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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Unglück noch verhindern können. Aber da war niemand in der Finsternis. Das Blut floss ungehindert weiter. Es floss um den Fuß des Drachen herum und dann bis an ihn heran. Ein einziger Tropfen berührte die Spitze der Kralle am rechten Vorderfuß des versteinerten Drachen. Ein kleiner, unscheinbarer Tropfen nur. Aber es war menschliches Blut. Ein Beben lief durch den Stein der Figur. Ein unmerkliches, leichtes Zittern nur. Ein Glühen flammte in den Augen des Drachen auf. Ein unheiliges, unheilvolles Glimmen, das nicht wieder erlosch. Der Drache begann zu erwachen.

11. Kapitel
    Ich hatte nicht in den Schlaf finden können und weil ich wusste, dass mein Schützling mit Sicherheit ebenfalls nicht schlafen würde, hatte ich mich zu ihrem Zimmer begeben. Ich hatte geklopft, aber sie hatte nicht geantwortet. Ich hatte schon wieder gehen wollen, da spürte ich den Luftzug, der unter der Eichentür hindurch in den Gang zog. Ich kann nicht sagen weshalb, aber ich öffnete die Tür, obwohl es eigentlich nicht meine Art war, ohne Erlaubnis das Zimmer einer Dame zu betreten. Ich fand den Raum leer und verlassen. Das Fenster stand sperrangelweit offen und ein kalter Wind wehte in das Zimmer. Ich konnte mir nicht vorstellen, wo Rebekka so spät in der Nacht hin sein konnte und so beschloss ich, auf sie zu warten.
    Ich setzte mich auf das unbenutzte Bett und überlegte, wo mein Schützling sein mochte. Mein Schützling! Ich musste unwillkürlich schmunzeln, als ich darüber nachdachte. Es stimmte, ich fühlte mich Rebekka gegenüber zu ihrem Schutz verpflichtet, jedoch stand außer Frage, wer von uns beiden die mächtigere Person war. Rebekka war stärker, gesünder und sehr viel gebildeter als ich es war, auch wenn ihre Bildung eigentlich die eines anderen war, der nicht mehr unter uns weilte. Sie verfügte über das Wissen von Sankt Georg, über das gesammelte Wissen vieler Jahrhunderte. Nur an Alter übertraf ich sie und das nur, solange mein Leben eben dauern mochte. Sie würde noch so jung und schön sein wie der junge Tag, wenn ich in die Vergessenheit wechseln würde. Sie war unsterblich …
    Ich musste an unser erstes Zusammentreffen denken. Sie war eine zornige junge Frau gewesen, voller Wut und Rachegedanken. Welch eine Veränderung hatte sie in den wenigen Monaten durchlaufen, die seit unserem Kampf gegen den Drachen in London vergangen waren. Ich streckte mein schmerzendes Bein aus und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Wir hatten schließlich eine Aufgabe zu bewältigen! Rebekka war nach Aussage von Georgios der letzte Drache oder besser die Letzte ihrer Art.
    So, wie sie es sah, war sie die größte Bedrohung für die Welt und sie wollte alles dafür tun, dass diese Gefahr nie über die Menschen hereinbrechen konnte. Es gab machtvolle Gegenstände, die den Drachen vielleicht zu bannen oder sogar ihn zu töten vermochten. Es war sicher nichts Falsches daran, den Drachen von dieser Erde zu entfernen, mich bekümmerte nur, dass dies mit hoher Wahrscheinlichkeit für Rebekka gefährlich war. Es konnte ihr Ende bedeuten und das war etwas, das ich mitnichten geschehen lassen wollte. Ich fühlte mich dieser unglaublichen jungen Dame mehr als nur verpflichtet. Etwas an ihr zog mich magisch an …
    „Freiherr! Ich bin überrascht!“
    Ich fuhr erschreckt zusammen wie ein Schuljunge, der beim Äpfelklauen erwischt worden war. Rebekka stand im weit offenen Fenster und lächelte mich an. Sie sprang leichtfüßig vom Fensterbrett herunter und strich ihre Kleidung glatt. Sie trug die gleiche Verkleidung, in der ich sie zuerst gesehen hatte. In ihr wirkte sie wie ein Mann und das war unter den gegebenen Umständen wahrlich keine schlechte Idee. So würde sie mit Sicherheit eher ernst genommen und respektiert, wenn sie es mit Männern zu tun hatte. Ganz besonders hier, in der Walachei, die nicht eben zu den fortschrittlichsten Gegenden zählte. Vlad mochte da eine rühmliche Ausnahme sein, aber im Allgemeinen hatten Frauen hier wenig zu sagen.
    „Ihr habt mich erschreckt! Ich dachte eben an unser Londoner Abenteuer, als Ihr durchs Fenster hereinkamt … obwohl ich mir schon dachte, dass Ihr das Fenster als Ausgang benutztet.“ Rebekka lachte und ihre Augen funkelten unter der Maske. Sie entledigte sich des Mantels und des Hutes mit der Maske und warf sie neben den Sessel, der nahe dem Fenster stand. Sie schenkte aus einer Karaffe eine goldschimmernde Flüssigkeit in bereitstehende Gläser, reichte mir

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