Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
sie selbst und den Woiwoden und beide seien durch den Tod eines Drachen zu dem geworden, was sie waren. Dort unten ritten aber zwanzig weitere Vampire. Offenbar hatte sich die Frau geirrt.
41. Kapitel
Rebekka hatte jeden einzelnen Raum untersucht. Sie bewegte sich schneller als jeder Mensch und sie konnte selbst in totaler Finsternis sehen wie am hellen Tag, aber sie hatte nichts finden können, das ihr das Versteck des Kriegshammers, den sie suchte, offenbart hätte. Unter der Festung Crest erstreckten sich weitläufige Katakomben bis tief in den Berg hinein, auf dem der Ort und die Burg errichtet worden war. Rebekka fragte sich, ob sie überhaupt eine Chance hatte, den Hammer zu finden. Sie hatte eben das fünfte Kellergeschoss erkundet und stand nun vor einer Treppe, die noch tiefer unter die Festung führte. Wie weit hinunter hatten die Erbauer dieser Zitadelle den Berg wohl noch ausgehöhlt?
Der Schrei und ein Geräusch von berstendem Stein ließen sie herumfahren. Das war die Stimme von Anett de Facourt gewesen, aber sie war nahe gewesen! Anett sollte oben in ihrem Zimmer in tiefem Schlaf liegen! Was tat sie hier in den Kellern? War sie ihr gefolgt? Die junge Französin war neugierig genug und Rebekka nahm sich vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Nichtsdestotrotz hatte Anett de Facourt geschrien und der Lärm von herabstürzenden Steinen verhieß nicht Gutes. Rebekka lauschte in die Dunkelheit hinein, die sie umgab. Ihre Vampirsinne waren so ausgeprägt, dass sie das leise Rieseln von kleinen Steinchen und herabfallendem Mörtel noch immer wahrnehmen konnte.
Sie hatte es aufgegeben, darüber nachzudenken, wie diese Sinne funktionierten, wie sie so intensiv sein konnten. Sie nahm sie als gegeben hin und nutzte sie, so gut sie konnte. So brauchte sie nur wenige Augenblicke, bis sie an der Stelle angekommen war, von der Anetts Schrei gekommen war. Das Herz der Französin schlug gleichmäßig. Rebekka konnte ihren Puls klar und deutlich hören. Die Vampirin trat an den Rand des Lochs, das sich im Boden des Raums vor ihr aufgetan hatte. Der Boden hatte sich unter Anett de Facourt geöffnet und die junge Frau war in einen darunterliegenden Raum gestürzt und hatte das Bewusstsein verloren. Auf dem Boden des Gangs lag eine Fackel.
Offenbar hatte Anett versucht, eine Fackel zu entzünden, denn dicht daneben lag die Zunderbüchse, die Rebekka schon bei der Französin gesehen hatte. Rebekka machte einen Schritt vorwärts und sprang zu der Bewusstlosen hinunter. Sie sah sich in dem Raum um. Er hatte weder Tür noch eine andere Art Eingang. Deshalb hatte sie den Raum nicht gefunden, als sie das Stockwerk untersucht hatte! In dem Gewölbe, dessen Decke von bogenförmigen Streben gestützt wurde, die in konische Säulen übergingen, standen verstaubte Kisten und Truhen, Regale voller Pergamente und andere mit seltsamen Gegenständen. Rebekka frohlockte innerlich. War das das Versteck, nach dem sie gesucht hatte?
Sie kniete neben Anett nieder und untersuchte die junge Französin. Sie schien den Sturz ohne ernsthafte Blessuren überstanden zu haben. Rebekka konnte keine gebrochenen Knochen feststellen. Ein Bluterguss am Fuß und eine üble Platzwunde am Kopf waren die einzigen Verletzungen, wie es aussah. Nichts wirklich Gefährliches. Die junge Frau würde bald wieder zu sich kommen. Sie würde sicherlich starke Kopfschmerzen haben und ein paar Tage lang nicht richtig auftreten können, doch mehr würde nicht zurückbleiben.
Rebekka richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf die Gegenstände, die in dem Raum aufbewahrt wurden. Die Dinge mussten hier schon sehr lange lagern und selbst in Georgios Erinnerungen fand sie keinen Hinweis auf diesen Raum. Der Vampir hatte keine Kenntnis von dem geheimen Zimmer gehabt. Ohne den Unfall Anett de Facourts hätte auch sie den versteckten Raum niemals gefunden. Die Pergamente und Steine interessierten Rebekka kaum, auch wenn sie noch so schön und kunstvoll waren. Sie inspizierte vor allem die Dinge, die an den Wänden angelehnt standen und am Boden herumlagen. Jemand hatte hier viele Dinge zusammengetragen und sich viel Mühe gegeben, sie vor den Augen der Leute zu verstecken. Unter den Sachen befanden sich Messgeräte, Stangen mit seltsamen Köpfen und Symbolen an den Spitzen und einige Waffen. Rebekka erkannte ein paar altertümliche Armbrüste, Lanzenspitzen und Schwerter aus alten Zeiten. Die Form der Griffe und der Klingen waren uralt und keiner modernen Waffe ähnlich.
Rebekka
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