Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
war leicht, aber Rebekka konnte hören, wie von Steinborns Herz schneller schlug. So wie ihr eigenes. „Rebekka, niemand ist wie Ihr“, sagte er leise. „Und ganz besonders nicht Vlad Draculea.“ Von Steinborn wollte seinen Griff von Rebekkas Hand lösen, aber nun war sie es, die seine hielt. Sie zog ihn noch näher zu sich heran. „Vielleicht nicht“, sagte sie leise, „Aber er ist ein Drachenträger, so wie ich einer bin. Macht Euch das keine Angst?“
„Was mir Angst macht, ist der Gedanke von Euch getrennt zu sein ...“, antwortete von Steinborn ebenso leise und strich Rebekka mit der freien Hand über die Wange. „Das ist das Einzige, was ich fürchte!“ Rebekka schloss ihre Augen. „So wie ich!“, sagte sie. Der Kuss war lang und keiner der beiden war bereit, ihn zu beenden.
42. Kapitel
Adrian presste die Hand gegen die blutende Wunde an seiner Brust. Er hatte überlebt! Nur er, als Einziger aus dem ganzen Dorf! Alle waren tot … ermordet, zerfetzt, geschlachtet. Er war die ganze Nacht gelaufen, fort, nur fort von dem Ort des Schreckens! Sie waren in der Dämmerung gekommen, viele Männer in Rüstungen mit dem Wappen von Vlad dem Dritten. Ohne Warnung hatten sie angegriffen, hatten die wehrlosen Dörfler abgeschlachtet. Aber sie hatten nicht mit ihren Schwertern angegriffen, nicht mit Lanzen oder Pistolen. Das waren keine Menschen, die da angegriffen hatten! Adrian wusste nicht, was sie waren, aber Menschen hatten keine Reißzähne, Menschen bissen niemandem in den Hals, Menschen tranken nicht das Blut ihrer Opfer!
Er selbst war der Vernichtung nur entgangen, weil er unter den Leichen seiner Familie begraben dalag, bewusstlos, niedergeworfen von einem Schlag, den er nicht hatte kommen sehen. Als er wieder zu sich gekommen war, hatte er sich freigekämpft. Keiner seiner Freunde, keiner seiner Verwandten war noch am Leben gewesen. Nur er. Nur er allein war übrig geblieben. So hatte er sich aufgemacht. Die Welt sollte erfahren, was in seinem Dorf vorgefallen war. Der Beschützer der Walachei, Vlad der Dritte Draculea, hatte sich gegen sein eigenes Volk gewendet! Welcher Wahnsinn hatte von dem Besitz ergriffen, der sie gegen die Türken beschützen sollte? Als der Morgen graute erreichte Adrian die Stadt. Er fühlte keinen Schmerz, sein Herz war voller Trauer und voller Hass.
Die Wachen am Stadttor waren die Ersten, denen er berichtete. Die Wachen alarmierten den Rat und Adrian überbrachte die Botschaft von Tod und Verderben. Dann starb er. Er hatte zu viel Blut verloren. Der Rat hörte die Botschaft, aber sie verließen sich nicht auf das Wort eines Sterbenden. Sie schickten berittene Soldaten zu dem Dorf. Sie brauchten nur wenige Stunden, um zu dem zerstörten Dorf zu reiten und den Rückweg zur Stadt legten sie noch schneller zurück.
Und sie bestätigten, was der Sterbende berichtet hatte. Sie berichteten von Bergen von Leichen, von aufgerissenen Kehlen, durchtrennten Hälsen, von ermordeten Frauen und Kindern. Sie waren Krieger, Kämpfer, die so manche Schlacht geschlagen hatten. Sie hatten den Tod in all seinen vielen Gesichtern schon oft gesehen, aber ihre Augen spiegelten das Grauen wieder, das sie gesehen hatten, als sie in das Dorf gekommen waren. Keiner der Männer würde den Anblick je vergessen … Der Rat der Stadt schickte Boten los, die in alle Städte der Umgebung gesandt wurden, zu allen Adeligen und selbst zum König, um von dem zu berichten, was geschehen war. Waren bisher die Türken die Gefahr gewesen, vor der sich die christliche Welt hatte schützen müssen, so gab es jetzt eine neue Bedrohung. Und dieser Gefahr würde Vlad Draculea nicht Einhalt gebieten, diese würden sie ohne ihn bekämpfen müssen.
43. Kapitel
Der Wind über den Dünen ließ den Sand leise über seine Füße rieseln. Es war heiß, die Sonne brannte aus einem wolkenlosen Himmel herunter. Wie sehr hatte ihm diese Weite in den Wäldern der Walachei gefehlt. Hassan-i-Sabbah raffte seinen Burnus zusammen und stieg von der hohen Düne herab. Er hatte den weiten Weg hierher zum Alamut nicht gemacht, um die Landschaft zu bewundern. Er hatte eine Aufgabe. Er hatte schon immer eine Aufgabe gehabt, aber er hatte sie nicht erkannt. Jahrhunderte waren vergangen, in denen er geglaubt hatte, er habe sich einen Fluch aufgeladen und er hatte einen Irrweg beschritten, der ihn immer weiter von seiner Aufgabe fortgeführt hatte.
Erst ein Fremder hatte kommen müssen, ein Fremder, der ein Freund war, um ihm den Weg
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