Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
kniete Rebekka und hatte ihre Eckzähne in den Hals eines schwarz gekleideten Mannes geschlagen. Sie ließ von ihm ab und wischte sich mit dem Ärmel über die blutigen Lippen.
„Was zum Henker …?“, entfuhr es mir. Vlad ließ die Waffen fallen und trat von dem zerwühlten Bett herunter. Er nahm seinen Umhang von dem Sessel, auf dem er ihn abgelegt hatte und warf ihn sich um die Schultern. „Eure Begleiterin hat mir wohl eben das Leben gerettet, lieber Freiherr“, knurrte Vlad. „Wie es aussieht, setzen die Türken kein Vertrauen in eine offene Schlacht. Sie hassen mich wohl zutiefst.“ Er bleckte seine Zähne zu einem grausamen Grinsen. „Gut so!“ Rebekka hatte sich aufgerichtet und sah zu Vlad hinüber. „Ein Attentäter?“, vermutete ich. Vlad nickte nur wortlos. Er drehte den Toten mit dem Fuß um. Rebekka bückte sich und zog dem Mann die Tuchmaske vom Gesicht. Der Mann unter der Maske war aber zu unserer Überraschung kein Türke. Er wirkte eher wie ein Nordmann mit dem hellbraunen Haar und dem kurz geschorenen Bart.
Die gebrochenen Augen waren von einem wässrigen Blau und seine Haut hell, wenn auch von der Sonne verbrannt. „Nun, kein Türke … so aber doch ein von ihnen gedungener Attentäter.“ Vlad zog an einer Schnur, die von der Decke herabhing. Sie ließ ein Glöckchen im Wachturm erklingen. Vlad wandte sich Rebekka zu. Er verbeugte sich tief. „Ich schulde Euch ein Leben, Madame. Ohne Euer Eingreifen hätte der Kerl sein Ziel erreicht, dessen bin ich sicher.“ Er hob seinen Blick wieder und sah Rebekka in die Augen.
„Woher wusstet Ihr? Und, was mich noch mehr interessieren würde … Was seid Ihr? Ein Drache, ich weiß … aber was bedeutet das!“
Rebekka atmete tief durch.
„Ich habe ein Geräusch gehört, Graf.“
Vlad lachte trocken auf. Er zog den Umhang enger um die Schultern. Die gerufenen Wachen stürmten in den Raum, mit gezogenen Schwertern, die Dolche in der anderen Faust. Vlad hob die Hand und gab kurze Anweisungen. Die Männer waren es gewohnt, die Befehle ihres Herrn ohne Fragen zu befolgen. Sie schleiften die blutige Leiche aus dem Raum und schlossen das Fenster. Dann zogen sie sich zurück.
„Ihr habt ein Geräusch gehört, sagtet Ihr?“, knüpfte Vlad dort wieder an, wo er zuvor unterbrochen worden war. „Ich muss sagen, ein solches Gehör würde ich gern mein Eigen nennen! Das ist der Drache in Euch, nehme ich an?“ Ich stand noch immer dicht bei der Tür. Vlad zog mich in den Raum und schloss die Tür. Dann wandte er sich erneut an Rebekka.
„Versteht mich nicht falsch, Madame, ich will und werde Euch nicht verurteilen, aber was ich sah, war mehr als nur gutes Gehör und die Macht eines Vampirs, und ich will wissen, was Ihr seid! Das bin ich meiner Stellung schuldig. Ich bin der Woiwode und trage Verantwortung! Also sagt mir, was ich gesehen habe!“
Ich wollte für meinen Schützling sprechen, aber beide, Vlad wie auch Rebekka hoben die Hand und geboten mir zu schweigen. Ich ließ die Arme sinken und setzte mich auf einen der geschnitzten Stühle. „Ich bin das Gleiche, was Sankt Georg gewesen ist. Ich bin sein Erbe und führe seinen Kampf weiter, Graf. Ich bin für Euch, was Georg für Euren Großvater war.“ Vlad stand da und in seiner Miene spiegelte sich sein Konflikt. Es wäre unhöflich gewesen, wenn er seinen Gast bezichtigt hätte, die Unwahrheit zu sagen, aber es fiel ihm schwer, Rebekkas Aussage Glauben zu schenken. Rebekka spürte Vlads Zweifel. Sie hatte gedacht, der Woiwode hätte nach der Erklärung im Wald, nach dem Angriff der Türkenhorde, begriffen, was sie war, aber es schien, als musste sie noch mehr von sich preisgeben, wenn sie Vlads Vertrauen erringen wollte.
„Ich habe vor nicht allzu langer Zeit mit Georgios, den Ihr als Sankt Georg kennt, gegen einen Drachen gekämpft, das wisst Ihr. Wir haben den Drachen besiegt, aber Georg ist in meinen Armen gestorben und sein Fluch ist auf mich übergegangen. Er war nahezu unsterblich und das war nötig, um gegen einen Drachen antreten zu können. Der Preis dafür ist hoch. Er musste Blut trinken. Nicht viel, nicht oft, aber nur so gewann er diese Unsterblichkeit und hielt den Drachen in ihm schlafend und auch dies ist Euch bekannt. Nun ist dies mein Fluch, aber seid versichert, dass ich diese … Fähigkeit unter Kontrolle habe. Ich wundere mich, dass Ihr mir noch immer nicht zu glauben scheint, Graf.“
Vlad stand bewegungslos da und ließ Rebekka nicht aus den Augen. „Ihr
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