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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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nordöstlicher Richtung. Das Dorf, durch das sie bei ihrer Reise gekommen waren. Sie trat an die Brüstung und ließ sich einfach vornüberfallen. Der Aufschlag nach gut neunzig Fuß hätte jeden Menschen zermalmt, aber sie war kein Mensch.
    Rebekka stand auf, als hätte sie nur eine Treppenstufe übersehen. Sie wusste, wohin sie wollte. Im Dorf waren noch Menschen wach. Sie brauchte kaum eine Viertelstunde für die drei Meilen bis zum Dorf. In zwei Gebäuden schimmerte noch Licht durch die Fensterläden. Rebekka spürte drei Menschen im ersten, nächstgelegenen Haus. Ein Kind, zwei Erwachsene. Ein Mann, eine Frau. Der Mann konnte vor Sorge nicht einschlafen. Er würde die Pacht nicht zahlen können und sorgte sich um seine Familie. Es war fast so, als könne Rebekka ihre Gedanken lesen.
    Sie ging durch den stärker werdenden Regen weiter zum zweiten Haus. Darin ein Mann, eine Frau, ein Kind. Das Kind schlief, die Tochter der Haushälterin. Die Mutter war wach, Rebekka spürte deren Furcht. Der Mann war der Pfarrer des Dorfes. Ein wenig gläubiger Mann. Er war betrunken. Er war geil. Er wollte die Tochter, so, wie er sie schon seit Jahren genommen hatte, würde er es auch heute Nacht tun. Er kannte keine Skrupel. Wer wollte ihm auch gefährlich werden? Der Mann kannte nur seine Lust, sein Glied und er würde es heute in die Tochter der Haushälterin schieben, so, wie er es schon immer getan hatte. Früher hatte er die Mutter genommen, aber jetzt gelüstete es ihn nach jüngerem Fleisch. Rebekka spürte seine Geilheit und sie spürte die Furcht der Mutter.
    Es war ein Leichtes für Rebekka, die Fensterläden aufzubrechen. In einem Regen aus splitterndem Holz und Glas stürzte sie sich auf den Kleriker. Die Haushälterin stand mit schreckgeweiteten Augen da und starrte auf die Furie, die den fetten Kirchmann aus dem Fenster in die Dunkelheit zerrte. Der Kerl war ein Schwein! Rebekka warf den schweren Mann wie ein Karnickel auf seinen Rücken und schlug ihre Zähne in seinen Hals. Sie trank! Erst als kein Tropfen Blut mehr in ihm war und sein Herz nicht mehr schlug, ließ sie von ihm ab. Mit weit aufgerissenen Augen lag der fette Scheißkerl im Dreck in seinem Garten und war so tot, wie man nur sein konnte.
    Rebekka fühlte sich gestärkt und, was ihr viel wichtiger war, sie fühlte keinen Blutdurst mehr. Sie wischte sich das Blut aus dem Gesicht und wandte sich dem zerstörten Fenster zu. Dort stand die Haushälterin und zitterte. Würde sie das nächste Opfer sein? „Habt keine Furcht!“, rief Rebekka der zitternden Frau zu. „Ich bin Euer Racheengel. Nie wieder wird sich dieses Ungeheuer an Eurer Tochter vergreifen!“ Die Frau bekreuzigte sich und schnappte nach Luft. „Wenn Euch einer nach dem Verbleib des Priesters fragt, so sagt, er sei nicht nach Hause gekommen, nachdem er im Dorfkrug getrunken hatte. Ihr werdet ihn nicht wiedersehen! Er … ist im Fegefeuer!“ Sie packte den kalten Leib des Toten und warf ihn sich über die Schulter, als wöge er nur ein paar Pfund.
    Ein letzter Blick zu der verängstigten Frau, dann verschwand Rebekka mit dem Kadaver in der Dunkelheit. Ein paar Meilen entfernt befand sich eine tiefe Schlucht, an der sie bei ihrer Anreise vorbeigeritten war. Rebekka warf den blutleeren Kadaver des Priesters in die dunkelste Ecke dieser Schlucht. Es würde lange dauern, bis man seine Überreste fand, wenn überhaupt! Und dann würde die Natur kaum etwas von ihm übrig gelassen haben, das man identifizieren konnte. Die Frau war so verängstigt gewesen und es war so dunkel, dass kaum die Gefahr bestand, dass sie Rebekka erkannt hatte oder beschreiben konnte. Rebekka atmete tief durch, nachdem sie sich des Toten entledigt hatte. So war es also, wenn der Blutdurst gestillt war! Es war ein überwältigendes Gefühl von Macht und Stärke, das sie durchströmte.
    Sie schlug den Weg auf die Zitadelle hin ein. Der Regen hatte ihre blutverschmierte Kleidung völlig durchnässt. Rebekka fühlte die Kälte nicht, spürte nicht das Beißen der Nachtkälte. Sie entledigte sich der ruinierten Kleidung und nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, erreichte sie die Mauern Poenaries. Rebekka hatte keinerlei Schwierigkeiten, die Festungsmauern zu erklimmen. Als sei sie eine Spinne, zog sie sich an den rauen Felssteinen hinauf und schwang sich über die Brüstung, über die sich vor wenigen Stunden hatte in die Tiefe fallen lassen.
    Sie lächelte bei dem Gedanken, was eine Wache sagen würde, wenn sie die nackte,

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