Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
ist.
Fass, sagt sie.
Mit kühler Stimme beschließt sie den Tod der zwei Hühner. Innerhalb von Sekunden hören sie auf zu gackern, innerhalb von Sekunden sind sie tot, werden sie zerfetzt und in blutrünstigen Mäulern hin- und hergeschleudert.
Federn fliegen. Max und Baroni sprachlos. Mit allem haben sie gerechnet, aber nicht damit. Mit Waffen, mit Gewehren und Pistolen, mit Handgranaten und Armbrüsten, aber nicht mit Hunden, nicht mit Unterkiefern in dieser Größe, nicht mit dieser Beißkraft, nicht damit, dass die zwei Hühner innerhalb weniger Augenblicke verschwinden würden.
Was für eine Scheiße, sagt Baroni.
Mehr als das, sagt Max.
Platz, sagt Leftera.
Die Hunde setzen sich, knurrend, berauscht, bereit, weiter zu töten, weiter zu beißen, Baroni und Max in Stücke zu reißen. Keine Sekunden lassen sie die beiden aus den Augen, keine Sekunde lässt Leftera einen Zweifel, dass sie erneut einen Tötungsbefehl geben würde. Lächelnd kommt sie auf den Käfig zu und sperrt das Vorhängeschloss auf, lächelnd öffnet sie das Gitter und befiehlt ihnen herauszukommen. Langsam, ohne ruckartige Bewegungen, sie rät ihnen, die Hunde nicht zu reizen, sie nicht herauszufordern, sie schickt sie zur Tür, um das Werkzeug zu holen, das dort am Boden liegt. Zwei Schaufeln, ein Pickel.
Leftera dirigiert sie, sie weist sie an, die Werkzeuge mitten im Raum abzustellen, dann lässt sie sie auch den Liegestuhl, den Weißwein und die Obstschale hereintragen.
Mit einem Grinsen, das von Minute zu Minute größer wird, setzt sie sich in den Liegestuhl und befiehlt ihnen zu graben. Die Pitbulls neben ihr, die Schaufeln am Boden, Max und Baroni stehen ratlos vor ihr, angstzerfressen, mit dem Blick auf die Hunde. Keinen Augenblick lang lassen sie sie aus den Augen, keinen Augenblick mehr zweifeln sie daran, dass ihr Ende jetzt tatsächlich bevorsteht. Dass Leftera vor ihnen in einem Liegestuhl sitzt, sie zwingt, ein Loch zu graben, macht Max Angst. Große Angst. Mit welcher Selbstverständlichkeit sie sagt, was sie will, was sie ihnen antun will. Wie sie dasitzt in ihrem Sommerkleid, wie sie die Weinflasche öffnet und ihren Befehl wiederholt, lauter jetzt, bestimmter.
Max und Baroni stehen einfach nur da. Sie rühren sich nicht, wagen nicht, nur einen Finger zu bewegen. Die Hunde sind schlimmer als alles, was sie sich vorgestellt haben, der Gedanke daran, in ihren Mäulern zu enden, lässt sie stillstehen, lässt sie schaudern, zittern. Dass Leftera ihren Befehl zum dritten Mal wiederholt, ändert nichts daran, wie paralysiert starren sie die zwei mächtigen knurrenden Hunde an. Max und Baroni in Bademänteln. Max und Baroni ohne Zukunft in einem Keller, sprachlos, wehrlos. Vor ihnen die Bumsmaus. Leftera Ermopouli. Wie sie sich zurücklehnt, ihr Glas hebt und beginnt, mit Max zu reden. Ruhig, langsam, liebevoll fast.
– Komm schon, Max, jetzt stell dich nicht so an. Ist doch alles halb so schlimm, du gräbst jetzt dieses Loch, und dann bist du erlöst von deinem Elend.
– Sperr die Hunde in den Käfig, bitte.
– Ach Max, die sind doch froh, dass sie einmal Auslauf haben, ich kann sie jetzt nicht einfach wieder in den Käfig sperren. Sie haben Hunger, meine Kleinen.
– Warum tust du das?
– Warum seid ihr hier eingebrochen?
– Lass uns in Ruhe darüber reden.
– Aber der Fußballer hält sein Maul. Nur du redest, ist das klar? Ich ertrage es nicht, wenn dieser Idiot den Mund aufmacht, das dumme Arschloch hat alles versaut.
– Ist ja gut, Baroni ist still, wir finden für alles eine Lösung.
– Finden wir nicht.
– Bitte.
– Nein.
– Die Hunde, bring sie weg.
– Tut mir leid, Max, aber die Hunde bleiben genau da, wo sie sind, und solltet ihr jetzt nicht gleich anfangen zu graben, werden sie euch wohl auffressen.
– Du bist völlig durchgeknallt.
– Und du bist ein neugieriger kleiner Dummkopf.
– Lass uns damit aufhören, bitte, Leftera.
– Jammerlappen.
– Bitte.
– Wir hätten alle gut damit verdienen können, aber du und dieser dämliche Fußballer, ihr musstet ja unbedingt die Helden spielen.
– Was hast du mit der alten Fickinger zu tun?
– Ich bin die junge Fickinger.
– Was bist du?
– Die alte Schlampe war meine Mama.
– Wilma Fickinger war deine Mutter?
– Wie oft denn noch?
– Das musst du mir erklären.
– Ihr fangt jetzt an zu graben, sofort.
– Ja, ist ja schon gut.
– Er auch.
– Wozu soll das gut sein, Leftera?
– Zum letzten Mal, ihr grabt, oder
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