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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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und dann drehte er sich um und begann, an der Statue hochzusteigen. Rebekka konnte kaum glauben, wie schnell und behände sich der alte Mann bewegte.
    Sie sollte sich nicht wundern, denn der Alte war ein magisches Wesen, nicht von dieser Welt, genau wie sie selbst nicht wirklich zur Gänze zu dieser Welt gehörte. Rebekka begab sich zu Vlad und von Steinborn, die sich mit den beiden anderen der Gruppe um Hassan-i-Sabbah unterhielten. Ein erneuter Stoß erschütterte den Saal in seinen Fundamenten. Steinchen regneten herab. Wie lange konnten die alten Mauer das noch aushalten? Rebekka erzählte den Männern, was sie von Hassan erfahren hatte und was dieser zu tun beabsichtigte.
    „Das scheint mir eine durchaus gute Idee zu sein“, sagte Vlad, als sie geendet hatte. „Wenn es einmal genügt hat, den Drachen zu versteinern, so mag es auch ein zweites Mal so sein.“ Ein gewaltiger Schlag erschütterte das Drachenverlies. Fast hätte es die Männer und Rebekka von den Füßen gerissen. Ein markerschütterndes Grollen drang aus der Mitte des Saales zu ihnen. Es schwoll an, wurde tiefer, bedrohlicher, ohrenbetäubend.
    Dann raste etwas durch die Luft. Die Säulen zur Linken der Gruppe zersplitterten und ein riesiger Schatten fegte durch den Saal. Ein weiteres Grollen, das aber abklang und verebbte. Dann wieder totale Stille. Rebekka und die Männer waren bis zu dem einzigen Ausgang aus dem Saal zurückgewichen. Eine Staubwolke nahm ihnen die Sicht. Nur Rebekka konnte in Dreck und Finsternis noch etwas erkennen. Von Steinborns Lampe brannte als einzige noch. Die Fackeln und die andere Lampe waren erloschen. Ein Schatten schälte sich aus den aufwallenden Schwaden. Schritte in der Dunkelheit.
    „Wir müssen hier raus!“, hörte sie von Steinborns Ruf. Der Freiherr griff nach ihrem Arm. Rebekka entwand sich seinem Griff. Da war etwas in der Dunkelheit, etwas, das sie nicht genau erkennen konnte. Hassan-i-Sabbah ging an ihr vorbei. „Er hat recht, wir müssen hier raus! Der Drache hat mit seinem Schwanz geschlagen! Er erwacht!“ Rebekka fühlte, dass sie etwas rief, etwas wie ein Geist, ein Gespenst. Ein Glimmen in der Finsternis? War da nicht ein Glimmen? Rebekka bewegte sich so schnell, dass von Steinborn, der ihr am nächsten stand, nur einen kurzen Schreck bekam, als sie verschwand und gleich darauf wieder neben ihm stand.
    „Raus hier!“, brüllte von Steinborn und zog sie in den Gang. Hinter ihnen krachte es erneut und große Brocken fielen von der Decke herab. Sie flohen den Gang hoch, aber zu ihrem Schrecken war der Eingang versperrt, verschüttet von den Trümmern der alten Schmiede. Das altersschwache Gebäude war über dem Eingang eingestürzt. „Geht beiseite!“ Rebekka drängte sich an den Männern vorbei. Jetzt würde sich zeigen, was Vampirkräfte bewirken konnten! Sie hatte vor Kurzem Blut getrunken und fühlte sich stärker denn je! Unter ihrem Mantel trug sie die Kriegskeule aus Poenari. Sie löste den Riemen und schwang die Kriegswaffe gegen die Mauerreste, die sich vor ihr auftürmten. Unter ihren Schlägen zerbröckelte das mürbe Gestein zu Staub und bald standen sie vor den Resten der Ruine im Freien. Rebekka hatte die ganze Arbeit in wenigen Augenblicken geschafft und sich dabei nicht im Geringsten anstrengen müssen.
    Wieder bebte der Boden. Dorfbewohner rannten schreiend umher und rangen angsterfüllt die Hände. Einige Häuser waren eingestürzt und Feuer breitete sich in den Trümmern aus. Es war Vormittag und überall hatten Feuer gebrannt, als die Erdstöße eingesetzt hatten. Keiner achtete auf die sechs Personen, die da urplötzlich mitten in dem sterbenden Ort standen. Von Steinborn fasste Rebekka am Arm. „Was habt Ihr denn um Gottes Willen dort unten noch gemacht? Ihr habt mich zu Tode erschreckt, ich glaubte für einen Moment, Ihr würdet allein auf den Drachen losgehen!“ Rebekka hob einen Beutel hoch. „Das hier … rief mich, auf eine Art, die ich nicht erklären kann. Ich … musste es holen!“ Von Steinborn musterte den unscheinbaren Beutel mit gerunzelter Stirn. „Und? Was ist in diesem Säckchen?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Rebekka. „Lasst uns nachsehen!“ Sie öffnete die Kordel, die den Beutel verschloss und griff hinein. Sie zog ein hölzernes Kästchen hervor, das mit kostbaren Intarsien verziert war. Rebekka ließ den Beutel fallen und öffneten den Verschluss, einen einfachen Haken, der durch eine Ringöse lief. Sie klappte den Deckel zurück. In

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