Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
sich und sieht, wo sie sind, wohin Leftera sie gebracht hat, wo sie sie eingesperrt hat. Alle Versuche zu entkommen sind sinnlos, Max und Baroni sitzen in einem Tierkäfig, ein Käfig für Wildtiere, ein Käfig, aus dem man nicht entkommen kann, ein Käfig aus einem Horrorfilm. Kein Fenster. Nur eine Glühbirne an der Decke. Schreien ist sinnlos. Das Haus ist alt, die Mauern einen halben Meter dick, der Raum ist groß, vielleicht dreißig Quadratmeter, ein Erdkeller, früher wurden hier wahrscheinlich Lebensmittel gelagert. Außer dem Käfig ist nichts im Raum, die Wände sind kahl, keine Regale, nichts. Überall am Boden liegt Stroh.
Sie hat hier ein Tier gehalten, sagt Max.
Was für eine Drecksau, deine Bumsmaus, sagt Baroni.
– Baroni?
– Was?
– Hast du die Kratzspuren an der Wand gesehen?
– Ja.
– Es muss ein großes Tier gewesen sein.
– Das ist abartig hier, Max.
– Glaubst du mir jetzt, dass sie etwas damit zu tun hat?
– Es ist doch egal, was ich glaube, Max, das ist jetzt sowieso nicht mehr wichtig.
– Was meinst du?
– Deine kleine Freundin scheint nicht ganz dicht zu sein.
– Sie ist nicht meine Freundin.
– Trotzdem, sie ist nicht ganz sauber, oder? Sie hat uns in einen Käfig gesperrt, sie hat einen Elektroschocker zuhause, und wenn wirklich stimmt, was du vermutest, dann schlitzt sie Leute auf, bei lebendigem Leib. Und das, mein Freund, macht mir Angst.
– Irgendeine Lösung gibt es immer.
– Welche?
– Uns fällt schon was ein.
– Schau uns an, sie ist eindeutig im Vorteil, Max.
– Tilda weiß, dass wir hier sind.
– Die lässt frühestens morgen nach uns suchen, und morgen sind wir wahrscheinlich schon tot.
– Blödsinn.
– Was dann? Glaubst du, sie hält uns hier ein paar Wochen wie Haustiere, oder was?
– Warum sollte sie uns umbringen?
– Denkst du, dass du Sonderstatus hast, nur weil du sie gebumst hast? Die Frau ist irre, die wird uns aufschneiden wie eine Burenwurst.
– Wir sind zu zweit.
– Wir sitzen in einem Käfig.
– Sie ist eine Frau. Zwei Männer werden es wohl schaffen, sie zu überwältigen.
– Wie blöd bist du eigentlich, Max? Jemand, der das mit den Leichen bringt, der schafft es auch, uns ein bisschen auszunehmen.
– Das wird nicht passieren.
– Leck mich, Max, dein Optimismus geht mir wirklich auf die Eier.
– Willst du lieber hier warten, bis du geschlachtet wirst?
– Was denn sonst, Max, sollen wir die Gitterstäbe durchknabbern, oder was?
–
–
– Wie konnte ich nur so blöd sein, Baroni.
– Du sagst immer, wir sind so.
– Ich hätte es wissen müssen. Sie ist völlig durchgeknallt, ich hätte es wissen müssen, sie hat es angedeutet, sie hat gewusst, dass ich etwas mit den Supermarktleichen zu tun habe, sie hat es gewusst.
– Du hörst jetzt sofort auf, dir Vorwürfe zu machen.
– Wir sind wirklich im Arsch.
– Schaut so aus.
– Tut mir leid, das ist alles meine Schuld.
– Ich habe das Fenster eingeschlagen, Max.
– Und ich wollte unbedingt hierher.
– Du wolltest am Strand in Thailand in Ruhe deinen Himmel anschauen.
– Hm.
– Eben.
– Was ist, wenn wir hier wirklich nicht mehr lebend rauskommen?
– Max?
– Was?
– Wir sind ganz schön dämlich.
– Warum?
– Wir haben ein Handy. Wir rufen Tilda an, und in zehn Minuten ist der Spuk vorbei.
– Leider, mein Freund, kein Empfang.
– Das kann nicht sein.
– Doch, Baroni, das ist absolute Endstation hier.
– Das geht so nicht, Max.
– Was?
– Dass uns ständig jemand umbringen will. Vor zwei Jahren der Saubauer, letztes Jahr Wagner, und jetzt deine Bumsmaus.
– Ich habe mir diese ganze Scheiße nicht ausgesucht, Baroni.
– Hauptsache, Sarah ist in Sicherheit.
– Ja.
– Wenn ihr etwas passiert wäre, hätte ich mich umgebracht.
– Blödsinn.
– Doch, Max.
– Ihr ist aber nichts passiert.
– Sie wird mich hassen.
– Weil du ihren Lover von der Straße gedrängt hast?
– Ich habe ihn nicht von der Straße gedrängt.
– War nur ein Scherz.
– Das wird sie mir nicht verzeihen, Max.
– So wie es aussieht, kann dir das egal sein, mein Freund, wir werden in diesem hübschen Keller vor die Hunde gehen.
– Irgendwie glaube ich das noch nicht.
– Wer ist hier der Optimist von uns beiden?
– Einer von uns beiden muss ja an uns glauben, oder?
– Wenn du meinst.
– Ja, das meine ich.
– Träumer.
– Überleg mal, was wir beide schon alles überstanden haben, dann schaffen wir das hier auch
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