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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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lebendiges Menschenfleisch zu schneiden, okay, man hat ihr das früher schon ’n paar Mal angedroht, okay, okay, okay! Aber alles Zufall. Alles purer Zufall. Willst du uns verarschen, he? Was willst du uns hier weismachen? Dass die Erde ’ne Scheibe ist? Du bist unser Täter, Junge, da kommst du nicht mehr raus. Riechst du schon den Hanf von der Schlinge? Du bist fertig …«
    12 Uhr 30
    Die Tür zum Büro steht auf. Ulla am Schreibtisch, sieht aus dem Fenster, raucht. Im Radio Zucchero. Bestimmt WDR II. Ganz leise rein, sie hört nichts, Hand auf die Schulter. »Huaah!« Sie zuckt zusammen, greift nach der Hand, tiefes Durchatmen.
    »Wenn du mich unbedingt aufregen willst, wüsst ich da noch ein paar andere Sachen.« Sie hebt die Augenbrauen, provozierender Blick, gespielt.
    »Ich war grad drin. Schmidt gibt ziemlich Gas.«
    »Wie lange haben sie ihn schon in der Mangel?« Sie stützt den Kopf auf, spielt mit dem Kuli.
    »’ne gute Stunde, glaub ich.«
    »Und? Kommen sie weiter?« Tiefer Lungenzug, schöne Finger, gebräunt.
    »Der Typ wirkt äußerlich ruhig, schwitzt aber wie Sau auf der Oberlippe. Und klitschnasse Achseln.« Ulla nickt.
    Hoffentlich weiß Schmidt, wo Schluss ist, das war eben hart an der Grenze. Ein geknebeltes Geständnis bringt uns nicht weiter. Außerdem ist das alles noch ein bisschen vage, soll ruhig erst mal die Gegenüberstellung abwarten. Wenn die Wierwich den erkennt, haben wir doch ein ganz anderes Pfund in der Hand.
    »Hat du die Wierwich bei ihrer Mutter erreicht?«
    Sie nickt. »Ich hab sie für zwei Uhr bestellt. Drei aus dem Schutzbereich kommen und ein junger Kollege von der K-Wache.«
    Fünf Leute, reicht gerade so. »Wär schon nicht schlecht, wenn sie ihn erkennen würde. So viel tolle Spuren haben wir auch nicht mehr.«
    Ulla lehnt sich zurück. »So schwarz sieht’s nun auch wieder nicht aus, think positive. Wenn sie ihn erkennt, ist das Ding heute Mittag schon rund, wenn nicht, vielleicht erst nächste Woche nach der DNA.«
    Hm, Zeugenaussagen, kann man sowieso vergessen. Die DNA, daran kommt er nicht vorbei. »Was ist, wenn sie ihn erkennt, und die DNA ist negativ?«
    Ulla hebt den Zeigefinger. »Was haben wir gelernt: Mit zunehmender Zeit werden normal auftretende Erinnerungslücken nach eigenem Kontext aufgefüllt. Oder so. Das ist normal.« Sie öffnet die Arme, zieht die Schultern hoch.
    »Warten wir es ab.«
    Der Kalender ist einen Tag zu früh. Hat wieder einer gepennt.
    »Der Kalender geht vor.«
    Ulla kontrolliert müde. »Wieso? Ne, der geht nicht vor, das stimmt schon so.«
    »Das stimmt? Ehrlich?« Verdammt. Der Geburtstag. Wo ist denn das blöde Uniformhemd geblieben? Im Stahlschrank wahrscheinlich.
    »Was ist mit dir denn los? Hat dich was gestochen?«
    Geschenkpapier ist jetzt auch nicht mehr aufzutreiben. Ist auch egal.
    »Ich muss für ’ne halbe Stunde weg. Unbedingt. Hab einen Geburtstag vergessen. Bis gleich. Bin um kurz vor zwei wieder da, Tschüss.«
    Die Autoschlüssel. Einfach den obersten. Die Gummisohlen quietschen auf dem gebohnerten PVC. Welcher Wagen ist das denn? Der braune Astra. Na, prima.
     
    Bei Gerda keine Sprechanlage. Der Summer, im Treppenhaus riecht es nach Bratensoße. Die Tür zur Wohnung ist angelehnt, Gerda.
    »Hallo, Konstantin«, sie lächelt, »dass du daran gedacht hast, toll.«
    »Grüß dich. Ist doch klar. Wo isser denn?«
    Weiche Wange. Sie zeigt mit dem Kopf nach hinten. Im Flur ist es warm, die Lampe hängt tief. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, Zeichentrickfilm. Hemd verstecken, hinter dem Rücken. Dominik auf dem Sofa, sieht rüber, springt auf.
    »Hey, Konni!« Er bleibt stehen, gespanntes Gesicht, steckt die Hände in die Taschen.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Großer. Na, die erste Null auf ’ m Buckel?«
    Er lächelt, nickt.
    »Hier, ist für dich. Papier hab ich so schnell nicht gefunden.«
    Er nimmt das Hemd, reißt den Mund auf. »Boah! Super! Sogar mit Schulterklappen.« Er knöpft es auf, zieht es an.
    »Tja, bist sofort zum Oberkommissar befördert worden.«
    Er springt vom Sessel über das Sofa, Indianergeheul. Super. Gerda lehnt im Türrahmen.
    »Hast du ein bisschen Zeit?«
    Fünf vor halb zwei. Ist ja sogar noch ein kurzer Besuch bei Sener drin.
    »Ne, geht leider nicht. Wir sind zurzeit in einer Mordkommission, und ich wollte nur kurz gratulieren und das Geschenk vorbeibringen.«
    »Schade.« Sie schiebt mit der Hand die blonden Haare nach hinten.
    »Ja, schade. Aber sobald die Sache

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