Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
kurz, dann nahm sie sie aus dem Fach und wickelte sie zu einer einzigen Rolle zusammen. „Aymar de Poitiers wird sich mit dem Rest begnügen müssen“, sagte sie leise. „Über Drachen muss er nichts wissen. Er glaubt sowieso nicht an sie.“ Rebekka sah Nostradamus eindringlich an. „Ich hoffe, dass Ihr etwas in diesen Papieren finden könnt, Monsieur de Notre-Dame, etwas, das uns weiterhilft.“ Nostradamus hob eine Augenbraue. „Wenn etwas zu finden ist, werde ich es finden, Madame!“
Eine halbe Stunde später befand sich Michel de Notre-Dame mit den Pergamenten wieder in seinem Zimmer. Rebekka war zu Anett gegangen. Es schien ihr nun der richtige Zeitpunkt zu sein, um die junge Französin in ihr persönliches Geheimnis einzuweihen. Anett de Facourt war noch wach. Zum einen wegen der quälenden Kopfschmerzen, zum anderen wegen der Erlebnisse, die sie nicht zur Ruhe kommen ließen. Rebekka klopfte kurz und trat dann in Anetts Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten. Sie setzte sich zu der Französin auf die Bettkante und sah sie lange an.
„Anett, ich werde Ihnen nun eine unglaubliche Geschichte erzählen, aber ich versichere Euch, dass jedes meiner Worte der Wahrheit entspricht. Hört mir zu ...“ Rebekka erzählte Anett von den Ereignissen in London, die dazu geführt hatten, dass sie die Kräfte des Vampirs übertragen bekommen hatte. Dass sie selbst dadurch auch zu einem Vampir geworden war, verschwieg sie der Französin allerdings. Sie hielt es für besser, wenn Anett nicht alles wusste, was diesen Aspekt der Geschichte anging. Aber von Vlad Draculea erzählte sie, vom Kampf gegen den Drachen und der Macht, die Vlad nun sein Eigen nannte. Und von der Gefahr, die von ihm ausging. Anett hatte schon vorher keine Sympathie für den Woiwoden empfunden, allein ihres Vaters wegen und so glaubte sie Rebekkas Schilderungen umso lieber.
„Und deshalb benötige ich Eure Hilfe, Madame de Facourt, Eure Unterstützung. Aymar de Poitiers braucht von alledem nichts zu wissen. Erzählen wir, Ihr hättet Euch verirrt und seid durch die Decke gebrochen. Ich habe Euch um Hilfe rufen hören und so haben wir den Raum entdeckt. Erzählen müssen wir von dem Gewölbe, denn es ist seine Burg, sein Heim, in dem er der unbestrittene Herr ist. Außerdem scheint er mir ein ehrenwerter Mann zu sein. Wollt Ihr mein Geheimnis wahren?“ „Oui, Madame, das werde ich. Euer Geheimnis ist sicher bei mir. Das schwöre ich, bei der Ehre meines Vaters!“ Rebekka nahm Anetts Hand und drückte sie. „Ich wusste, dass Ihr mich verstehen werdet, Madame de Facourt. Ich lasse Euch nun allein. Schlaft Euch aus. Morgen werden wir unserem Gastgeber das Gewölbe zeigen. Bonne nuit, Madame!“
Rebekka schloss leise die Tür hinter sich, nachdem sie sich versichert hatte, dass keine Wache im Flur patrouillierte. Michel de Notre-Dame war auf seinem Zimmer. Nun musste sie noch von Steinborn berichten, was sich zugetragen hatte. Der Raum des Freiherrn lag ein Geschoss unter ihr, aber es würde kein Problem sein. Schnell wie der Wind bewegte sie sich durch die Gänge und die Treppe hinab. Auch von Steinborn schlief noch nicht, das verriet ihr sein Herzschlag, den sie deutlich vernehmen konnte, als sie vor seiner Tür stand. Sie klopfte an das schwarze Holz. Nach wenigen Augenblicken wurde ihr geöffnet.
„Rebekka!“, sagte von Steinborn mit einem Lächeln. „Ich dachte mir, dass Ihr es seid. Wer sonst könnte zu dieser Zeit an meine Tür klopfen! Tretet ein!“ Rebekka erwiderte sein Lächeln. „Ich brauche den Rat eines Freundes!“ Von Steinborn schloss die Tür und begleitete Rebekka zu den Stühlen, die an einem einfachen Tisch standen und setzte sich. „Wenn Ihr mich um Rat bittet, liebe Freundin, dann verheißt das nichts Gutes. Habe ich recht?“ Zum zweiten Mal in dieser Nacht schilderte Rebekka, was geschehen war. Als sie zum Ende gekommen war, stützte von Steinborn sein Kinn auf die Hand und sah die schöne Frau vor sich fragend an. „Nostradamus wird die Pergamente übersetzen und einen Hinweis finden, wenn es einen gibt. Wo seht Ihr das Problem, Madame?“
„Anett de Facourt. Ich habe ihr zwar nicht alles erzählt, denn ich traue ihr nicht. Es ist … ein Gefühl. Wie bei Eurem Freund Vlad. Und wie Ihr gesehen habt, hat mich mein Gefühl nicht getäuscht. Vlad Draculea ist jetzt wie ich ...“ Von Steinborn griff nach Rebekkas Hand und zog die Vampirin zu sich heran. Er hob ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Der Kuss
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