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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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heruntergesprungen. Ihre geschärften Sinne ließen sie auch in finsterster Nacht noch klar und deutlich sehen.
    Sie sah sich kurz um und ging dann zielstrebig an der Mauer der Zitadelle entlang. Sie musste eine bestimmte Stelle finden. Die Erinnerungen von Georg, dem Vampir, zeigten ihr, wohin sie sich wenden musste, aber seit der Zeit, da Georgios oder Sankt Georg hier gewesen war, hatten die Herren der Walachei einige Umbauten an der Festung vorgenommen. Mauern waren verstärkt worden, Zugänge vermauert und andere neu angelegt worden.
    Zudem war das Gelände um die Zitadelle abschüssig und felsig. Poenari war nahezu uneinnehmbar. Rebekka hob den Blick zu den mit spitzen Dächern gedeckten Türmen. Links von ihr konnte sie den Hauptturm erkennen, den Bergfried, in dem auch ihr Zimmer lag. Der lang gestreckte Bau war auf dem Bergkamm errichtet worden und der Turm bildete sein Zentrum und seinen Eingang. Sie ging vorsichtig weiter. Über ihr hingen dunkle Wolken und boten ihr Deckung, sodass die Wachen sie wohl kaum bemerken konnten, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Sie versuchte sich zu erinnern. Das war schwieriger als sich nur an selbst Erlebtes zu erinnern, denn nicht sie hatte einst hier gekämpft, sondern Sankt Georg. Die Erinnerungen des Vampirs waren manchmal nicht mehr als verschwommene Schemen, manchmal klar und deutlich, als sei sie selbst dabei gewesen.
    Dort war einmal ein geheimer Zugang gewesen. Jetzt war da nur eine glatte Mauer aus hartem Gestein, an der man kaum noch erkennen konnte, dass sie umgebaut worden war. Aber Rebekka sah den Unterschied in der Struktur. Noch ein paar Schritte, dann musste der Felsvorsprung kommen, und dahinter war der schmale Auslass für die Abwässer der Burg. Er lag an einer Kluft und war für Angreifer unmöglich zu erreichen. Kein Mensch hätte es geschafft, den Abgrund zu überbrücken, ohne von den Wachen bemerkt zu werden. Aber Rebekka war kein Mensch. Nicht mehr.
    Sie verharrte am Abgrund und blickte hinüber. Ja, der Eingang war noch unberührt! Sie atmete tief ein, schätzte die Entfernung und sprang. Der Felsen auf der anderen Seite war glatt und fast wäre sie abgerutscht. Rebekka warf sich nach vorn, griff zu und zog sich behände in den schmalen Spalt, der direkt unter dem Abfluss in den massiven Felsen führte. Ein schmaler Gang führte hier tief unter die Mauern der Zitadelle. Er endete in einer Kammer, die zwei Türen hatte. Wenigstens war dies so gewesen, als Georgios hier gewesen war.
    Rebekka hoffte, dass sich seit den alten Tagen niemand dorthin verirrt hatte und sie den Platz unberührt vorfinden würde. Obwohl sie im Dunklen sehen konnte, nahm sie sich die Zeit und entzündete trockene Reiser, die sich in den Jahren im Gang angesammelt hatten, mit ihrem Feuerzeug aus Zunder und Feuerstein. Daraus machte sie sich eine einfache Fackel. Im flackernden Licht bahnte sie sich ihren Weg. Der Länge des Gangs nach zu urteilen lag die Kammer am Ende genau unter der Mitte der darüber liegenden Zitadelle. Vielleicht war Poenari darüber errichtet worden, damals, in den alten Zeiten. Wer konnte das wissen?
    Endlich erreichte Rebekka die Kammer, die zu finden sie aufgebrochen war. War der Gang aus rohem Gestein herausgehauen, so zeigte der Raum an dessen Ende ein anderes Bild. Kunstvolle Reliefs zogen sich an den Wänden der fünfeckigen Kammer entlang. Die hohe Decke war als Kuppel aus dem Stein gehauen worden und reich verziert. Rebekka verschwendete kaum einen Blick an die Motive. Georgios‘ Erinnerungen waren deutlich genug. Es waren Drachen, ausschließlich Drachen. In allen Formen und Stellungen waren sie dargestellt. Fliegende Drachen, kriechende Lindwürmer, zähnefletschende Ungeheuer. Manche spien Feuer, andere Gift und Galle.
    Rebekka untersuchte die Türen. Sie waren aus festem Metall, aus Bronze gegossen und einen Fuß dick, wie sie aus Georgios‘ Wissen erkannt hatte. Und sie hatten keine Schlösser, brauchten keine Schlüssel. Es gab versteckte Mechanismen, die die Türen öffneten. Rebekka tastete an den Drachenornamenten an der linken Seite der linken Tür entlang. Da musste es einen Ring geben, eingebettet in den Stein und für das Auge unkenntlich. Zog man an dem Ring, dann öffnete sich ein Fach an der Tür und dort gab es ein Rad, das man drehen musste, um den Riegel zu lösen, der die Tür fest verschloss. Da! Sie fühlte das kühle Metall. Ihre Finger schlossen sich um den Ring und als sie daran zog, sprang eines der Metallbänder

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