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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Sonnenlicht. Vor ihm stand eine Frau. Dann erkannte er Rebekka. Sie beugte sich über ihn und fletschte ihre Reißzähne. „Scheißkerl!“, sagte sie. Es waren die letzten Worte, die er hörte, bevor sie ihre Zähne in seinen Hals schlug. Minuten später war er tot. Sein Traum von der Unsterblichkeit starb mit ihm.
    Rebekka löste ihre Zähne aus dem Hals des Toten. Sie erhob sich und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. Ein Gefühl der Macht floss durch sie hindurch. Das war das Blut des Verräters, das sie stärkte. Aber da war noch etwas anderes. Das Gefühl von Übelkeit. Rebekka schnellte herum und rannte so schnell sie konnte den Gang entlang. Sie brauchte keine Lampe. Als Vampir konnte sie selbst in totaler Finsternis sehen. Schnell wie der Wind war sie zurück in dem Saal mit dem versteinerten Drachen. Der ganze Raum schien zu schwanken, Wellen schwarzer Vibrationen waberten durch die Wände und den Boden. Der alte Mann, der sich Hassan-i-Sabbah nannte, sah sie verzweifelt an.
    „Es ist zu spät! Er erwacht!“ Rebekka hatte es geahnt. Das Übelkeitsgefühl war eindeutig. Sie sah zu der Statue hoch. Der versteinerte Drache stand noch bewegungslos da. Aber war da nicht ein Gleißen, ein Schimmer, der sich auf die Schuppen des Drachenleibs legte? Rebekka kniff die Augen zusammen. Sie konnte fühlen, dass der Drache begonnen hatte, sich aus der Versteinerung zu befreien. Welcher Zauber ihn auch gebannt hatte, er begann sich zu lösen. Die Vampirin tastete unter ihrem Umhang nach dem Schwert und der Kriegskeule, die sie aus der Höhle tief unter Poenari geholt hatte. Georgios hatte sie für Waffen gegen den Drachen gehalten, aber er war nicht sicher gewesen, ob sie ihren Zweck würden erfüllen können. Sie würde es darauf ankommen lassen müssen.
    Rebekka zog das Schwert aus der Scheide und wollte eben auf den Drachen zu treten, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Der Alte, der sich Hassan-i-Sabbah nannte, stand hinter ihr. Er hatte Kleidung angelegt und sah nun mehr wie ein Scheich oder Beduinenfürst aus, mit dem Burnus und dem weiten weißen Hemd darunter. Unter seinem Arm hielt er etwas Rundliches, Melonengroßes, das in ein Tuch gehüllt war. Er trat an ihr vorbei und blickte hoch zum Kopf des Drachen. „Lasst mich, schöne Frau, ich will etwas versuchen! Aber ich rate Euch, nicht hochzusehen, was ich dort tue. Sagt das auch Euren Gefährten. Es könnte sonst Euer Verderben sein.“ Der Alte machte Anstalten, an dem Drachen hochzuklettern, aber Rebekka zog ihn zurück.
    „Nein, mein Herr, ich bedaure, aber ich kann Euch so ohne Erklärung nicht einfach an diesem … Ding herumklettern lassen. Dazu ist es zu gefährlich. Ihr könntet sonst etwas dort oben tun und den Drachen endgültig wecken, sei es gewollt oder ungewollt.“ Hassan musterte die energische Frau vor ihm eindringlich. Dort, wo er herkam, galt das Wort einer Frau nicht viel. Aber er war Hassan-i-Sabbah, Jahrhunderte alt und dadurch vielleicht ein wenig weiser als ein normaler Sterblicher. Er wusste genau, dass weder Mut noch Weisheit an ein Geschlecht gebunden waren.
    Dazu kam, dass vor ihm keine gewöhnliche Frau stand. Sie war ein Vampir und somit ein Wesen, dem er sich verwandter fühlte als einem gemeinen Menschen. Er schuldete ihr eine Erklärung. Wieder lief eine Erschütterung durch den unterirdischen Saal und Staub rieselte von der Decke. „Ich bin Hassan-i-Sabbah, Ritter vom Drachenorden. Ich habe dieses Untier hier ...“ Er deutete auf den versteinerten Drachen, „... vor langer Zeit schon einmal bekämpft und ich habe es einmal besiegt! Glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass ich nicht mehr und nicht weniger will, als dass dieses Ungeheuer für alle Zeiten von dieser Welt verschwindet!
    Ich halte unter meinem Arm den Kopf einer Gorgo, deren Blick jeden zu Stein erstarren lässt, der ihr in die Augen schaut, sei es Mensch oder Gottheit! Ich werde den Kopf genau vor den Augen des Drachen anbringen, wo er das Erste sein wird, was er erblickt, wenn er seine Augen öffnet. Hoffen wir, dass es ihn erneut versteinert!“ Er ergriff Rebekkas Hand, die ihn noch immer an seinem Burnus festhielt und löste ihren Griff. „Habe ich nun Euer Einverständnis zu tun, was ich tun muss?“ Rebekka trat einen Schritt zurück. „Ein Gorgonenhaupt, sagt Ihr? Wie das von Medusa?“ „Es ist das Haupt der Medusa, ja, und es hat seine Macht nicht verloren, auch wenn der Kopf vom Rumpf getrennt worden ist.“ Hassan senkte den Blick

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