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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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verfluchten neonorangen Post-its.
    Ich will nicht, dass dir etwas passiert. OL.
    Onkel Lewis.
    Oh Mann. Anscheinend ließ er mich nicht aus den Augen. Das machte mir Angst und nervte gleichzeitig. So patriarchalisch.
    Kochend vor Wut versuchte ich, Hank zu erreichen, was mir nicht gelang, und erfuhr dann, dass vom Automobilklub frühestens in einer Dreiviertelstunde Hilfe zu erwarten war. Daher rief ich jemanden von der Tankstelle in Winsworth an.
    Der Wagen sprang noch immer nicht an, also spielte der Mann von der Tankstelle ein bisschen Detektiv und fand heraus, dass die Verteilerkappe fehlte. Na toll. Er bestand darauf, nicht nur die Kappe zu ersetzen, sondern den ganzen Wagen durchzuchecken, um sicherzugehen, dass nicht noch mehr Schaden angerichtet worden war. Ich war einverstanden, mich von ihm abschleppen zu lassen, ließ Penny in der Hütte zurück und befahl ihr, Wache zu halten. Dann fuhr ich mit dem Abschleppwagen mit.
    »Die Verteilerkappe kriegen wir nicht vor morgen früh«, sagte der Fahrer, als wir über die Surry Road fuhren, meinen Geländewagen im Schlepptau.
    »Da hat mich jemand ganz schön ausgebremst, was?«
    »Ge-nau.«
    »Besteht die Möglichkeit, dass sie mich vielleicht raus in die Penasquam Road bringen?«
    »Aber gerne doch.«
    »Klasse.«
    Loony Louie würde mich nicht daran hindern, mit Drew zu sprechen.
    Der Mann setzte mich an der Zufahrt zu Drews Haus ab. Ich lief den Weg unter einem strahlend blauen Himmel entlang, vorbei an dem Smiley-Stein und dem Bach, und als ich endlich vor der Tür stand, schwitzte ich ordentlich.
    Drews Van war nicht da, aber ich wollte noch nicht aufgeben.
    Ich eilte die Stufen hinunter und hob die Hand, um anzuklopfen.
    Hinter der Tür erklang ein Jaulen. Peanut.
    Ich griff nach der Türklinke.
    * * *
    Drew lag schlafend unter einem ganzen Stapel Decken auf der Couch, sodass nur seine Nase hervorsah. Wie beim letzten Mal. Er trug eine zu große Kappe der Red Sox, etwas, das ich schrecklich bezeichnend fand, und sein rechter Arm hing baumelnd herunter.
    Ich wollte seinen Arm wieder unter die Decke stecken, doch ich wagte es nicht, weil ich befürchtete, ihn zu wecken. Er sah so zerbrechlich und schmal aus. So jemand konnte doch kein Mörder sein, oder?
    Ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken, zumindest nicht gleich.
    Im Zimmer roch es irgendwie medizinisch, und ich rümpfte die Nase. Wenigstens funktionierte die Klimaanlage. Die Vorhänge waren zugezogen, doch eine Lampe neben dem Lehnstuhl spendete genug Licht, damit ich das Winsworth Journal lesen konnte. Ein pelziger Kopf, der mindestens eine Tonne wog, ließ sich in meinem Schoß nieder.
    »Peanut«, flüsterte ich. »Wie lang schläft denn dein Herrchen schon?«
    Peanut machte kurz »wuff«, nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage. Ich kraulte sie hinter den Ohren und begann zu lesen. Als ich den Artikel über die Muscheln in Trenton gelesen hatte, nahm ich mir einen der Schokoladen-Cookies, die auf dem Tisch standen, neben einem Glas Milch. Lecker. Genau wie die, die Annie mir vorbeigebracht hatte.
    Ich hatte noch nicht gefrühstückt, und da auf dem Teller mindestens ein Dutzend der selbst gemachten Cookies lag, dachte ich mir, dass Drew nichts dagegen haben würde, wenn ich einen – oder zwei – davon aß.
    Peanut jaulte, ich kraulte sie weiter am Kopf, und sie seufzte zufrieden. Mitten in einem Artikel über die Heidelbeerernte wurden meine Augen unerträglich schwer. Meine Albträume forderten ihren Tribut. Die Erschöpfung kroch mir in die Knochen.
    Ich legte die Zeitung beiseite, weil ich vorhatte, Drew aufzuwecken, aber ich saß gar zu bequem. Und ich war ja so müde. Kalt war mir auch, also wickelte ich den gehäkelten Überwurf um mich.
    Ich würde die Augen nur für eine Minute zumachen und anschließend mit Drew über Lauras Schwangerschaft reden.
    Das Knurren weckte mich. Ich presste die Finger gegen meine Lider, rieb mir die Augen und zwang mich, sie zu öffnen.
    Peanut begrüßte mich mit gebleckten Zähnen.
    Sie stand neben der Couch und knurrte die Verandatür an.
    Ich versuchte, den ekligen Geschmack im Mund durch Schlucken loszuwerden, und schlug mir auf die Wangen, um wieder klar zu sehen. Ich fühlte mich erbärmlich.
    »Was ist los, mein Mädchen?«
    Sie knurrte weiter. Der Klang war schlimm, ihre Stimmung war noch schlechter. Ich vertraute Hunden mehr als Menschen.
    Es war besser, Drew aufzuwecken. Ich stand auf und rüttelte ihn sanft an der Schulter.
    Ich fuhr

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