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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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einiges wert, wenn Sie ihn noch hätten.« Sehnsuchtsvoll schaute sie einem jungen Paar mit einem Kleinkind hinterher, die den Ausstellungsraum betraten. Ein anderer Verkäufer machte sich auf den Weg zu ihnen.
    Sie zwinkerte mir zu und beugte sich vor. »Obwohl der Gouverneur die alten liebt, sind die neuen sogar noch besser.« Sie deutete auf den Wagen, der neben dem LeBaron stand.
    Ich schlenderte zu dem schimmernden roten Sedan. »Toll. Ich könnte mir Mitch Jones in so einem vorstellen.«
    »Ganz sicher, obwohl er auch unsere Jeeps liebt.«
    »Da fällt mir ein«, sagte ich, »habe ich ihn nicht heute Nachmittag hier gesehen?«
    »Ja, schon, er …« Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Nein. Aber unser Prachtstück hier hat einen sehr geringen Benzinverbrauch.« Sie öffnete die Tür und zeigte auf die Sitze aus schwarzem Leder. »Möchten Sie mal eine Probefahrt machen?«
    »Mal sehen. Sind Sie sicher, dass Mitch nicht hier war?«
    »Ich habe die Tage durcheinandergebracht. Ist es nicht schlimm, wenn einem so was passiert?«
    »Sicher. Kennen Sie Drew Jones?«
    Sie saugte die Wangen ein. »Nicht gut. Warum fragen Sie?«
    »Weil …« Ich suchte nach einem Grund, einem, der nicht mit Winsworth zu tun hatte. »Ich war mit ihm auf dem College.«
    Das brachte mir ein säuerliches Lächeln ein. »Also waren Sie auch in Harvard?«
    Ein Mann in einer Bomberjacke aus Leder öffnete die Tür zum Ausstellungsraum, und die Verkäuferin ging mit einem »Entschuldigen Sie mich« zu ihm hinüber.
    So viel zu meinen plumpen Schnüffelversuchen. Mein Gespür war entschieden schlecht. Trotzdem sprach ich noch verschiedene andere Verkäufer an, deren Neigung zum Plaudern sich verflüchtigte, sobald ich Mitchs, Drews oder Daniels Namen in einem anderen Zusammenhang als mit Autos erwähnte. Die Büro- und Serviceangestellten waren, falls möglich, sogar noch kürzer angebunden.
    Ich fuhr mit dem Gefühl nach Hause, versagt zu haben. Und meine Kopfschmerzen hätten einem Tyrannosaurus Rex zur Ehre gereicht.
    Ich brauchte ein bisschen Erholung, also nahm ich meine Angelausrüstung und Penny und ging zu dem Teich auf der anderen Seite der Straße. Obwohl das Fliegenfischen gut gegen meine Kopfschmerzen war, gelang es mir nicht, mich dadurch wie üblich zu entspannen. Ich spielte den Abend über mit Penny Stöckchen werfen.
    Als ich mich zwischen die Laken gleiten ließ, war ich immer noch ruhelos und kribbelig. So viel war geschehen … und doch nicht genug. Ich wünschte, die Fotos von Lauras Wandbildern wären schon hier.
    Ich nahm mir den letzten Brady-Coyne-Krimi vor. Sechs Kapitel später war ich sicher, dass Hank nicht mehr anrufen würde, was bedeutete, dass kein mürrischer Cop mir heute Nacht die Bettdecke stehlen und neben mir schnarchen würde. Ich ließ das Buch in den Schoß sinken. Nicht nur, dass wir großartigen Sex hatten, es gefiel mir auch, mein Bett mit ihm zu teilen.
    Huiii. Gar nicht drüber nachdenken.
    Ich kehrte zu Brady zurück. Er steckte bis zum Hals in Mordermittlungen, als das Telefon klingelte.
    »Ach«, sagte eine liebe und vertraute Stimme. »Du bist also keiner Sekte beigetreten.«
    »Hi, Veda. Du fehlst mir auch.«
    »Das sehe ich, wo du doch ständig anrufst und E-Mails schickst.«
    »Mein Computer ist kaputt.« Viele »Ts, ts, ts« begleiteten im Anschluss einmal mehr Tallys unglaubliche Geschichten, wie wir sie zu nennen pflegten.
    »So, das waren schon die paar Neuigkeiten des Tages.«
    »Die paar Neuigkeiten? Meine liebe Tally, mach mal die Augen auf. Das klingt ja, als würdest du dir das mit dieser Laura Beal nur antun, um für die Vergehen deines Vaters zu büßen.«
    »Wie bitte?«
    »Versuchst du, dich umbringen zu lassen?«
    »Das ist doch lächerlich, Veda. Der Mord an Laura hat nichts mit meinem Vater zu tun.«
    Ein Lachen. »Natürlich nicht, meine Liebe. Und der Mond besteht aus grünem Käse.«
    »Hör auf, Veda. Ich habe die Sache mit Daddy auf Eis gelegt, solange ich an dieser Geschichte dran bin.«
    Sie seufzte laut und vernehmlich. »Aber sicher doch, meine liebste Tally. Ach. Warum, glaubst du wohl, ist das Haar dieser alten Frau so grau?«
    »Es ist schwarz, und du bleichst es. Und lass das mit der alten Frau. Du bist alles, nur nicht das.«
    »Du hast doch nicht etwa vor, dort oben zu bleiben?«
    »In einer Woche bin ich zu Hause.«
    »So Gott will.«
    »Hör auf!« Das war’s also. Veda hatte Angst davor, dass ich nach Winsworth zog.
    »In einer Woche«, wiederholte

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