Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
verängstigt aus. Der Mann in braunem Leder sagte etwas zu dem Geldwechsler und dieser nickte, deutete auf Grothe und übersetzte dann, was der Mann in Leder sagte. „Der Herr will wissen, woher er die Goldstücke hat“, übersetzte er, an Grothe gewandt. „Er kann die Münzen nicht ehrlich erworben haben und der Herr droht ihm mit der Tortur.“ Grothe, der ohnehin vor Furcht zitterte, wurde schlecht. Tortur, das war ein anderes Wort für Folter!
„Hab‘s gefunden, sagt das Eurem Herrn, nur gefunden!“ Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Ich bin ein armer Soldat und hab nur ein wenig Glück gehabt ...“ Er fragte sich selbst, ob es wirklich ein Glück gewesen war, wenn er seine Situation bedachte. „Was ist denn so schlimm daran?“ Der Jude übersetzte jetzt das Gesagte ins Ungarische. Der Mann in Leder sprach erneut mit gutturaler Stimme. Der Jude nickte und übersetzte. „Der Herr will wissen, wo er das Gold gefunden hat.“ Grothe hob den Blick und fragte trotzig, wer der Herr denn sei, der da Antworten von ihm verlangte. Der Geldwechsler seufzte.
„Der Herr ist der Heeresmeister des Königs, Leopold von Segescin , und er antwortet besser, wenn er gefragt wird.“ Leopold von Segescin. Grothes Herz sank ihm endgültig in die Hose. Er kannte den Ruf dieses Mannes und es war nicht der beste. Er galt als gnadenlos und hart. Es würde wohl wirklich besser sein, die gestellten Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. So sprudelte nun die ganze Geschichte aus Grothe heraus. Der Jude übersetzte und als er geendet hatte, blickte der Mann in Leder ihn lange schweigend an. Endlich sprach er wieder zu dem Juden. „Der Herr ist gewillt, ihm zu glauben, aber er verlangt, dass er ihn zu dieser Schmiede bringt, von der er erzählt hat.“
„Das will ich gern tun!“, antwortete Grothe, was glatt gelogen war. Am liebsten wäre er Hals über Kopf davongelaufen! Aber wie sollte er dem Kriegsherrn die Gefolgschaft verweigern? Das hätte ihn sofort den Kopf gekostet. „Darf ich fragen, was denn an den Münzen so besonders ist?“ Wieder übersetzte der Jude und zu Grothes Erstaunen beantwortete der Mann in Leder die gestellte Frage. „Der Herr sagt, die Münzen seinen keine Münzen. Münzen sind Geld. Was er da gefunden hat, sind goldene Ordenszeichen. Es sind die Zeichen des Drachenordens, des Sárkány Lovagrend, und sie sind seit Jahren verschollen.“
„Und Ihr habt mich an ihn verraten, Jude?“ Grothes Stimme war krächzend, als er den Geldwechsler ansprach. Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich habe dem Herrn die Goldstücke zum Kauf angeboten, so wie ich ihm alle Stücke als Erstem anbieten muss. So lautet das Gesetz.“ Wieder sprach der Mann in Leder und die Wachen packten Grothe erneut. Der rechnete mit seinem Ende. Doch die Wachen waren nun nicht mehr ganz so grob wie bei seiner Festnahme. Sie brachten ihn zurück auf sein Zimmer in dem Gasthaus, aber zwei von ihnen blieben vor seiner Zimmertür stehen. Der Jude erklärte, dass der Herr am nächsten Tag gegen Mittag aufbrechen würde und dass Grothe ihn begleiten würde, um ihm den Fundort zeigen zu können. Schlaf fand Grothe in dieser Nacht nicht mehr.
8. Kapitel
Halef Omar blinzelte in die wärmende Sonne und atmete den Duft der Pinien tief ein. Er hatte es geschafft! Die Walachei lag hinter ihm und im Tal unter ihm konnte er die Banner von Mohammed Sabessa ibn Davud sehen. Er hatte den Rest der türkischen Truppen gefunden, die dem Schlachten Vlad des Pfählers entgangen waren. Halef Omar erregte einige Aufmerksamkeit, als er mit zerrissener Kleidung ins Lager kam. Er wurde sofort zu Mohammed Sabessa geführt, der sich ausführlich berichten ließ. Er hörte aufmerksam zu und stellte die eine oder andere Frage, besonders bei Halef Omars Schilderung des Turms und der Schriften, die er darin vorgefunden hatte. Der Feldherr ließ den zerlumpten Halef neu einkleiden und zeigte sich als großzügiger Herrscher. Halef wurde ein Zelt zugewiesen und ein reichhaltiges Mahl serviert.
Dann rief der Muezzin zum Gebet. Halef hatte, so gut es ging, auch auf seiner Flucht die vorgeschriebenen Gebete verrichtet, auch wenn er nicht wirklich davon überzeugt war, dass es schlecht für seine Seele sein konnte, wenn er angesichts der Gefahr, in der er sich befunden hatte, darauf verzichtet hätte. Allah war groß und er würde wissen, was richtig und falsch war für einen Mann auf der Flucht vor seinen Feinden. Nach dem Gebet trat ein seltsamer Mann an
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