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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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Ich versuche, Laura zu verstehen und herauszufinden, wer sie umgebracht hat und warum. Ich habe nicht vor, ihr oder sonst jemandem zu nahe zu treten.«
    Sie griff in ihre Tasche und holte ein Handy hervor. »Ich rufe nur schnell Sheriff Cunningham an. Wenn er nichts dagegen hat, dann …«
    »Nein! Der nervt doch nur. Er würde sich nur einmischen.«
    »Ach, daher weht der Wind! Dann vergessen wir Hank erst mal.« Carmen schürzte die Lippen. »Ich mache einen Deal mit Ihnen. Ich habe einen Schlüssel für diese Tür. Sie können hineingehen, solange Sie das mit mir tun und Hank davon erzählen, wenn wir fertig sind.«
    Eher wollte ich verdammt sein, als Hank davon zu berichten. Mist. »Also gut, einverstanden. Sie sind ganz schön nervig.«
    Carmen schnitt eine Grimasse, als sie den Knauf drehte und die Tür öffnete. Sie grinste mich über die Schulter hinweg an. »Laura hat sowieso nie abgeschlossen.«
    Eins zu null für Carmen. Aber gut.
    Laura Beal überraschte mich immer wieder. Das Ambiente von Mittelerde, das ihr Büro durchweht hatte, fehlte hier. Stattdessen war ihr Haus luftig und hell, dekoriert im Landhausstil mit maritimem Einschlag, wie man ihn in den Katalogen von Pottery Barn finden konnte. Auf der Suche nach dem Anrufbeantworter durchquerte ich die in Weiß gehaltene Küche mit den ultramodernen Geräten und dem zerkratzten Kieferntisch. Dann kam ich ins Wohnzimmer.
    Sie hatte es in Hellgrün und Türkis eingerichtet und die Wände mit karibischen Motiven bemalt. Aber in dem Zimmer herrschte ein heilloses Durcheinander. Bücher, Zeitungen und Zeitschriften bedeckten jeden freien Fleck. Auf einem Klubsessel stand ein Paar Cowboy-Stiefel, daneben eine Flasche Bier.
    »Haben die Forensiker das so hinterlassen?«, fragte ich.
    »Meinen Sie die Typen vom CSI?«, meinte Carmen. »Nein. Das ist typisch für Laura. Hielt nicht viel vom Aufräumen, aber sie hat ein paar echt tolle Bücher.« Carmen zog einen großen Bildband aus einem der weißen Regale, die alle Wände des Wohnzimmers bedeckten. »Und einen tollen Geschmack.«
    Ich entdeckte den Anrufbeantworter auf einer Ablage in der Diele, darüber hing ein gerahmter Auszug aus einem Far-Side-Comic. Ich zog den Latexhandschuh an, den ich mitgebracht hatte, und drückte auf Play. Lauras Stimme, die Annies geradezu unheimlich ähnlich war, bat um eine Nachricht. Ein Versicherungsmensch hinterließ eine und legte dann auf.
    Ich drehte mich zu Carmen um, die mich über die Ränder ihrer Brille musterte. »Ein Gummihandschuh? Soll das ein Witz sein?«
    »Wie stand eigentlich Annies Freund, Steve Sargent, zu Laura?«, erkundigte ich mich.
    »Sie wühlen aber wirklich den ganzen Dreck auf, was?«
    »Ich erkunde nur die Beziehungen.«
    Sie schob das Buch, das sie in der Hand gehalten hatte, zurück an seinen Platz. »Steve mochte sie … bis zu einem gewissen Punkt. Vor ein paar Jahren hat sie ihn mal angebaggert. Deshalb hatte er dann ein schlechtes Gewissen Annie gegenüber. Annie hat ihrer Schwester vergeben. Ob Steve das auch getan hat, weiß ich nicht. Ich hab’s ganz sicher nicht getan.«
    »Warum hat sie dem Freund ihrer Schwester nachgestellt?«
    »Erstens mal ist diese Freundschaft eine inoffizielle. Zweitens herrschte auch zwischen Laura und Annie so eine Art schwesterliche Rivalität, die durch den Fortgang der Mutter noch stärker wurde. Und drittens hatte Laura in Steve so was wie eine verwandte Seele gesehen, zumindest eine Zeit lang.«
    Ihr geheimer Seelenverwandter? Das hatte Foster behauptet. »Steve Sargent wirkt mir nicht wie der Typ für eine Seelenverwandtschaft.«
    »Man sollte es nicht meinen«, sagte Carmen. »Aber Steve ist ein außergewöhnlicher Künstler. Er malt, genau, wie sie es tut – getan hat –, und Laura hatte eine richtig romantische Ader.«
    Das überraschte mich jetzt weniger. »Und was wurde aus ihrer Beziehung zu Hank Cunningham?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Es war widerlich, wie verrückt er nach ihr war. Und umgekehrt. Und natürlich dachte sie auch bei ihm eine Weile, er wäre ihr Seelenverwandter.«
    »Und was ist passiert?«
    »Keine Ahnung.«
    Von wegen. »Wann haben sie sich denn getrennt?«
    »Vor sechs Monaten vielleicht. Das ärgert Sie, stimmt’s?«
    »Warum sollte es?«, entgegnete ich reflexhaft. Oh Mann, war sie gut darin, andere zu durchschauen. »Sie haben den falschen Beruf.«
    Carmen lachte. »Was noch?«
    »Was ist mit Ihnen und Laura?«
    Carmen knabberte an einem Nagel. »Es ist komisch. Laura

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