Leichentanz
lag über ihm einer der drei Ausstiege, weit von dem entfernt, durch den der Mann hineingekrochen war.
Auch der zweite Maler hatte sich verändert. Er wartete in der Dunkelheit wie ein fetter Kloß, der zwar seine Gestalt behielt, sie innerlich aber laufend veränderte, denn durch den aufgepumpt wirkenden Körper flössen dicke, grünlich schimmernde Ströme, als hätten sie die menschlichen Adern abgewechselt.
Crimsdyke hatte keinen Kopf. Das Gesicht war in den Körper integriert.
Die Züge traten nicht klar und deutlich hervor, auch sie zuckten mal in die Breite oder zogen sich zusammen. Es war bei ihm ein permanenter Wechsel. Er wußte sofort, daß Marens Plan schiefgegangen war, stellte keine Frage und drehte sich herum. Über eine schmale Leiter walzte er an die Oberfläche. Er drückte ein Rasenstück zurück, die Masse quoll über den Rand hervor, bis die Augen entdeckt hatten, daß sich niemand in der Nähe aufhielt.
Erst dann verließen die beiden Ghouls ihr Versteck und befanden sich wieder in einer schattigen Umgebung am Ende des Areals, wo Büsche und Niedrighölzer wuchsen, die ihnen Schutz gaben. Er war so dicht, daß sie sich hier wieder verwandeln konnten.
Die qualligen Geschöpfe entwickelten sich zurück. Aus den Schleimklumpen wurden wieder Menschen, mit einer zwar weichen, aber dennoch normal aussehenden Haut. Mit den Händen wischten sie letzte Schleimtropfen aus ihren Gesichtern, und auch der eklige Geruch verflüchtete sich allmählich.
Maren glotzte seinen Artgenossen böse an. Er schob die dicke Unterlippe vor, und ›schlürfte‹ beim Sprechen, als er sagte: »Es hat nicht geklappt.«
»Warum?«
Maren berichtete Einzelheiten. Auch Crimsdyke zeigte sich erschreckt, als er hörte, daß mit einer geweihten Kugel geschossen worden war.
»Dann muß er Bescheid wissen.«
»Ja, und die Frau hat es ihm gesagt.«
»Wir hätten sie töten sollen.«
Maren nickte düster. Beide hatten inzwischen ihre Kleidung übergestreift und drehten sich um. Durch die Büsche führte ein schmaler Pfad direkt an das Ende des Areals, wo sie ihren Wagen abgestellt hatten. Es war ein dunkler Ford Caravan, in dem sie auch ihre Bilder transportieren konnten.
Der Wagen stand nicht im Parkverbot, es hatte sich auch niemand an ihm zu schaffen gemacht, und Maren setzte sich auf den Fahrersitz, ohne gleich zu starten. Er wartete, bis Crimsdyke die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann trommelte er mit beiden Händen auf das Lenkrad. Der Wutanfall ging vorbei, das Gesicht nahm wieder normale Züge an und zeigte sich nicht mehr so verquollen, so daß sich Crimsdyke endlich traute, ihm eine Frage zu stellen.
»Hast du dir einen Plan überlegt?«
»Keinen genauen.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht. Ich mußte erst weg.« Finster starrte ihn Maren an.
Das dunkle Haar glänzte fettig und auch schleimig. »Man wird uns jagen.«
»Dieser Mann?«
»Auch er. Ich habe dir erzählt, daß es noch einen zweiten gibt. Den Chinesen.«
Crimsdyke knetete seine Hände. »Können wir denn da nicht schneller sein?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und Döring?«
»An ihn werden wir uns wenden. Er hat Einfluß, er hat Macht, und er möchte, daß unsere Verbindung auf keinen Fall bekannt wird. Soll das so bleiben, muß er uns die Verfolger aus dem Weg schaffen. Das ist alles, und danach werden wir uns richten.«
Crimsdyke war einverstanden. Er stimmte immer dem zu, was Maren vorschlug, denn der war der Chef. Und er hatte auch nichts dagegen, daß Maren den Motor startete und anfuhr…
***
Ich hatte mich weder duschen noch umziehen können, roch dementsprechend, und Glenda Perkins wurde bleich, als wir ihr Vorzimmer betraten. »Wo hast du denn gebadet?« Sie schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase. »Das ist ja einfach schrecklich.«
»Ich liebe nun mal die Ghouls.«
»Ja, das kann ich mir denken.« Glenda verschwand aus meiner Nähe und sorgte für eine entsprechende Distanz. Sie stellte sich neben die Tür zum Gang und erklärte mit strenger Stimme, daß Sir James uns zu sprechen wünschte.
»Ist es denn dringend?«
»Hat sich so angehört. Warum?«
Ich runzelte die Stirn. »Eigentlich hätte ich mich gern geduscht und die Kleidung gesäubert, bevor…«
Die Tür wurde aufgestoßen. Sir James hatte die letzten Worte gehört.
»Darauf können Sie verzichten«, sagte er, schloß die Tür, schaute mich an, ›schnüffelte‹ und ging zwei Schritte zurück. Weiter konnte er nicht gehen, da hielt ihn die Wand
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