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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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zu erwähnen. Jedes Mal traf ich auf ausdruckslose Blicke.
    Ich suchte auf den Microfiches in der Bücherei nach Vorkommnissen, die meinen Dad betrafen, fand aber nur Artikel, die ich bereits Dutzende Male gelesen hatte. Ich googelte meinen Vater sogar, aber auch das ergab nichts.
    Ich stattete dem Friedhof einen Besuch ab. Dads Grab sah unversehrt aus. Niemand hatte ihn ausgegraben, den Grabstein mit Graffiti verschmiert oder den Baum angezündet, der das Grab beschattete.
    Ich gebe zu, dass ich noch nicht bereit war, meinen alten Freunden gegenüberzutreten. Ich zögerte. Sie hatten seit über zwanzig Jahren nichts von mir gehört. Ich bezweifelte, dass sie mich mit offenen Armen empfangen würden. Morgen war Montag. Ein guter Tag, um mit meiner Reise entlang des Pfades der Erinnerung zu beginnen. Ich rechnete damit, dass es ein holpriger Pfad sein würde.
    Ich hatte noch immer keine Ahnung, wer Mr Atemlos war.
    Aber eines hatte ich herausgefunden: Das Wetter im ländlichen Maine konnte extrem und unvorhersagbar sein. Ich machte es mir für die lange Rückfahrt bequem.
    Ich bog auf die Bangor Road ein und fuhr nach Osten Richtung Winsworth. Versuchte, etwas Fröhliches im Radio zu finden. Zwanzig Minuten später prasselte der Regen gegen die Windschutzscheibe, und meine Stimmung war noch meine kleinste Sorge. Die Reifen quietschten, als ich um eine Kurve bog. Ich fuhr fast sechzig Meilen pro Stunde. Ich nahm den Fuß vom Gas.
    Der Wind rüttelte an den Bäumen, und auf der Straße stand Wasser, sodass sie im Kegel meiner Scheinwerfer glänzte. Es war das einzige Licht, abgesehen vom gelben Leuchten, das aus den vereinzelten Häusern drang. Die Nacht erinnerte mich an ein Szenario von Stephen King.
    Meine verschwitzten Hände umklammerten das Lenkrad. Ich beugte mich vor, zählte die Schläge der Scheibenwischer.
    Ein Schlammschwall klatschte auf meine Windschutzscheibe, eine Hupe ertönte, und dann überholte mich ein Minivan.
    »Himmel!«, kreischte ich. »Wer zum Teu…«
    Ich atmete heftig ein. Der Van war noch immer auf der falschen Spur und raste weiter. Plötzlich schwenkte er – zu schnell – wieder auf meine Fahrbahn ein und drehte sich einmal um die eigene Achse. Jetzt hatte ich ihn direkt vor mir – verdammt! – und sah, wie er über die nasse Fahrbahn genau auf mich zurutschte. Hurensohn!
    Ich riss das Lenkrad nach links, mein allradgetriebener Wagen schlingerte, und ich schrie »Scheißescheißescheiße«, wobei ich voll in die Eisen stieg.
    Ich legte den Kopf aufs Lenkrad, rang heftig nach Luft und versuchte, mich zu beruhigen. Alles war gut. Ich war unverletzt. Alles in Ordnung. Ich hob den Kopf und starrte in den Regen hinaus. Der Van lag halb auf der Seite, er war in einen flachen Graben gerutscht. Mist. Ich konnte nur hoffen, dass der Idiot angeschnallt war.
    Ich angelte nach meiner Taschenlampe und steckte das Pfefferspray ein, bevor ich ausstieg. Ich wünschte, Penny wäre bei mir gewesen.
    »He?«, rief ich, als ich auf den Van zulief.
    Der Strahl meiner Lampe fiel auf einen Mann, der aus einem der Wagenfenster glitt. Ich hielt abrupt inne. Er schüttelte die erhobene Faust und rief etwas, das ich wegen der Regenkaskaden, die über seine Kappe strömten, nicht verstehen konnte.
    Er landete, Hände voran, unsanft auf der Straße und richtete sich langsam auf – ein großer, dünner Kerl mit einem Rauschebart, der einen vor Wut verkniffenen Mund umrahmte.
    Er fuchtelte in der Luft herum und deutete mit dem Finger genau auf mich. »Sie dummes Weib! Das ist alles Ihre verfluchte Schuld!« Er taumelte auf mich zu.
    »Ich bin okay, und Sie sind es auch«, sagte ich und bemühte meine beruhigendste Psychologenstimme.
    »Von weg’n okay«, nuschelte er. »Wenn Sie nich’ wie ’ne Schnecke vor mir hergekrochen wären, wär das alles nich’ …«
    »Ich rufe einen Abschleppwagen.« Ich trat den Rückzug zu meinem Truck an. Der Wind heulte jetzt, der Regen peitschte uns ins Gesicht. In seinen Augen blitzte es gefährlich auf, und ich bekam es mit der Angst zu tun.
    »Das wer’n Sie nicht!«
    Er stürzte sich auf mich, schnappte meinen Arm und wirbelte mich herum.
    Ich hielt ihm das Pfefferspray ins Gesicht. »Hören Sie auf!«
    Er fuhr zurück, doch meine Drohung hatte nichts damit zu tun. Sein Körper zuckte, als hätte er irgendeine Art von Anfall. Er schlug die Hände vors Gesicht.
    Ich hatte keine Ahnung, was die Ursache dafür war, doch ich konnte ihn nicht allein lassen.
    Seine Hände

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