Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gar nicht mal so schlecht aus. Es war wieder einiges zurechtgerückt worden…
    ***
    Ich hatte mich mehrere Male eingeseift, wieder abgespült und die Kleidung dann zu einem Paket verschnürt, das ich irgendwann in die Reinigung bringen wollte. Doch Glenda, mit der ich darüber sprach, schüttelte nur den Kopf und gab bekannt, daß sie das für mich erledigen wollte. »Da kannst du sicher sein, daß auch nichts vergessen wird.«
    »Du bist ein Schatz.«
    »Wie schön.«
    »Sind die anderen noch beim Zeichner?«
    »Ja.«
    Ich ging ebenfalls und fand Mrs. Leginsa und Suko in einem Raum vor, der eine Mischung aus Computer-Zentrale und Kreativ-Saal bildete, denn die Zeichner oder Erkennungsexperten arbeiteten sowohl mit der Schablone als auch mit dem Computer. Es kam immer darauf an, welche Möglichkeit mehr Erfolg versprach.
    Mrs. Leginsa saß steif auf einem Drehstuhl. Sie hatte die Hände rechts und links auf die Kanten der Sitzfläche gestützt und konzentrierte sich auf die Schablone. Mit ihr konnte sie wohl mehr anfangen als mit dem Bildschirm.
    Der Experte, er hieß Taylor, stand neben ihr und war die Ruhe selbst.
    Sein Haar wuchs lang bis auf die Schultern, und um sein Kinn hingen Bartfransen wie kleine Wattestreifen.
    Er hatte mein Eintreten bemerkt, nickte mir zu und kümmerte sich wieder um die Arbeit. Im Hintergrund saßen noch zwei Kollegen vor ihren Bildschirmen.
    Ich stellte mich neben Suko, der einen Schritt zurückgegangen war. »Gut riechst du«, sagte er.
    »Hör auf. Wie weit seid ihr?«
    »Wir nähern uns.«
    Ich nickte und beugte den Kopf nach vorn. Auf dem Schablonenbrett lag der fertige Umriß eines Gesichts. Ein sehr rundes, volles Gesicht, wenn auch nicht so glatt, denn an einigen Stellen mußte es mehr Dellen haben.
    Das schaffte Taylor auch.
    Mrs. Leginsa arbeitete konzentriert. Wir störten sie nicht. Hin und wieder nickte sie, schüttelte aber auch den Kopf, wenn sie an der neuen oder veränderten Form etwas störte.
    Taylor zeigte eine Engelsgeduld. Er holte der Frau etwas zu trinken. In der kurzen Pause drehte sie sich zu uns um. Zweifel zeichneten ihr Gesicht. »Was meinen Sie, ob ich es überhaupt schaffe? Je mehr ich darüber nachdenke, um so größere Bedenken kommen mir. Stellen Sie sich vor, ich identifiziere einen Falschen.«
    »Das traue ich Ihnen nicht zu«, sagte Suko. »Haben Sie eine Ahnung, wie schwer das hier ist.«
    »Das wissen wir leider.«
    Sie bekam den Saft, trank einige Schlucke, und Taylor fing meinen fragenden Blick auf.
    »Ja, John«, sagte er, »es geht gut voran. Ich bin zufrieden. Mrs. Leginsa ist eine ausgezeichnete Beobachterin. Wir bekommen allmählich Profil da hinein.«
    »Sie wollen mich nur aufmuntern, Mister Taylor.«
    »Das will ich nicht. Ich kann Ihnen sogar eine Wette anbieten. Wir brauchen nicht länger als eine Viertelstunde, dann haben wir es geschafft, Mrs. Leginsa.«
    »Meinen Sie?«
    »Ich bin davon überzeugt.«
    »Gut, dann machen wir weiter.«
    »Gern.«
    Suko und ich zogen uns etwas zurück, denn wir wollten nicht stören. Im Hintergrund fanden wir einen Tisch, vor dem zwei Stühle standen. Leise unterhielten wir uns.
    »Gut, John, jetzt hat sie diesen Ghoul identifiziert. Ich frage dich, wie es dann weitergehen soll.«
    »Dann wissen wir immerhin, wie er aussieht und können ein Fahndungsblatt drucken lassen. Das erhält jeder Kollege. Ich könnte mir vorstellen, daß wir damit etwas erreichen. Was ich bisher auf der Schablone gesehen habe, läßt darauf schließen, daß dieser verfluchte Ghoul als Mensch ziemlich außergewöhnlich ist. Auffallend, meine ich.«
    »Groß ist der Strohhalm aber nicht.«
    »Nein. Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Ich würde auch die Friedhöfe überwachen.«
    »Nicht nur den einen?«
    »Der ist doch knochenleer.«
    »Wobei wir wieder bei den Gebeinen wären.«
    »Natürlich, John. Sie sind nach wie vor für mich der springende Punkt. Jemand muß mit dem Ghoul zusammenarbeiten, und dieser Jemand hat einen nicht unerheblichen Einfluß in der Wirtschaft. Ich frage mich nur, was er mit Knochen anstellt? Wofür braucht man denn Knochen, verdammt noch mal!«
    Ich hob die Schultern.
    Suko fuhr fort. »Wenn jemand Gebeine in dieser Menge sammelt, dann will er sie industriell verwerten. Davon müssen wir einfach ausgehen. Und die Industrie hat eine mächtige Lobby. Diese Lobby sorgt außerdem dafür, daß über die Verwertung der Knochen nichts in die Öffentlichkeit gelangt, denn gewisse Tatsachen sind selbst

Weitere Kostenlose Bücher