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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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neben ihr liegen, die Augen nicht aufmachen. Er will ihre Haut nicht, er will verschwinden in dem weißen Laken, er will sie nicht so nah. Leftera. Ihre Brüste, ihre Schenkel, ihre Zunge, diese Augen, die nach ihm schreien, die ihn lähmen, ihn schwach machen, ihm den Verstand nehmen. Max will, dass sie geht, dass sie aufwacht und geht, dass sie ihn auf der Luxusmatratze alleine zurücklässt, er will, dass sie nicht zurückkommt. Weil er es nicht kann. Noch nicht. Später vielleicht.
    Wie sie neben ihm liegt. Wie sie ihn aufgesaugt hat, wie er nass zwischen ihren Beinen verschwunden ist. Wie warm sie war. Wie er es tief unten spürt. Dass es weh tut, weit weg. Wie es schmerzt. Dass sie es ist, die neben ihm liegt. Sie, nicht Hanni.
    Wie sehr Max seine Augen zusammenpresst, minutenlang. Und wie er sie dann doch öffnet und zurückschreckt. Sich aufsetzt, wie er sie anstarrt, ihrem Körper entlangschaut, seinem. Wie seine Augen das Zimmer absuchen, jeden Zentimeter ihrer Haut, seiner Haut. Wie er versucht zu begreifen, was passiert ist. Die Striche auf ihr. Auf ihm. Überall auf ihnen.
    Max versucht zu begreifen, seine Augen verfolgen die schwarzen Linien, sie sind überall, auch auf dem Rücken. Bemalte Körper. Seiner, ihrer. Gekennzeichnet, markiert, seine Waden, die Hüften, seine Brüste. So, wie sie es machen, bevor operiert wird, bevor sie Fett absaugen, Teile wegschneiden, Silikon einsetzen.
    Max hat das im Fernsehen gesehen. Einen Arzt, wie er seine Patientin beschmiert hat, wie er mit seinem Stift modelliert hat, wie er sie in Gedanken zerschnitten hat, sie entstellt hat, wie er mit jedem Strich einige tausend Euro verdient hat, am Reißbrett hat er eine Frau erschaffen, mit jedem Strich, den er gezogen hat, hat er ihr gesagt, dass sie nicht gut ist, so wie sie ist, dass sie sich verändern muss, dass er sie aufschneiden muss, wenn sie in Würde weiterleben will. Jeder Strich war ein Hieb für ihre Seele, jeder Strich ein Stück Hoffnung, jeder Strich ein Stück Veränderung, damit das Leben erträglich bleibt.
    Zu viele Striche, hat sich Max damals gedacht.
    Zu viele Striche, denkt er sich auch jetzt.
    Wer hat das getan? Leftera? Er selbst? Beides kann nicht sein, auch die Rücken sind markiert, präzise. Max ist aufgesprungen, er steht vor dem Spiegel und dreht sich. Wie ein Kunstwerk sieht er aus, ein bemalter Körper, Muskeln, Haut. Er stellt sich das Skalpell vor, das all diese Linien nachziehen sollte, er stellt sich vor, wie jemand in sein Zimmer kam und sie nackt sah, beide, wie diese Person sich über sie hermachte. Wie sie ihnen Strich für Strich drohte.
    Das ist eine Warnung, hört Max sie sagen.
    Er sieht sie vor sich. Wilma Rose mit dem Stift in der Hand. Wilma Rose mit Tränen in den Augen. Wilma Rose, wie sie das Skalpell am liebsten in ihn hineinrammen würde. Wilma Rose.
    Max ist sich sicher. Es kann nur sie gewesen sein. Sie haben zu lange geschlafen, es ist Nachmittag, sie hat etwas ins Essen getan, hat sie betäubt, sie war es, er weiß es.
    Er greift nach dem Telefon und wählt die Nummer der Rezeption. Ohne sich mit Freundlichkeiten aufzuhalten lässt er sich mit ihr verbinden.
    – Guten Morgen, Herr Broll.
    – Fette alte Sau, Drecksau.
    – Bitte?
    – Warum hast du das getan?
    – Hat Ihnen Ihr Rahmschnitzel nicht geschmeckt?
    – Das wird dir noch leidtun.
    – Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.
    – Und trotzdem wird es dir leidtun.
    – Vielleicht wäre es besser für Sie, wenn Sie, der Fußballer und Ihre kleine Freundin den Rosenhof jetzt verlassen würden.
    – Gar nichts werden wir.
    – Haben Sie keine Angst?
    – Ich verspreche dir, dafür packe ich dich bei den Eiern.
    – Bei den Eiern?
    – Ich mache dich fertig.
    – Papperlapapp.
    – Es reicht.
    – Das finde ich auch. Die Polizei hat mich gestern Nacht noch angerufen. Sie haben Anton gefunden. Unglücklicherweise war das, was Sie mir erzählt haben, die Wahrheit.
    – Du hast uns deinen Klimt-Verschnitt nur wegen deinem türkischen Spielzeug aufgemalt?
    – Wenn Sie nicht abreisen, werden Sie das sehr bereuen, Herr Broll.
    – Schneidest du uns dann auf, oder was?
    – Ich werde der Polizei sagen müssen, was Sie mir erzählt haben.
    – Was habe ich dir erzählt?
    – Dass Sie und Ihr Freund Anton von der Straße gedrängt haben.
    – Blödsinn, er ist ganz alleine den Hang hinuntergefahren.
    – Man wird Lackspuren finden, Sie kennen das ja.
    – Hören Sie auf damit.
    – Sie packen jetzt Ihre Sachen und

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