Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
dem Emblem der Militärakademie: Es war der West-Point-Ring, den Elise Huff seit dem Tod ihrer Großmutter täglich getragen hatte. Es war die Trophäe, die Troy Rasheed an seinen Entschluss erinnern sollte, keines seiner zukünftigen Opfer am Leben zu lassen.

55
    Es kam mir vor, als befände ich mich auf einem Gewaltmarsch zurück in die Vergangenheit.
    Während hinter mir die dunkle, ruhige Stadt langsam wieder zum Leben erwachte und über mir Fluglärm zu hören war, ragte auf dem Hügel vor mir die riesige, im achtzehnten Jahrhundert erbaute Festung in den Himmel, eine weitaus komplexere Gebäudeanlage als das Castle Williams. Ich hatte keine Ahnung, was sich hinter seinen Mauern verbarg, befürchtete aber, dass Troy Rasheed es bis in den kleinsten Winkel kannte.
    Als wir vom Kopfsteinpflaster auf den Rasen wechselten, fing mein Kidnapper an zu laufen. Mit der linken Hand drückte er Mercers Waffe an seinen Hosenbund, mit der rechten hielt er meinen Oberarm umklammert.
    »Nicht so schnell.« Ich tat so, als würde ich stolpern, aber er ließ sich nicht täuschen und drückte meinen Arm nur noch fester.
    »Lauf schon, verdammt.«
    Er bewegte sich im Zickzack, so als würden wir einen Hindernisparcours durchlaufen. Ich sollte glauben, dass er den schlammigen Rasen mit Fallen präpariert hatte.
    Ich blickte zu der scheinbar undurchdringlichen Wehrmauer der Festung. Erst heute Vormittag hatte ich den fünfzackigen Stern vom Hubschrauber aus gesehen. Jetzt näherten wir uns einer Brücke zu einem überdachten Toreingang, hinter dem die düstere Festung vom Rest der Insel abgetrennt war.
    Offenbar hörte Rasheed das Geräusch über uns auch. Er blickte nach oben, aber das Motorengeräusch entfernte sich.
    »Wir sind fast da, Mädchen. Dann zeige ich dir ein paar Sehenswürdigkeiten.«
    Das Messer steckte noch immer fest in meiner engen Gesäßtasche. Vielleicht sollte ich jetzt, bevor wir die Festung betraten, versuchen, Rasheed damit am Arm zu verletzen.
    Wir liefen auf die Brücke zu. Plötzlich fiel der Boden links und rechts der Torzufahrt steil ab, und vor mir tat sich ein etwa zehn Meter tiefer Graben auf, der sich die gesamte Länge der Festung entlangzog. Bei dem Anblick wurde mir schwindlig.
    »Ich kann nicht!«, schrie ich, in der Hoffnung, dass Mike mich von hier oben hören würde.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich hatte Angst. Ein Fehltritt, und ich würde von der Brücke auf den Grund des trockenen Festungsgrabens stürzen.
    Rasheed packte mich an den Schultern und schüttelte mich. »Es wird dir um keine Minute leidtun, Süße. Reiß dich zusammen, okay?«
    Ich war außer Atem und bekam vor lauter Angst kein Wort heraus.
    Er zog Mercers Waffe aus dem Hosenbund und drückte mir den Lauf an die Schläfe. »Willkommen in meinem Zuhause, Detective Cooper.«
    Er packte mich wieder am Arm und nahm die Waffe in die andere Hand.
    Wir gingen durch den Torbogen und fanden uns plötzlich in einem kleinen Dorf wieder. Der Innenhof war von zweistöckigen Backsteingebäuden gesäumt, eleganter als die primitiven Baracken unten am Wasser, aber ebenso verlassen.
    Die Mauern der Festung waren zu hoch, als dass man hätte darüberblicken können. Ich hatte keine Ahnung, ob der Fluss sich wieder beruhigt hatte, befürchtete aber, dass die Fähre wegen des anhaltend hohen Pegelstandes ihren Dienst so schnell nicht wiederaufnehmen konnte.
    Aber ich hörte Geräusche über uns und betete, dass Polizeipräsident Scully den Hubschrauber zurückgeschickt hatte.
    »Hier haben die Offiziere gewohnt«, sagte Rasheed und zerrte mich zu einem Gebäude an der Ostseite der Festungsanlage. »Also ist es wohl auch für mich gut genug.«
    Nicht unbedingt das, was die Behörden im Hinterkopf hatten, als sie ihm zur Auflage machten, seinen Wohnsitz zu melden.
    Ich sah hinauf zum ersten Stock und fragte mich, ob man vielleicht von dort oben einen Blick über die Festungsmauern hatte.
    »Aber nein, Mädchen, nicht dort oben. Ich mag es lieber dunkel. Ich habe viel Zeit in Einzelhaft verbracht. Das kennst du ja, oder?«
    Ich stutzte.
    »Es ist unhöflich, mir nicht zu antworten. Du hast doch sicher schon genug Verbrecher geschnappt, die dann in Einzelhaft gesteckt wurden. Mal sehen, wie dir das schwarze Loch gefallen wird.«
    Rasheed trat hinter mich und packte mich am Nacken. Vor dem letzten Zimmer in der langen Reihe ließ er mich los und öffnete die Tür.
    Ich blieb auf der Schwelle stehen, bis sich meine Augen an die Dunkelheit

Weitere Kostenlose Bücher