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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wandte sich an Grenville, der nicht minder schockiert schien angesichts dieses Beweisstücks in seinem Salon. »Dieser Krug war niemals in Norris’ Zimmer!«, rief sie. »Er hätte mich nicht aufgefordert hierherzukommen, wenn er nicht an Sie glauben würde, Dr. Grenville. Jetzt müssen Sie an ihn glauben!«
    Pratt reagierte mit einem gelassenen Lächeln. »Ich denke, es ist völlig klar, Dr. Grenville, dass Ihr Student Mr. Marshall Sie getäuscht hat. Er ist der West End Reaper. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er gefasst wird.«
    »Falls er nicht schon ertrunken ist«, sagte Grenville.

    »Oh, wir wissen, dass er noch lebt. Heute Morgen haben wir Fußspuren im Schlamm gefunden, die in der Nähe der Hafenanlagen aus dem Wasser herausführten. Wir werden ihn finden, und dann wird der Gerechtigkeit Genüge getan werden. Dieser Krug enthält alle Beweise, die wir brauchen.«
    »Alles, was Sie haben, ist ein in Whiskey eingelegtes Präparat.«
    »Und eine blutbefleckte Maske. Eine weiße Maske, genau wie die, die von gewissen Zeugen« – er sah Rose an – »beschrieben wurde.«
    »Er ist unschuldig!«, protestierte Rose. »Ich werde bezeugen...«
    »Was wollen Sie denn bezeugen, Miss Connolly?« Pratt schnaubte herablassend.
    »Sie haben ihm diesen Krug untergeschoben!«
    Pratt stürzte sich mit derart wutentbrannter Miene auf sie, dass sie zusammenzuckte. »Du kleine Hure!«
    »Mr. Pratt!«, mahnte Grenville.
    Doch Pratt wandte den Blick nicht von Rose. »Sie glauben, Ihre Aussage hätte irgendeinen Wert? Ich weiß ganz genau, dass Sie mit Norris Marshall zusammengelebt haben. Und dass er seine Dirne sogar zu Weihnachten mit nach Hause genommen hat, um sie seinem lieben alten Herrn Papa vorzustellen. Nicht nur, dass Sie sich ihm hingegeben haben, jetzt geben Sie sich auch noch für ihn her, indem Sie ihn verteidigen. Hat er Eben Tate Ihnen zuliebe getötet? Hat er Ihren unliebsamen Schwager aus dem Weg geräumt?« Er stellte den Krug in die mit Tuch ausgeschlagene Beweismittelkiste zurück. »O ja, die Geschworenen werden Ihrer Aussage gewiss Glauben schenken!«
    Rose wandte sich an Grenville. »Der Krug war nicht in seinem Zimmer. Ich schwöre es.«
    »Wer hat die Durchsuchung von Mr. Marshalls Zimmer genehmigt?«, fragte Grenville. »Wie ist die Nachtwache überhaupt auf die Idee gekommen, dort nachzusehen?«
    Zum ersten Mal zeigte Pratt Anzeichen von Unruhe. »Ich
habe nur meine Pflicht getan. Wenn wir eine Anzeige bekommen...«
    »Was für eine Anzeige?«
    »Ein Brief, in dem die Nachtwache darauf hingewiesen wird, dass sie in einem Zimmer gewisse Gegenstände von Interesse finden könne...«
    »Von wem kam der Brief?«
    »Es steht mir nicht frei, das preiszugeben.«
    Grenville lachte auf. »Also anonym!«
    »Wir haben das Beweisstück gefunden, oder nicht?«
    »Sie würden das Leben eines Menschen deswegen aufs Spiel setzen? Wegen dieser Maske?«
    »Und Sie, Sir, sollten es sich gut überlegen, ob Sie wegen eines Mörders Ihren guten Ruf aufs Spiel setzen wollen. Es sollte inzwischen offensichtlich sein, dass Sie sich in diesem jungen Mann gründlich getäuscht haben, genau wie alle anderen.« Er nahm die Kiste und setzte mit selbstzufriedenem Unterton hinzu: »Alle außer mir.« Er nickte knapp. »Guten Abend, Dr. Grenville. Ich finde allein hinaus.«
    Sie lauschten Pratts Schritten, als er den Flur entlangging, und hörten die Haustür ins Schloss fallen. Gleich darauf kam Dr. Grenvilles Schwester Eliza in den Salon gerauscht.
    »Ist dieser garstige Mann endlich weg?«, fragte sie.
    »Ich fürchte, es sieht sehr düster aus für Norris.« Grenville seufzte und ließ sich in einen Sessel am Kamin sinken.
    »Kannst du denn gar nichts für ihn tun?«, fragte Eliza.
    »Hier reicht selbst mein Einfluss nicht mehr aus.«
    »Er zählt auf Sie, Dr. Grenville!«, sagte Rose. »Wenn Sie und Mr. Holmes ihn beide verteidigen, werden sie gezwungen sein, Sie anzuhören.«
    »Wendell wird zu seinen Gunsten aussagen?«, fragte Eliza.
    »Er ist in Norris’ Zimmer gewesen. Er weiß, dass da kein Whiskeykrug war. Und auch keine Maske.« Rose sah Grenville an. »Es ist alles meine Schuld. Es hat alles nur mit mir zu tun und mit Meggie. Die Leute, die hinter ihr her sind, sind zu allem fähig.«

    »Auch dazu, einen unschuldigen Mann an den Galgen zu bringen?«, meinte Eliza.
    »Und noch weit mehr als das.« Rose ging auf Grenville zu, die Hände ausgestreckt, als wolle sie ihn beschwören, ihr zu glauben. »In der

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