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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Minute lang. War aber in Ordnung, knackig und prägnant. Alles drin.«
    »Die Bundeswehrsache auch?«
    »Bundeswehr, Phantombild, der Schuh, Stiefel, war alles drin. Könnte was werden. Außerdem gut aspektierter Merkur heute. Kannst es dir aber noch mal ansehen. Die von der Leitstelle haben es aufgenommen.«
    Vielleicht nachher noch mal, wenn Zeit ist. Eine Minute in der Aktuellen Stunde. Da kommt morgen wahrscheinlich ziemlich viel auf uns zu. Hoffentlich nicht so viele Fata Morganas, wo man von vornherein weiß, dass nichts dahinter ist, aber erst mal aufwendig ermitteln muss, Junge, Junge, die Currywurst ist verdammt scharf. Jetzt ein Pils, das wär’s. Viertel vor acht, um die Zeit geht das eigentlich schon.
    »Haben wir noch irgendwo ’n Pils?« Breite Zustimmung.
    »Das wär doch noch ein einigermaßen sympathischer Abschluss für so einen Sonntag«, Ulla, zwischen zwei Pommes frites mit Ketchup.
    Stroter steht auf, stellt die Pappschale ab. »Wir haben unten bei uns noch ’ne Kiste. Müsste noch was drin sein.« Er geht. Die Soße ist scharf, die Wurst ziemlich fest im Biss.
    Große Holzwanne voller Mett, Blut an einigen Stellen, Fleischerhände wühlen, der alte Werkmeister, aufgekrempelte Ärmel, blau-weiß gestreift, im gekrempelten Aufschlag blasser als außen, Nagelbett voller Mett, kneten Gewürze in die blutige Masse, Senfkörner rieseln, Salz und Pfeffer aus der Kilotüte, labbrige Därme in Salzwasser, auf stählernes Rohr gezogen, füllen sich träge, abbinden, Schnitt.
    Stroter kommt wieder, stellt fünf Flaschen auf den Tisch. »Der Rest!«
    »Ist ja nicht mal für jeden ein Fläschchen«, Heike mit vollem Mund. Natürlich. Wir könnten ja nachher auch zusammen noch ein Bier trinken gehen. Täte der Truppe bestimmt ganz gut, so nach sechs Tagen intensiver Arbeit. Und ohne richtigen Lichtblick. Vielleicht gibt das noch mal einen kleinen Schub für die zweite Woche.
    »Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr noch viel zu tun heute Abend?« Aufmerksamkeit in der Runde, fragende Blicke.
    »Mer müsse nur noch kurz nä Dädar fasse.« Brokamp, lacht verschmitzt, leckt sich Daumen und Zeigefinger, bricht ein Streichholz, puhlt in den Zähnen, mit der linken Hand verdeckt.
    »Ich dachte sonst, wenn nichts Unaufschiebbares mehr anliegt, könnten wir uns um neun irgendwo auf ein Bier treffen. Die ersten beiden Runden übernehme ich.«
    »Jouh!«
    »Na, super!«
    »Das ist doch mal was!«
    Stroter nörgelt. »Ausgerechnet heute Abend! Ich muss meine Tochter abholen. Die kommt um zehn von einer Klassenfahrt.« Schade. Vielleicht nur für eine halbe Stunde. Er weiß noch nicht.
    Zu Sener kommen die bestimmt nicht mit. »Wohin gehen wir? Zu Manolo?« Sie sehen sich an. Schulterzucken. War wohl nicht der Supertipp.
    »Ich war da bei ’ner Durchsuchung mal in der Küche. Also, essen würd ich da nichts.« Altenkamp, wischt mit dem letzten Wurstpfropfen das Schälchen sauber. Bloß nichts verkommen lassen.
    »Oder ins Birkenstübchen«, Ulla, fingert nach einer Zigarette. Keiner widerspricht.
    »Okay. Um neun im Birkenstübchen.« Alles klar. Jetzt rauchen.
    23 Uhr 38
    B3 – Mama I love you /Spice Girls, ist okay. Einen noch! F9 – Maria, Maria, nee, jetzt nicht. A10 – Flammen im Wind/ Michelle, o Gott. C8 – Quit playin games … / Backstreet Boys, muss nicht sein. D7 – Und es war Sommer/ Peter Maffay, na, super. Dass die hier noch ’ne Musicbox haben … Schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
    B3. Weich geschlagene Gitarren, transparente Streicher. Toller Song. Klingt gar nicht so nach heute, klingt fast wie aus den Siebzigern.
    Mama, I love you, Mama I care …
    Glowatzki, Schmidt und Anne am Stehtisch, Hand am Glas, reden. Flugblatt, Fernsehfahndung, Mikrospuren.
    27, 28, 29, 30, 31. Donnerwetter, ganz schön rund schon, der Deckel. Aber eines geht noch. Das letzte. »Trinkt ihr noch eins mit?«
    Glowatzki winkt ab. »Bloß nicht, Mann, mach mal halb lang. Die Schlagzahl hält ja keiner aus.« Er sieht auf die Uhr. »Gleich zwölf?« Staunen, große Augen. »Dann hau ich jetzt ab. Meeensch! Morgen um sechs ist die Nacht zu Ende.«
    »Nimmste mich mit?« Anne gähnt, hängende Augenlider. »Liegt fast auf ʼ m Weg. Ist das Taxi nicht so teuer.« Glowatzki nickt väterlich. Sie nehmen ihre Deckel, zahlen bei der Kellnerin an der Theke. Kurzer Gruß, sie gehen.
    »Allzu lange mach ich aucpmin
    h nicht mehr. Die Schnäpse vorhin, die mussten nicht sein.« Schmidt, Augen auf halb acht, lallt leicht.
    Mama,

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