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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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von Spuren, die zu ihnen hätten führen können. Sie taten alles, was notwendig war.
    Immer wenn Baronis Zweifel doch lauter wurden, wenn er kurz davor war, alles hinzuwerfen und davonzulaufen, schaute Max ihn mit strengen Augen an.
    Denk nicht einmal daran, sagten sie.
    Das ist doch Wahnsinn, flüsterte Baroni und half Max, den Sarg mit dem Altbürgermeister wieder nach unten zu lassen. Wie ein eingespieltes Team arrangierten sie alles wieder so, wie es vorher gewesen war, sie lösten die Schalungen, warfen Erde nach unten, sie schlossen das Grab und setzten die Blumen wieder an ihren Platz. Alles war genau so, wie es vorher gewesen war, niemand würde bemerken, dass das Grab noch einmal geöffnet worden war. Alles funktionierte reibungslos, jeder Handgriff, alles, was sie taten, wirkte koordiniert und geplant, es war fast so, als würden sie täglich Gräber öffnen und wieder schließen, Blumen arrangieren, Verbrechen verbergen. Wie unter Strom waren sie, Adrenalin schoss durch ihre Körper, die stinkende Leiche lag neben ihnen.
    Vorsichtig luden sie sie auf eine Schubkarre, bedeckten sie mit einer Plane und schoben sie über den Friedhof. Anschließend legten sie sie auf die Ladefläche des Pritschenwagens, sie verbargen den Leichensack und den Geruch, so gut sie es konnten, mit Plastikfolie und Decken. Dann fuhren sie zurück zum Rosenhof und warteten.
    – Und was jetzt?
    – Wir warten.
    – Und was, wenn uns jemand gesehen hat?
    – Es hat uns niemand gesehen.
    – Wie kannst du dir nur so sicher sein?
    – Bitte, mein lieber Baroni, du musst dich endlich einmal bemühen, die ganze Sache positiv zu sehen.
    – Was kann man hier positiv sehen, wir sind ständig umgeben von Leichen, die Fickinger will dich und deine Bumsmaus aufschneiden, und unser Vadim ist kurz davor, zum Organspender zu werden.
    – Leftera ist keine Bumsmaus.
    – Wo ist er überhaupt?
    – Ich weiß nicht, wo sie ist, aber Bumsmaus ist sie bestimmt keine.
    – Wo Vadim ist, will ich wissen, Max, wir dürfen ihn nicht so lange alleine lassen.
    – Das ist ein Scherz, oder? Du hast den ganzen Tag mit der alten Oma herumgemacht, und jetzt willst du mir sagen, wir dürfen ihn nicht so lange alleine lassen?
    – Sagst du mir jetzt bitte, wo er ist?
    – In seinem Zimmer, ich habe ihm gesagt, er soll die Türe absperren und dort bleiben, bis wir ihn abholen.
    – Sie ist erst dreiundsechzig.
    – Wer?
    – Die alte Oma.
    – Baroni, unser alter Seniorenbumser.
    – Sie ist wunderschön.
    – Sie ist reich.
    – Das auch.
    – Du hast das Geld gerochen, gib’s zu.
    – Gar nichts hab ich.
    – Doch, hast du.
    – Sie war geil, ich war geil.
    – Sie könnte deine Mama sein.
    – Idiot. Sie ist nur fünfzehn Jahre älter als ich.
    – So alt bist du schon?
    – Depp.
    – Die wartet sicher schon in deinem Zimmer auf dich.
    – Und?
    – Die macht dich fertig.
    – So wie dich deine kleine Bumsmaus, oder?
    – Blödsinn.
    – Wie gesagt, ich find’s gut.
    – Aber ich nicht.
    – Warum nicht?
    – Ich kann das noch nicht.
    – Doch, Max, du kannst.
    – Ich will nicht, verstehst du.
    – Spielst du lieber mit Leichen, oder was?
    – Hanni.
    – Jetzt lass endlich gut sein, Max, bitte, das Leben geht weiter.
    – Du hast leicht reden.
    – Mein Leben ist richtig im Arsch, Max, nichts ist leicht. Und trotzdem muss es irgendwie weitergehen, oder?
    – Bravo, Baroni.
    – Was?
    – Du siehst endlich mal etwas positiv.
    Beide lächelten. Beide wussten, dass das, was sie getan hatten, und das, was sie vorhatten, einem Himmelfahrtskommando gleichkam. Trotzdem taten sie es.
    Über zwei Stunden lang blieben sie im Wagen sitzen, so lange, bis alle Lichter in den Zimmern zum Garten ausgingen. Bis niemand mehr da war, keiner, der hätte sehen können, was sie im Vorbeigehen in den Brunnen warfen.
    Augen zu und durch, sagte Baroni.
    Augen zu und durch, wiederholte Max.
    Leise trugen sie den Körper über den Parkplatz, über ein kleines Rasenstück hin zu einem Springbrunnen, der unter einem Kastanienbaum im Dunkel lag. Mit zusammengekniffenen Nasen verabschiedeten sie sich von dem Gestank, von dem Körper, von dem armen Kerl, der zum Glück nichts mehr von dem mitbekam, was mit ihm passierte.
    Fast lautlos glitt der Körper ins Wasser. Ein kleines Plätschern hörte man, sonst nichts.

Achtzehn
    Max und Baroni in Liegestühlen am Pool.
    Weiße Bademäntel. In den Händen Teetassen, der Blick auf den Springbrunnen ist frei.
    – Das kann doch nicht sein,

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