Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Rebekka mitlesen konnte. Die Nachricht war schlimmer, als von Steinborn geahnt hatte. Er ließ das Blatt sinken. „Vampire in der Walachei? Hier steht, dass eine Armee von Vampiren ein ganzes Dorf vernichtet hat und der König von Ungarn eine Armee gegen Vlad Draculea entsenden wird. Die Königin von Frankreich befielt ihren Propheten Nostradamus nach Paris ...“
Rebekka knurrte leise und ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Zorns. „Draculea! Ich wusste es!“ Sie blickte zu Michel de Notre-Dame und machte eine Geste zu den Pergamenten, die auf seinem Tisch ausgebreitet lagen. „Habt Ihr etwas darin finden können?“ „Ja und Nein, Madame Rebekka. Ich habe Fragmente entschlüsseln können, aber das ist nur ein winzig kleiner Teil der Weisheiten, die in diesen Papieren stecken.“ „Michel, ich bitte Euch!“ Von Steinborn hob verzweifelt die Arme. „Spannt uns nicht auf die Folter!“
Nostradamus trat an seinen Tisch und griff sich die Feder. Mit wenigen Strichen skizzierte er einen Gegenstand, der Rebekka bekannt vorkam. „Dies ist der Kriegshammer, aber er ist nur ein Teil der Waffe gegen den Drachen. Er wurde zerlegt, in zwei Teile. Das eine ist diese Kriegskeule, das andere der Zahn eines Drachen. Nur zusammen sind sie wirksam.“ Rebekka legte ihren Zeigefinger auf die Skizze. „Ich kenne das … wartet hier!“ Die Vampirin war so schnell, dass die beiden Männer nicht bis zwei zählen konnten, da stand sie schon wieder neben ihnen. Rebekka legte einen Gegenstand auf den Tisch, der sehr der Skizze glich, die Nostradamus gezeichnet hatte.
„Ihr … Ihr hattet den gesuchten Kriegshammer? Aber … woher?“, fragte von Steinborn entgeistert. „Ich fand ihn in der gleichen Höhle, in der ich auch das Kettenhemd fand, das Ihr tragt, lieber Freiherr“, erwiderte Rebekka ernst. „Doch ich wusste nicht, was er war. Aber ohne den Drachenzahn ist er unbrauchbar, unnütz.“ „Seid Ihr dessen gewiss, Madame?“, fragte Nostradamus mit gerunzelter Stirn. „Muss es denn unbedingt der Zahn sein, der einst in diese Waffe eingelassen gewesen ist? Würde es nicht auch ein anderer tun?“ Rebekka hob fragend eine Braue. „Wie meint Ihr das? Nun, ich nehme an, es würde auch ein anderer ...“ Sie verstummte.
„Was meint Ihr?“ Von Steinborn war verwirrt. Nostradamus lächelte. „Haben wir nicht unlängst einen Drachen getötet?“ Rebekka lachte laut auf, trat auf Michel zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ihr seid genial. Monsieur, genial!“ Der alte Mann schlug den Blick nieder und verbeugte sich. „Nur gebildet, Madame Rebekka, nur ein klein wenig gebildet.“ Von Steinborn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Es scheint, als müssten sich unsere Wege nun trennen. Wenn Eure Königin Euch ruft, dann müsst Ihr dem Ruf Folge leisten, Michel. Madame Rebekka und meine Wenigkeit werden in die Walachei reisen. Ich bedaure, dass wir dort auf Euren weisen Rat verzichten müssen. Werden wir uns wiedersehen?“ Nostradamus hob die Arme und zuckte mit den Schultern.
„Man nennt mich zwar einen Propheten, mein Freund, doch diese Frage kann ich Euch nicht beantworten. Das liegt allein in Gottes Hand.“ Schon am nächsten Morgen machte der alte Mann sich auf den Weg nach Paris. Er hatte Anett de Facourt angeboten, sie am Hofe vorzustellen und die junge Französin hatte nach einigem Zögern zugestimmt. Rebekka hatte sie daraufhin mit etwas Geld ausgestattet und ihr ihre Kleider überlassen, die sie in Grasse erworben hatte. Rebekka würde sie auf der Reise in die Walachei nicht mit sich nehmen können und in Paris würde Anett sie gut brauchen können.
Von Steinborn und Rebekka brachen erst am folgenden Tag auf. Ihre Reise würde um ein Vielfaches gefährlicher werden als ihre erste Fahrt in das Herrschaftsgebiet Vlad des Dritten. Von Steinborn verbrachte den ganzen Tag damit, Proviant und Waffen zu besorgen, Munition und Pulver für seine Pistolen und auch einige Werkzeuge, denn wenn sie den Drachenzahn geborgen hatten, würden sie ihn noch mit dem Kriegshammer verbinden müssen und sie konnten damit nicht zu einem Schmied dort in der Gegend gehen, wenn sie denn überhaupt einen finden konnten. Michel de Notre-Dame hatte ihnen Reittiere und Packesel zur Verfügung gestellt, sodass sie sich darum nicht kümmern mussten. Der Freiherr begab sich recht früh zu Bett, denn sie wollten sich beim ersten Morgengrauen auf den langen Weg machen.
Rebekka hatte ihn begleitet, aber in der
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