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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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einem Abendmahl umsehen. Halef war noch immer in seiner Schakalgestalt und bot nicht nur für Menschen einen erschreckenden Anblick. Er hatte die Körper von Khalil und Hassan-i-Sabbah auf einer kleinen Lichtung auf den Boden gelegt. Khalil würde es wohl nicht schaffen. Die Werwölfe waren nahezu nicht zu töten, aber Khalil war noch kein vollwertiger Werwolf. Und Hassans Blut begann an Wirkung zu verlieren. Khalil hatte begonnen, sich zurückzuverwandeln. In seiner Menschengestalt würde er keine Minute überleben. Die Wunde hatte bereits begonnen, sich zu schließen, aber der halbe Bauch war noch aufgeschlitzt. Halef fragte sich, was er tun konnte.
    Hassans Blut! Natürlich! Er huschte zu dem Halbwesen hinüber, das mit einer tiefen Schnittwunde neben ihm lag. Mit den Händen fing er das herabtropfende Blut des Wesens auf. Schnell zurück zu Khalil! Halef hielt seine Hände über den Mund des Sterbenden und tropfte das Blut Hassan-i-Sabbahs hinein. Fast sofort verwandelte sich der Mensch wieder zum Wolf und Halef konnte zusehen, wie sich die Wunde schloss. Aber was sollte, was konnte er für Hassan tun? Ihm war der Oberkörper halb durchgehackt worden. Konnte das heilen? Halef fuhr sich mit der Hand über seine Schnauze.
    Er schmeckte Hassans Blut auf seiner Zunge und eine Welle von Macht, von Kraft, von Stärke lief durch Halefs Adern. Er hatte bisher nur einen Tropfen zu trinken bekommen und der war in Wein verdünnt worden. Das hatte gereicht, um ihn in den schakalköpfigen Anubis zu verwandeln. Um wie vieles gewaltiger würde die Wirkung sein, wenn er mehr davon zu sich nahm! Halef zögerte kurz, dann drehte er sich um zu Hassan-i-Sabbah. Atmete das Wesen noch, das auch der Alte vom Berge war? Halef legte seine Hand auf die Brust des Wesens. Keine Atmung. Er hielt sein Ohr an den blutverschmierten Mund Hassans, aber da war nichts. Kein Luftzug. War es zu spät?
    Wenn es zu spät war, war es dann auch zu spät für ihn selbst, für Halef Omar? Und er riss sein Maul auf und schlug seine Eckzähne in den Hals des Wesens, das Hassan-i-Sabbah war. Er trank sein Blut, saugte es aus den Adern und Venen, bis nichts mehr zu trinken da war. Das Gefühl war überwältigend! Pure Macht und ein nie gekanntes Glücksgefühl überrollten ihn. Er fühlte sich unbesiegbar, unzerstörbar, seine Sinne waren geschärft und er fühlte sich hellwach! Ja! Das war es, was er gewollt hatte! Das war wahre Macht!
    Halef Omar sah zu dem Werwolf hinüber. Seine Wunde hatte sich fast ganz geschlossen und seine Atmung war ruhig und gleichmäßig. Er würde es schaffen, er würde überleben. Hassan-i-Sabbah hatte es nicht geschafft. Halef Omar blickte auf den leblosen Körper des Alten vom Berge. Er hatte wenigstens ein Begräbnis verdient, fand Halef. Der Waldboden war weich und locker. Halef brauchte nicht lang, um eine flache Grube auszuheben. Er zog den geschundenen Körper des Wesens hinein und häufte dann die Erde über ihm auf. Kein Tier sollte sich an ihm vergehen.
    Dann ging er zu Khalil. Seine Wunde hatte sich geschlossen und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis der Wolfsmensch zu sich kommen würde. Was sollte nun geschehen? Sollte er mit Khalil an seiner Seite weitermachen? Würde der Wolf überhaupt mit ihm zusammenarbeiten wollen? Er hatte seine Treue Hassan-i-Sabbah geschworen, nicht ihm. Und Hassan-i-Sabbah war tot. Oder stellte er die falsche Frage? War die Frage nicht eher, ob er, Halef Omar, mit dem Wolf zusammenarbeiten wollte! Dann zuckte der Schmerz durch Halefs Schädel, durch seine Schläfen bis tief in sein Hirn. Halef brach mit geweiteten Augen zusammen. Er fiel einfach um, schlug schwer auf den Boden und blieb zuckend liegen. Von einem Augenblick auf den anderen war sein ganzer Körper reiner, unverfälschter Schmerz. Flüssiges Feuer rann durch seine Adern, brannte sich in sein Herz und verkohlte sein Hirn.
    Er konnte nicht sagen, wie lange es dauerte. Es kam ihm vor, als läge er Stunden da und ein nie endender Schmerz fegte durch ihn hindurch. Dann, endlich, ebbte das Brennen ab. Halef richtete sich langsam auf. Was war geschehen? Mühsam kam er auf die Beine und sah sich um. Khalil war erwacht und saß am Rand der Lichtung. Er hatte wieder seine Menschengestalt. Halef ging zu ihm hinüber. Der Werwolf sah ihn kurz an, dann wendete er seinen Blick wieder ab und starrte auf den Boden. „Was hast du getan?“, fragte er leise.
    „Ich habe dich gerettet.“, antwortete Halef mit tiefer Stimme. Im

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