Leichentanz
anders als die abendliche Ruhe im Garten seines eigenen Hauses. Sie kam ihm bedrückend vor, und sie schien sich regelrecht auf ihn niedergedrückt zu haben.
Auf seinem Gesicht lag der klebrige Schweiß. Es war auch in der Diele nicht sehr hell, trotzdem konnte er den Schmutz gut erkennen. Er war überall, auf dem Boden, an den Wänden, und er sah noch etwas.
Leichen…
Tierleichen. Ratten entdeckte er, sogar einen Fuchs, von dem nur das Fell übriggeblieben war.
Döring schluckte. Wenn die Ghouls hungrig waren, holten sie sich auch Tiere.
Und mit so etwas arbeitest du zusammen! Erst jetzt kam ihm so richtig zu Bewußtsein, auf was er sich da eingelassen hatte, und er mußte sich einfach schütteln. Nur gut, daß er Cedric Bescheid gegeben hatte. Durch seinen Einfluß würde er dafür sorgen, daß ihn die Polizei in Ruhe ließ.
Es hätte ihm gerade noch gefehlt, wenn es denen gelungen wäre, die Verbindungen zwischen ihm und den Ghouls aufzudecken. Über den Skandal hätte sich die Nation gefreut.
Am Eingang zum Atelier lagen Knochen wie zum Happening hingelegt oder aufgebaut. Er schaute nach und konnte nicht sofort unterscheiden, ob sie von Menschen oder Tieren stammten.
Auch im Atelier hatte sich der Gestank gehalten. Knochen allerdings fand er nicht. Dafür sah er sich in einer Unordnung, wie sie ihm völlig fremd war.
Fertige und halbfertige Bilder lagen oder standen auf dem Boden. Auf einer Staffelei entdeckte er ein angefangenes Bild, die zweite Staffelei war verhängt.
Er lupfte das Tuch nicht an, sondern führte den Rundgang fort und schaute sich dabei die Motive der von den beiden Ghouls gemalten Bildern an.
Sie waren düster, schlimm, denn sie entsprechen ungefähr der Stimmung und dem ›Leben‹, das die Leichenfresser führten. Viel Braun und Grau, alte Gemäuer, schlimme Gestalten, zwar menschlich aussehend, aber stets verwachsen oder pervertiert. Sie hatten sich ihre Beute geholt und schleiften erledigte Tiere hinter sich her.
Vor dem Fenster blieb er stehen und schaute nach draußen.
Auch dort breitete sich der verwilderte Garten aus, und als er ein Telefon sah, kam ihm eine Idee.
Er wollte wissen, ob Cedric schon etwas in die Wege geleitete hatte. Die Nummer hatte er im Kopf, und Cedric meldete sich ziemlich schnell. In seiner Stimme lag ein nicht zu überhörendes Zittern.
»Ich bin es.«
»Ausgerechnet du.«
»Na und?«
»Weißt du denn, in welche Schwierigkeiten du mich gebracht hast, Fred?«
»Wieso Schwierigkeiten?«
»Verdammt, es war nicht einfach, die Polizei davon zu überzeugen, der Knochenspur nicht weiter nachzugehen.«
Döring runzelte die Stirn. »Was hast du gesagt?«
»Ja.«
Der Manager lächelte. »Dann darf ich wohl davon ausgehen, daß du es geschafft hast?«
»In der Tat«, stöhnte Cedric. »Nur frage mich nicht, welche Mühe mich das gekostet hat. Ich turne hier ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs entlang.«
»Das ist nicht nötig, Cedric. Du bist gut, man hört auf dich, mein Freund.«
»Das sagst du so!«
»Aber die Ermittlungen sind eingestellt worden, denke ich mir mal.«
»Du kannst deine Ladung abholen lassen. Es wird wohl offiziell als eine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Banden hingestellt. Du bist außen vor, Fred.«
»Danke, mein Lieber, danke. Du weißt, daß ich dir das nie vergessen werde.«
»Schon gut.«
»Wir hören wieder voneinander.« Mit einer sehr sanften Bewegung legte Döring auf. Diesmal lächelte er breit. Auch der Gestank im Atelier machte ihm kaum etwas aus. Sein Freund Cedric hatte vorzüglich reagiert und den Fall in die richtigen Bahnen geleitet.
Jetzt mußte er nur noch mit den beiden Ghouls reden, und er hoffte, daß sie bald erscheinen würden. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, daß sie tatsächlich mit ihrem Wagen auf das Gelände rollten. Wenn er sich drehte, konnte er auf die Kühlerschnauze schauen. Er sah auch, daß sie ausstiegen. Maren etwas lockerer als der fette und unbeweglichere Crimsdyke. Beide schauten zum Haus hin, und Döring winkte ihnen hinter der Scheibe stehend zu. Er wollte die beiden nicht so sehr überraschen.
Crimsdyke hatte die Bewegung gesehen. Er stieß seinen Artgenossen an und zeigte auf die Scheibe. Dann sagte er etwas zu ihm, worauf Maren nickte.
Döring atmete auf. Sie schienen sein Eindringen akzeptiert zu haben.
Bisher war alles gut gelaufen, jetzt lag es einzig und allein an ihm, die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Bei näherer Betrachtung sah die
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