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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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direkt vor ihren Augen nach vorn.
    Dahinter konnte sie ein Zahnrad erkennen. Einst gab es ein anderes Rad, das dort eingesetzt werden musste und mit dessen Hilfe das innere Rad gedreht werden konnte, bis der Riegel sich zur Seite schob und die Tür freigab. Ein Mensch hätte das Zahnrad nie und nimmer ohne die Hilfe des zweiten bewegen können. Aber Rebekkas Kraft war um ein Vielfaches größer als bei jedem Menschen. Sie musste sich anstrengen, denn die Jahre hatten den Mechanismus starr werden lassen. Ein Stöhnen wie von Geistern hallte durch den Raum, dann bewegte sich der Riegel knirschend und die Tür öffnete sich einen Spalt. Modrige Luft schlug ihr entgegen.
    Rebekka schob die Finger in den Türspalt und zog die Tür so weit auf, dass sie eintreten konnte. Im Licht ihrer Fackel zeigte sich das Innere der Kammer. Sie maß kaum fünf Fuß im Quadrat und war mit denselben Steinreliefs geschmückt wie der vordere Raum. In der Mitte erhob sich eine Säule aus poliertem Granit. Darauf befand sich, was Rebekka zu finden gehofft hatte. Oben auf dem Kapitell saß eine Art Helm von seltsamer Form. Er war aus dem Schädel eines Greifen gemacht worden. Greife waren einst mächtige Wesen gewesen, fähig, sogar einem Drachen Paroli bieten zu können! Mächtig genug, um den Göttern trotzen zu können, aber dennoch waren sie besiegt und ausgerottet worden. Der Helm war nicht so wie die, die Rebekka kannte.
    Er erinnerte an die Helme der alten Griechen, mit einem Nasensteg und einem Kamm, der sich von der Nase bis in den Nacken zog. Die Augenhöhlen des Greifen bildeten die Öffnungen für die Augen seines Trägers und der Schnabel des Greifen den Wangenschutz. Der Helm war von unheimlicher Eleganz und furchteinflößend. Unter dem Helm war ein Kettenhemd an der Säule aufgehängt, so fein gearbeitet wie Rebekka noch keines gesehen hatte. Georgios hatte dieses Kettenhemd getragen, als er den orientalischen Drachen bekämpft hatte. Das Kettenhemd eines Heiligen.
    Es reichte bis auf die Oberschenkel herab und hatte lange Ärmel, die unten eng anlagen. Und davor, an den Stein angelehnt, ein Schwert. Ein riesiges, fast mannshohes Schwert mit einer seltsam geformten Parierstange. Die Klinge, schlicht und ohne Zierrat, der Griff mit Eisendraht umwunden und ein Drache als Knauf. Das Schwert des Heiligen Georg. Das Schwert, mit dem er den ersten Drachen getötet hatte, denjenigen, der den Fluch ausgelöst hatte. Das Schwert war aus einem Metall geschmiedet worden, das vor unendlich langer Zeit vom Himmel gefallen war. Einst hatte es die Kraft besessen, Drachen vernichten zu können. Es konnte den Hornpanzer eines Drachen durchtrennen. Doch als Georg den Drachen damit erstach, hatte es seine Kraft verloren. Aber noch immer war es eine erstaunliche Waffe und Sankt Georg hatte geglaubt, dass er einen Weg finden konnte, dem Metall die alte Macht zurückzugeben.
    Rebekka war aber nur wegen des Kettenhemdes hier. Es war ein Schutz gegen alles, was Menschen je an Waffen erfunden hatten. Sie nahm es von der Säule und verließ den Raum. Nun zu der zweiten Tür. Auch diese wurde durch einen ähnlichen Mechanismus gesichert wie die linke Kammer. Es dauerte eine Weile, bis Rebekka den Riegel gefunden und die Tür geöffnet hatte. Der Raum dahinter unterschied sich von dem ersten wie eine Orange sich von einer Traube unterscheidet. Der Raum war groß, mächtig und mit völlig anderen Ornamenten geschmückt. Die Wände wirkten, als seien sie aus den Schuppen einer Echse geschaffen worden. Rippen und Gräten zogen sich an den Wänden entlang und die sieben Säulen, die zur weit oben liegenden Ecke strebten, wirkten wie aus menschlichen Wirbelsäulen gebildet. Georgios erinnerte sich daran als die Knochenkammer. In der Mitte dieser Kammer erhob sich ein Altar aus einem seltsam schimmernden Metall. Darauf lag ein Streitkolben, eine Kriegskeule, deren Spitze aus drei Drachen gebildet wurde, deren Schwänze ineinander verschlungen waren.
    Die Köpfe liefen spitz zu und der Griff war geformt wie ein Knochen. Das Ende aber war eine glatte, ebenmäßige Kugel. Rebekka nahm die Waffe von dem Altar und musterte sie eingehend. Das war, was sie gewollt hatte. Dieser Streitkolben war das Herrschaftszeichen des Drachenordens gewesen, damals, als Vlad der Erste mit Georgios zusammen gegen den orientalischen Drachen gekämpft hatte. Sie schob den Kolben unter ihren Umhang und wandte sich dem Ausgang zu, als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Neben

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