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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Gegensatz zu Khalil hatte er noch immer seine Schakalgestalt. „Ich habe dich und den Alten aus Vlads Festung gebracht. Der Vampir war zu stark für uns. Und du warst dabei, zu sterben. Ich habe dir von Hassans Blut gegeben, bevor er starb, damit du geheilt wirst. Etwas anderes blieb mir nicht.“ Khalil fuhr herum. „Hassan-i-Sabbah ist … tot? Das kann nicht sein!“ Halef deutete auf den Erdhaufen auf der anderen Seite der Lichtung. „Leider ist es aber so. Sieh selbst ...“ „Nein!“, brüllte der Werwolf. „Hassan-i-Sabbah ist unsterblich!“ Während er dastand, begann er sich zu verändern. Er nahm seine Wolfsgestalt an. „Der Alte vom Berg ist ewig!“
    „Offenbar nicht“, sagte Halef leise. „Es tut mir leid.“ Der Wolf stand da und starrte auf seine Hände, auf die Wolfskrallen, die behaarten Finger. Dann schloss er seine Augen und ein leises Knurren kam aus seiner Kehle. Ein Zittern durchlief ihn und dann verwandelte er sich wieder in einen Menschen. Er streckte sich und atmete tief durch. „Ich kann es! Die Verwandlung ist abgeschlossen ...“ Halef brummte zustimmend. Was war mit ihm? War auch er in der Lage, seine menschliche Gestalt nach Belieben anzunehmen? Halef schloss die Augen, so wie es der Werwolf eben getan hatte und konzentrierte sich. Wie sollte er es anstellen? Bei seiner Verwandlung und der Rückverwandlung hatte er jeweils einen Tropfen Blut bekommen. Aber er hatte viel von Hassans Blut getrunken.
    Weshalb hatte es ihn nicht zurückverwandelt? Es fiel ihm erst jetzt auf. Khalil war schon fast wieder Mensch geworden, als er einen weiteren Schluck von Hassans Blut bekommen hatte. Der Tropfen hatte ihn wieder in den Werwolf verwandelt. Aber er selbst, Halef Omar, warum hatte das Blut ihn nicht zurückverwandelt? Halef öffnete seine Augen wieder. Er starrte auf seine Arme. Er war noch ein schakalköpfiges Halbwesen!
    Er hatte viel Blut getrunken. Zu viel? War er jetzt für immer in dieser Gestalt gefangen? Und wenn, war das etwas Böses, etwas Schlimmes? Er fühlte sich gut, kraftvoll, mächtig! Aber so, wie er aussah, konnte er nicht unter Menschen gehen. Halef sah hoch in den Himmel und fragte sich, was sein Schicksal sein mochte. Was hielt die Vorsehung für ihn bereit?
    Khalil kam eben zurück. Er hatte bei dem Erdhügel ein kleines Gebet gesprochen für die Seele Hassan-i-Sabbahs. Khalil blickte Halef finster an. „Ich muss Euch wohl danken, Halef Omar“, sagte er leise. „Nie hätte ich gedacht, dass der Alte von Berge einmal nicht mehr sein würde. So scheint es, als sei ich der Letzte, den er in den Orden der wahren Assassinen aufgenommen hat. Der letzte Werwolf.“
    „Was gedenkt Ihr zu tun?“, fragte Halef. „Zurück auf den Alamut?“ Khalil schüttelte den Kopf. „Ich war durch meinen Schwur an den Alten vom Berge gebunden und er an mich. Ich war sein Diener und er mein Meister. Nun ist unsere Verbindung zerbrochen und ich bin ein wahrer Werwolf. Ich gehe in meine Heimat zurück, nach Spanien, nach El Andalus. Dort wartet meine Familie auf mich. Dort habe ich Dinge zu erledigen.“ Halef nickte. „Dann trennen sich hier unsere Wege, mein Freund.“
    Der Werwolf sah ihn lange schweigend an. „Ich bin nicht Euer Freund, Halef Omar. Ich bin aber auch nicht Euer Feind. Ich weiß nicht, was Ihr seid, aber Ihr seid nicht von meinem Blute. Ich wünsche Euch, dass Euer Schicksal ein gutes sein mag, aber ich wünsche auch, dass wir einander nie wieder begegnen.“ „Dann sei es so. Salam, Khalil, der Werwolf!“ Der Wolfsmensch nickte kurz, drehte sich um und dann verwandelte er sich in den Wolf und rannte davon, nach Westen, nach Hause. Halef Omar, der Schakalköpfige, blieb allein zurück. Noch niemals zuvor hatte er sich so einsam und verlassen gefühlt. War seine Verwandlung ein Fluch oder ein Geschenk? Es würde wohl darauf ankommen, was er daraus machte.
    Irgendwann löste er sich aus seinen Grübeleien. Er drehte sich um und ging langsam in den dichten Wald hinein. An allem war dieser verdammte Drache schuld! Der Drache, der jetzt in Vlad Draculea stak. Der aus dem Woiwoden einen Vampir gemacht hatte. Halef Omar hatte seine Macht gespürt. Der Vampir war mächtig. Hatte er allein überhaupt eine Chance gegen den Woiwoden? Selbst zu dritt hatten sie nichts gegen den Vampir ausrichten können. Er würde es wohl auf einen Versuch ankommen lassen müssen.

35. Kapitel
    Es fühlte sich gut an, die warme Sonne der Provence auf der Haut zu spüren. Unsere Reise war

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