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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Max.
    – Weil ich mit dir Bambustee trinke, oder was?
    – Deshalb auch.
    – Warum noch?
    – Weil du völlig verrückt bist.
    – So wie du, mein lieber Baroni.
    – Genau so ist es, mein Freund.

Neunzehn
    Tilda verstand es nicht.
    Dass Max und Baroni in Bademänteln am Einsatzort saßen, dass sie überhaupt da waren. Dass hier in der Provinz, in der sie nun schon seit dreißig Jahren lebte, und in der seit dreißig Jahren fast nichts passiert war, schon wieder ein Toter auftauchte, eine bereits stark verweste Leiche, ein aufgedunsener, fauliger Körper in einem Leichensack, vermutlich wieder aufgeschnitten und zugenäht, wieder an einem Ort, an dem niemand damit gerechnet hätte. Tilda schüttelte nur den Kopf. Ununterbrochen, sie murmelte vor sich hin, sie fluchte. Max wusste, dass sie nichts lieber getan hätte, als sich in einem Bademantel neben sie zu legen, Tilda hätte mit jedem getauscht in dem Moment, als sie die Leiche aus dem Brunnen zogen und den Reißverschluss leicht öffneten. Sie wollten sehen, ob da wirklich wieder eine Leiche war, ob das Grauen sich tatsächlich wieder breitgemacht hatte. Alle rümpften die Nasen, hielten sie zu, drehten sich weg, sie machten drei Schritte zurück, sie ekelten sich. Nur Leftera nicht.
    Sie stand bei der Leiche und rührte sich nicht. Sie machte ihre Arbeit, souverän, ohne Zögern, gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner untersuchte sie den Sack, sie verhinderten, dass die Leiche am Rosenhof ausrann. Keine Regung war in ihrem Gesicht, während Tilda sich beinahe übergeben musste und rasch hinter die Absperrung ging, die die Polizisten errichtet hatten, um sich in den Liegestuhl neben Max zu setzen. Es war ihr egal, was man über sie denken mochte, sie brauchte eine Minute für sich, zwei Minuten, sie nahm sie sich. Tilda Broll war müde. Tilda Broll wollte das nicht mehr riechen, sie wollte nichts mit dem zu tun haben, sie legte sich zurück und streckte ihre Beine aus, mit einem leisen Stöhnen schmiegte sie ihren Kopf in den weichen Polster.
    – Ich nehme an, es ist sinnlos, dich zu fragen, warum du schon wieder genau dort bist, wo eine Leiche gefunden wird?
    – Nein, ist es nicht.
    – Eigentlich ist es mir auch scheißegal, Max.
    – Ich sagte, dass es nicht sinnlos ist, mich zu fragen.
    – Dir Ratschläge zu erteilen ist ohnehin sinnlos.
    – Frag mich doch.
    – Du sollst dich nicht in Gefahr bringen, Max, dich nicht, Baroni nicht, niemanden. Du sollst zurück auf deinen Friedhof gehen und ein Buch lesen, du sollst deine Finger von diesem Wahnsinn lassen.
    – Du sollst mich jetzt endlich fragen, was hier los ist.
    – Ich kann nicht mehr auf dich aufpassen, Max, ich habe keine Kraft mehr. Ich kann nicht mehr, Max.
    – Ich werde mit dem Innenminister reden.
    – Was wirst du?
    – Der Innenminister, er wird hier sicher bald auftauchen, er ist an dem Laden beteiligt.
    – Was machst du hier, Max?
    – Egal, wie unwahrscheinlich das für dich alles klingen wird, du musst mir jetzt einfach glauben.
    – Was, Max?
    – Es geht um die Organe, Tilda.
    – Was du nicht sagst. Ich musste bei der Obduktion anwesend sein, ich weiß, dass es um die Organe geht, Max. Leider.
    – Dann weißt du sicher auch, dass sie hier entnommen wurden. Und auch hier transplantiert, dass irgendwelche reichen Russen sich hier neue Herzen einsetzen lassen. Transplantationstourismus, verstehst du?
    – Was redest du da?
    – Es gibt keinen Zweifel.
    – Blödsinn, Max.
    – Kein Blödsinn, Baroni wird dir nichts anderes sagen. Du musst den Laden auseinandernehmen.
    – Du schaust dir zu viel Schwachsinn im Fernsehen an, Max.
    – Glaub mir einfach, bitte.
    – Glauben ist in meinem Beruf zu wenig, Max. Wenn du willst, dass ich diesen Unsinn ernst nehme, dann brauche ich Beweise.
    – Wilma Rose ist dafür verantwortlich, dass da eine ausgeweidete Leiche im Brunnen liegt.
    – Wilma Rose?
    – Ja, die Fickinger.
    – Max, noch mal, ich weiß nicht, was du mit all dem zu tun hast, und ich will es auch gar nicht wissen, aber bitte, mach mir mein Leben nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.
    – Das mache ich nicht, Tilda, im Gegenteil.
    – Ich kann euch nicht zwingen, von hier zu verschwinden, Max, aber ich will euch auch nicht im Gefängnis besuchen müssen. Hast du das verstanden?
    – Warum Gefängnis? Was redest du? Ich will dir helfen, deinen Fall zu lösen, ich serviere dir deinen Täter im Liegestuhl, und du redest davon, uns im Gefängnis zu besuchen.
    – Es reicht,

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