Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Augenblick einen Unterschied? Ich durfte mich davon nicht beeinflussen lassen. Gerade weil ich sie liebte! Ich trat ein paar Schritte zurück und breitete meine Flügel aus. Noch ein tiefer Atemzug, dann schwang ich mich in die Luft. Es war, als hätte ich nie etwas anderes getan …
69 . Kapitel
Sie hatten den Ruf ihres Herrn gehört und kehrten zu ihm zurück. Nach und nach trafen die Trupps der Vampire, die Draculea fortgeschickt hatte, um nach der Vampirin und dem Freiherrn und Hassan-i-Sabbahs Leiche zu suchen, bei der brennenden Festung ein. Einige schickte Vlad zu den anderen oben auf Poenari, damit sie beim Löschen halfen, doch die meisten sammelte er um sich. Draculea hielt seinen Zorn nur noch mühsam unter Kontrolle. Seine Augen glühten nahezu. Unablässig ritt er zwischen seinen Vampirsoldaten auf und ab. Erst war da dieser Brand, den er unter Umständen noch als Unfall hätte interpretieren können, wenn da nicht zum anderen auch diese schwarz gekleideten Kerle gewesen wären. Er hatte die Abzeichen, die sie trugen, erkannt. Der eine an der Schnalle seines Gürtels, der andere an der Schließe seines Mantels, ein Dritter aufgestickt auf seinem Wams, so hatten sie alle doch irgendwo eines an ihrer Kleidung. Der Drache, der sich selbst in den Schwanz beißt. Das Wappen des Drachenordens. Sie steckten hinter allem!
Dann waren da noch die Vampirfrau und Freiherr von Steinborn. Auch so ein Drachenbesessener! Er war einmal ein Freund gewesen. Jetzt war er ein ernst zu nehmender Gegner. Und was Hassan-i-Sabbah anging, war Vlad sich ebenso unsicher. Solange er den toten, stinkenden Kadaver dieses Greifen-Wesens nicht vor sich brennen sah, wollte er ihn lieber nicht aus seinem Gedächtnis streichen. Vlad war es gewohnt zu handeln. Er hatte noch nie warten können. Sein Problem war, dass er nicht wusste, was er tun konnte, außer zu warten, dass der Gegner seinen nächsten Zug machte. Und genau das bereitete ihm fast schon körperliches Unbehagen. Er wollte wissen, wo sein Gegner stand, und ihn dann bekämpfen! Aber der Gegner blieb im Dunkeln … Wenn er selbst schon nichts tun konnte, dann wollte er wenigstens Bewegung in die Sache bringen. Irgendwo musste es jemanden geben, der all dies steuerte. Die dreizehn konnten doch nicht alle gewesen sein, die der Orden gegen ihn geschickt hatte?
Oder dieses jämmerliche Heer, das die Könige entsandt hatten? Wofür hielten sie ihn? Er war Vlad der Dritte, Woiwode der Walachei, Drache und Vampir! Wer waren sie gegen ihn? Der Zorn kochte in ihm und der Drache begann sich in ihm zu regen. Wenn Vlad die Kontrolle verlor, dann würde er losbrechen. Draculea spürte, dass der Drache zu erwachen drohte und er fragte sich, ob das so schlimm wäre? Er würde überleben! Sollte der Drache doch wüten! War diese Welt nicht ohnehin schlimm? Konnte sie schlimmer werden? Ließ sich das noch steigern? Was machte es dann aus, wenn der Drache die Menschen tötete? Sonst taten die Menschen es ohnehin selbst! Sie brachten sich bei jeder Gelegenheit gegenseitig um und wer wüsste das besser als er, Vlad Tepes?
Er war der Pfähler! Er war Draculea und niemand würde den Drachen aufhalten! Vlad schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Wenn der Drache losbrach, würde er die Kontrolle übernehmen. Er wäre Herr über diesen Körper, wie er dann auch aussehen mochte! Und niemand sollte Macht über ihn haben! Nicht einmal der Drache! Der Woiwode schickte Patrouillen los. Er ließ sie an der Festung und an der Straße Wache reiten. Er wollte wissen, wenn sich auch nur eine Ratte der Burg näherte. Dann ritt er hoch zu der von Qualm umwogten Festung. Der Schein über dem Hof war fort. Der Vampir konnte trotz Rauch und Dunkelheit alles klar erkennen und auch seine Vampirsklaven konnten genug erkennen, um auch ohne Licht ihre Arbeit zu verrichten.
Sie knurrten, fletschten ihre Zähne und waren unruhig, aber sie gehorchten. Sklaven Draculeas. Den Brand schienen sie unter Kontrolle bekommen zu haben. Aus dem Abgang in die Kellerräume drang noch immer dichter Rauch, aber es war kein Feuerschein zu sehen. Unablässig schleppten die Vampirsoldaten Eimer mit Sand herbei, den sie über schwelendes Holz und glimmende Asche streuten. Sie taten, was ihr Herr ihnen befohlen hatte. Aber das war nicht, was sie tun wollten!
Sie wollten Blut trinken. Das war ihr einziger Antrieb, ihr ganzes Wollen! Sie wollten trinken, Blut trinken. Nicht mehr und nicht weniger, aber das Feuer war ihnen egal.
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