Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Speeren, Streitkolben und Beilen, die ich neben dem Hügel aufgestapelt hatte. Sie nahmen sich jeder ein Schwert, kamen zurück, stellten sich nebeneinander auf und salutierten. So, wie ich es ihnen befohlen hatte.
„Das will ich genau wissen!“, rief ich. Ich ging ins Zelt und streifte einige Tropfen, die noch aus dem Schnitt an Hassans Arm gelaufen waren, in den Becher. Es war nur wenig Blut, vielleicht ein Fingerhut voll. Ich verdünnte das Blut mit Wein und trat wieder hinaus vor das Zelt. „Was habt Ihr vor?“, fragte Nazir.
„Er will uns die Kämpfer erschaffen, die wir brauchen, um gegen Vlads Vampire angehen zu können, denke ich.“, antwortete Rebekka an meiner statt. Sie hatte meinen Plan erkannt. „Aber ich weiß nicht, ob mir die Idee gefällt, Tote gegen Vlads Vampire kämpfen zu lassen. Das ist mir … unheimlich.“, fuhr sie fort. Ich konnte Rebekka gut verstehen und ich musste mir eingestehen, dass auch mich bei dem Gedanken ein ungutes Gefühl beschlich, aber welche andere Option hatten wir? Allein konnten wir Vlad nichts entgegensetzen. Wir brauchten Unterstützung. Und wenn diese Unterstützung von Toten kam, dann sollte es mir recht sein. Es war in jedem Falle besser, als allein zu stehen.
Nazir hatte die meisten toten Soldaten am Fuß des Hügels zusammengetragen. Ich ging hinunter und zog einen von dem Haufen herunter. Der Soldat war an einem Stich durch das Herz gestorben. Ich beugte mich über ihn und träufelte ihm etwas von dem Blutwein in den halb geöffneten Mund. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann lief ein Zittern durch den Leichnam. Der Tote schlug die Augen auf, seine Arme und Beine begannen zu zucken und nach kaum drei Atemzügen richtete er sich auf, erhob sich und stellte sich auf seine Beine. Sein Blick war leer, aber als ich ihm befahl, zu den drei anderen zu gehen, befolgte er den Befehl ohne Zögern.
„Kommt, helft mir!“, rief ich Rebekka und Nazir zu. Der Assassine zögerte kurz. „Ich bin sicher, Hassan würde damit einverstanden sein! Sein wichtigstes Ziel war, den Drachen aufzuhalten und das werden wir!“ Nazir nickte und begann damit, die Toten von dem Haufen zu ziehen und flach auf den Boden zu legen. Wir suchten nur die aus, die noch Arme und Beine hatten und kämpfen konnten. Einem nach dem anderen flößte ich einen Tropfen des Blutweins ein und sie erhoben sich und stellten sich zu den anderen. Rebekka half mir und füllte den Becher mit Wein und Blut, wenn er leer war. Dabei stellten wir fest, dass die Untoten, die wir erweckt hatten, nur den Befehlen von Nazir und den meinigen gehorchten. Rebekkas Anordnungen leisteten sie nicht Folge, sie ignorierten sie völlig. Es musste an dem Blut Hassans liegen. Es verband uns. Die wiedererweckten Soldaten spürten diese Verbindung und gehorchten dem Blut. Dem Blut, nicht wirklich mir oder Nazir. Aber es war mir genug, dass sie taten, was wir ihnen befahlen.
Schließlich hatten wir über zweihundert Mann mit dem Blutwein zu unseren Helfern gemacht. Die meisten der anderen ließen wir in Ruhe liegen. Ich sah mir die Soldaten genau an. „Die von euch, die reiten können, stellen sich hier neben den Pferden auf. Die anderen gehen und holen sich Spieße und Lanzen und formieren sich dort unten am Weg.“, ordnete ich an. Die Untoten gehorchten widerspruchslos. Wir hatten nun etwa achtzig Reiter und hundertzwanzig Fußsoldaten. Ich fragte mich, ob das genügen würde. Eine müßige Frage. Es würde genügen müssen!
„Wir reiten nach Poenari, Liebste. Angriff ist besser als Verteidigung und ich fürchte, dass Vlad seine Vampire auf uns hetzen wird.“, sagte ich zu Rebekka. Die schöne Vampirin sah mich erstaunt an. „Reiten? Ihr wollt reiten?“ Ich blickte sie erstaunt an. „Nun, sicher, das geht am schnellsten ...“, antwortete ich. Rebekka trat ganz nah an mich heran. Sie strich mit ihrer schmalen Hand über meine Haut. Nein, sie strich über mein Fell! Ich war noch immer dieses Geschöpf, das eine Mischung aus Mensch, Katze und Fledermaus zu sein schien. Aber Rebekkas zarte Lippen auf den meinen fühlten sich so gut an, wie ich sie als Mensch empfunden hatte. Ihre Hand glitt über meine Schulter, meine Flügel … Da begriff ich! Ich hatte Flügel. „Ihr meint …?“ „Hättet Ihr Flügel, wenn Ihr sie nicht benutzen könnt?“ Sie gab mir einen weiteren Kuss und löste ihre Umarmung. Ich blickte ihr einen Moment lang tief in die Augen. Ja, sie liebte mich und ich liebte sie! Aber machte das im
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