine Dummheit begeht.«
»Was für eine Dummheit?«
Mike erinnerte mich gern daran, dass verzweifelte Menschen verzweifelte Dinge taten. »Zum Beispiel sich zu Ihren Verwandten nach Irland abzusetzen, anstatt die Angelegenheit mit der Polizei ins Reine zu bringen. Oder sich zu verletzen, selbst wenn das nicht seine Absicht wäre.«
Shauna schloss die Augen und holte tief Luft.
»Als ich Sie fragte, ob Sie oft im Ruffles waren, sagten Sie, dass Ihr Vater es Ihnen nicht erlaubt. Das ist nicht direkt eine Antwort auf meine Frage. Sie sind dort gewesen, stimmt’s?«
Sie wandte den Blick ab.
»Kennen Sie die Typen, die dort arbeiten?«
Sie stellte sich nach wie vor stur.
»Charlie. Charlie kennen Sie doch, oder?«
»Ja.« Sie klang überrascht, dass ich den Namen des Barkeepers kannte.
»Was ist mit Troy?«
Keine Antwort.
»Kennen Sie jemanden namens Troy, Shauna? Er ist einer der Türsteher.«
»Da sieht man mal wieder, wie viel Sie wissen. Sie glauben alles über Kiernan zu wissen, nur weil Sie einmal im Ruffles waren. Das ist absurd! Dort arbeitet kein Troy, okay?«
»Er ist auch noch nicht lange dort.
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