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Leichenroulette - Roman

Leichenroulette - Roman

Titel: Leichenroulette - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Kettenhemd zu ruinieren oder zumindest etwas daran zu zerbrechen, zu verbiegen oder auszubeulen. Meine Gedanken blieben ihm verborgen, denn er murmelte mitfühlend: »Arme Hermine. Soll ich dir Tee kochen oder ein Butterbot streichen?« Aufgrund schlechter Erfahrungen mit seinen kulinarischen Fähigkeiten, bei denen er stets die Küche verwüstete, lehnte ich seine Samariterdienste ab, worauf Poldi, sichtlich erleichtert, entschwand.
    Seufzend lehnte ich mich in die Kissen zurück und kehrte zurück in das faszinierende Leben der eleganten Welt. Ich reihte mich ganz selbstverständlich unter die Schönen und Erfolgreichen ein. An ihrer Seite tummelte ich mich, umfächelt von den Palmen der französischen Riviera, in heißer Sonne, räkelte ich mich am Swimmingpool des direkt an der Promenade des Anglais gelegenen berühmten Luxushotels »Palais de la Mediterranee«, flirtete ich hemmungslos mit athletischen jungen Männern und schlürfte dabei genüsslich Caipirinha. Mit einem Wort, ich genoss mein Party-Dasein in vollen Zügen, bis aus dem Stockwerk unter mir bedrohliche Geräusche heraufdrangen. Es klapperte, krachte und zischte; offenbar war Poldi etwas aus der Hand gefallen. Murli maunzte empört auf, vielleicht war der ungeschickte Rohling unserem hüb schen, etwas übergewichtigen Kater, der stets voll Neu gier und in der Hoffnung auf Futter durch das Haus strich, auf den Schwanz getreten.
    Als sich ein beißender Geruch verbreitete, hielt es mich nicht länger in meiner sonnigen Scheinwelt. Ich verließ mein warmes Bett, stand auf und ging hinunter in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen. Leopold lehnte ermattet neben dem Herd, warf mir aus braunen Hundeaugen einen anklagenden Blick zu und kühlte wehleidig eine kleine Brandwunde am Zeigefinger seiner rechten Hand. Beim Zubereiten eines simplen Spiegeleis hatte er sich verbrannt. Fast gekränkt erklärte er mir seine kochtechnischen Fehlleistungen und bezichtigte mich, ihn falsch instruiert zu haben. Zuerst habe er, wie ich es ihn gelehrt hatte, in einer Pfanne Öl erhitzt, dann mit flinker Hand ein Ei hineingeworfen. Leider sei das siedende Konglomerat fast bis zur Decke gespritzt, wobei es ihn verbrühte. Er würde es doch nie lernen! Beim letzten Versuch hatte er Öl und Ei gleichzeitig in die Pfanne geleert, einen Fehler, den er diesmal anscheinend vermeiden wollte.
    Ich verarztete Poldi und machte mich an die Zubereitung unseres Abendessens. Aus Erfahrung klug geworden, und zur Schonung meiner Nerven, zog ich meinen »Göttergatten«, wie man Ehemänner in Wien nicht ohne scherzhafte Ironie zu bezeichnen pflegt, nicht einmal zum Decken des Esstisches heran. Bereitete ihm doch das Auffinden der seit Jahren am selben Platz verwahrten Küchenutensilien wie Teller, Besteck und Servietten jeden Tag aufs Neue große Mühe. Ich ertrug es nur schwer, wenn er, mit seinen Gedanken irgendwo, wahrscheinlich jedoch im mystischen und fernen Mittelalter, pathetisch einen Küchenschrank nach dem anderen öffnete, bis er endlich, während das auf dem Tisch angerichtete Essen auskühlte, alles beisammen hatte. Einmal hatte er sogar geistesabwesend im Kühlschrank gesucht. Ich krümmte mich im Stillen vor Lachen. »Bingo«, rief ich fröhlich, als er beim zehnten Versuch fündig wurde und die gewünschten Gabeln erspähte. Oft jedoch war ich nicht zu Scherzen aufgelegt, sondern zischte nur böse: »Servietten fehlen. Nein, nicht in der Bestecklade!«
    Müde, deprimiert und angeschlagen durch die Erkältung, suchte ich alle meine unerfreulichen Gedanken weit von mir zu schieben. Ich murmelte, wie ich es in meiner Jugend getan hatte: »Es wird alles immer besser und besser«, und konzentrierte mich auf die Planung der Einkäufe für die kommenden Tage.
    So galt es etwa, Murli, der geschlossene Türen hasste, sein ungehindertes Streifen durch das Haus zu er leichtern. Ich begab mich daher in den großen, scheuß lichen Supermarkt am Fuße des »Bierhäuslbergs« und suchte nach Türstoppern. Ich irrte durch die langen Gänge. Wütend, dass die Verkäufer schon wieder einmal, gemäß der listig-primitiven Verkaufsstrategie der Geschäftsführung zur Steigerung der Aufmerksamkeit ihrer Kunden, alles umgeräumt hatten, suchte ich im gleißenden Neonlicht die endlosen Regale ab. Wie immer war kein Personal in Sicht.
    Plötzlich hörte ich hinter mir eine zwar laute, aber angenehme Stimme: »Jessasmaria, wer is denn des?« Ich drehte mich um, und wen sah ich? Maria, blond,

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