Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
es war nicht viel gewesen, was sie im Kampf mit den Türken getrunken hatte. Wann würde es wieder nötig werden? Sie horchte in sich hinein, aber Georges Erfahrung blieb ihr verschlossen, was diesen Punkt anging und das machte ihr Sorgen … mehr noch als die dunkle Ahnung, die Vlad Draculea anging.
7. Kapitel
Grothe hatte die Waffen für gutes Geld verkaufen können. Die Fragen nach deren Herkunft konnte er leicht zerstreuen. Er habe sie aus der alten Schmiede in dem Dorf, in dem er zuletzt gewohnt hatte und die verlassen war und niemandem gehörte. Das war nicht einmal gelogen und konnte sogar nachgeprüft werden, wobei Grothe hoffte, dass man dies nicht tun würde. Schon, weil sonst vielleicht der Eingang zu dem unterirdischen Saal gefunden werden könnte. Grothe hatte ein mulmiges Gefühl, wenn er an den Saal, die Statue des Drachen und die verstreuten Knochen dachte, das er nicht näher begründen konnte. Er ahnte nur, dass es besser war, wenn kein Mensch von diesem Saal wusste.
Er hatte die Waffen auf die Zitadelle gebracht, wohl wissend, dass man dort immer etwas zum Stechen und Schlagen brauchen konnte, besonders jetzt, da die Türken das Land in Atem hielten. Jederzeit konnten sie einen neuen Angriff wagen und da konnte man gar nicht genug Waffen in den Kammern haben! Er wusste auch, dass er mit den goldenen Münzen besser nicht hausieren ging. Sie waren kein geläufiges Zahlungsmittel und er musste sie erst irgendwo umtauschen oder sie einschmelzen. Er hatte sich dafür entschieden, die Walachei zu verlassen und die Goldstücke in Ungarn umzutauschen.
Dort kannte ihn niemand und es gab in Omlas einen jüdischen Geldwechsler, wie er wusste. Es war nur eine kurze Reise von knapp drei Tagen auf dem Maultier, das er mit dem Erlös aus dem Waffenverkauf erworben hatte. Omlas war keine große Stadt. Grothe fand die engen Gassen doch verwirrend. Er hatte sein Leben lang in kleinen Dörfern und unter freiem Himmel gelebt und so erschien ihm schon diese elende Stadt mit ihren windschiefen Fachwerkhäusern befremdlich. Endlich hatte er sich zu dem Geldverleiher durchgefragt und betrat die enge, schlecht beleuchtete Wechselstube. Der Jude sah seltsamerweise gar nicht so aus, wie Grothe sich einen Juden vorgestellt hatte. Der Mann trug einen weiten, pelzverbrämten Mantel aus feinem Stoff und hatte ein breites, gutmütiges Gesicht mit freundlich dreinblickenden Augen.
Grothe legte dem Wechsler die Münzen vor und fragte, wie viel er dafür in Silber bekäme. Der Jude holt seine Waage aus einem Kabinett an der Seite des kleinen Tresens und wog die Goldstücke. Die Summe, die er Grothe nannte, zauberte ein unwillkürliches Grinsen auf dessen Gesicht, denn es war weit mehr, als er je gehofft hatte, für seinen Fund bekommen zu können. Der Geldwechsler zahlte Grothe die ausgemachte Summe bar auf die Hand und ein gut gelaunter Grothe machte sich auf in Richtung des erstbesten Gasthauses, das ihm in den Weg kam.
Es war lange her, dass er so gut gegessen und getrunken hatte und das Bett, das in dem Zimmer auf ihn wartete, das er für die Nacht gemietet hatte, war für ihn wie ein Wunder. Er hatte noch nie so bequem gelegen. Mit einem leichten Rausch legte er sich bei einbrechender Dunkelheit in das Bett, nicht ohne die Tür zu seinem Zimmer vorher gut verschlossen zu haben. Er war fast sofort in tiefen Schlaf gefallen, denn die Reise war anstrengend gewesen und er nicht mehr der Jüngste. Es war gegen Mitternacht, als er grob aus dem Schlaf gerissen wurde. Harte Hände packten ihn und zerrten ihn aus den Federn.
Das Zimmer war voller Männer der Wache, bewaffnet und mit finsteren Gesichtern, die ihn auf Ungarisch anschnauzten. Grothe verstand kein Wort Ungarisch und seine Fragen blieben unbeantwortet. Die Wachen zerrten ihn so, wie er war, im Hemd und ohne Hosen, auf die Straße und weiter zum Rathaus, das sich von den umstehenden Fachwerkhäusern nur durch das steinerne Fundament unterschied. Im Rathaus warf man ihn einem Mann zu Füßen, der ihn wiederum in ungarischer Sprache anschrie. Grothe fluchte auf Walachisch und beteuerte, er verstünde kein Wort und habe sich nichts vorzuwerfen. Der Mann, der in braunes Leder gekleidet war und offenbar eine höhere Stellung bekleidete, sagte daraufhin etwas zu einer der Wachen, die kurz nickte und verschwand.
Die anderen Wachen hielten Grothe am Boden, bis nach einiger Zeit die ausgesandte Wache mit dem jüdischen Geldwechsler erschien. Der Jude sah einigermaßen
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