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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Wind, der in seinen Ohren pfiff und das Rauschen seiner Flügel. Der Alte vom Berge ließ sich tiefer sinken, bis er fast die Wipfel der hohen Tannen streifte, die unter ihm vorbei rauschten. Das bläuliche Licht lag direkt vor ihm. Hassan stellte die Flügel auf und sank zwischen den Ästen auf den Waldboden nieder. Vor ihm, auf einer fast kreisrunden Lichtung, lag eine Hütte, dicht an den sanft ansteigenden Hang eines Hügels gebaut. Vor dem Bau stand ein Mann mit erhobenen Händen, von dem das bläuliche Leuchten ausging. Hassan-i-Sabbah war ein vorsichtiger Mann, aber etwas sagte ihm, dass von dem Mann keine Gefahr ausging. Er spürte eine Verbindung, eine Vertrautheit, die er lange nicht gefühlt hatte. Aber er erinnerte sich gut!
    In seiner geflügelten Gestalt trat Hassan auf die Lichtung und auf den leuchtenden Mann zu. Ohne sich auch nur im Geringsten von dem geflügelten Wesen mit dem Leib eines Löwen und dem Oberkörper eines Menschen beeindruckt zu zeigen blickte der Leuchtende Hassan entgegen. „Ich grüße Euch!“ „Auch ich entbiete Euch meinen Gruß“, erwiderte Hassan, „Wer Ihr auch sein mögt!“
    „Nennt mich Vicus“, antwortete der leuchtende Mann. „Ich habe Euch erwartet!“
    „Mich erwartet? Wie kann das sein?“ Hassan legte die Flügel über seinem Rücken zusammen und trat noch weiter auf den Leuchtenden zu. Der Mann senkte seinen erhobenen Arme und lachte leise. „Ist das nicht offensichtlich?“ Der Mann machte eine Geste in der Luft und eine bläulich leuchtende Lichtspur zeichnete ein Symbol in die Luft, das Hassan wohl bekannt war. „Die Anderwelt hat Euch angekündigt!“
    Heiß lief es Hassan über den Rücken. Die Anderwelt! Seit wie langer Zeit versuchte er nun schon in Verbindung mit der Anderwelt zu treten und wie oft war er gescheitert! Kam nun endlich der Zeitpunkt, dass er seine alte Schuld begleichen und Ruhe finden konnte? „Freund Vicus, was wisst Ihr, das ich nicht weiß?“ Hassans Herz schlug ihm bis zum Hals.
    „Mir wurde gesagt, dass einer kommen wird, der dem Unheil entgegentreten wird, als ich das letzte Mal in der Anderwelt gewesen bin und mir wurde offenbart, dass ich erkennen würde, wenn es so weit sein würde. Nun, mir scheint, es ist so weit. Meint Ihr nicht?“
    „Ich hoffe es“, antwortete Hassan-i-Sabbah leise. „Ich hoffe es so sehr! Seit so langer Zeit zielt mein ganzes Trachten danach, meine Schuld zu tilgen und endlich meine Seele aus der Anderwelt zu befreien!“
    „Eure Seele?“, fragte der Leuchtende verwundert. Er machte erneut eine Geste und das Leuchten verblasste um ihn herum. „Wie darf ich das verstehen? Ihr habt Eure Seele doch! Ich sehe es ganz deutlich!“ Unwillkürlich ging Hassan einen Schritt zurück. „Aber wie? Ich habe noch immer diesen Fluch auf mir liegen! Seht doch meine Gestalt!“
    „Ihr unterliegt einem Irrtum, wenn Ihr denkt, dies sei ein Fluch, mein Freund. Allein Eure Form zeigt mir dies deutlich! Ihr seid ein Greif, ein Wesen des Lichts und somit ist es unmöglich, dass Ihr einen Fluch auf Euch lasten habt! Vielmehr hat Euch die Anderwelt ein Geschenk gemacht und Euch eine große Aufgabe übertragen. Habt Ihr das wirklich nicht gewusst?“ Hassan schüttelte langsam sein Haupt. War er so lange einem Irrtum aufgesessen?
    „Ich habe Schuld auf mich geladen!“, begann er und dann erzählte er dem Mann, der sich Vicus nannte, die Geschichte, wie er zu dem wurde, was er war. Schweigend lauschte Vicus den Schilderungen Hassan-i-Sabbahs von der Anrufung der alten Götter, dem Scheitern im Kampf gegen den Drachen, von der Vertreibung aus der Anderwelt und der Gründung des Ordens der Assassinen. Als der Alte vom Berge geendet hatte, sah er den Geflügelten traurig an.
    „Auch ich habe einen Auftrag aus der Anderwelt mitgebracht und auch ich kann erst wieder dorthin gehen, wenn meine Aufgabe getan ist. Doch kann ich Euch versichern, dass Ihr und auch ich selbst Bewahrer sind. Wir bewahren die Anderwelt in uns. Wir sind ihre Beschützer und vielleicht ihre Verteidiger. Ihr habt, ohne es zu wissen, in all den Jahren die Anderwelt beschützt, denn die Drachen haben nicht nur die Macht, diese Welt, in der wir leben, zu vernichten, sondern auch die Anderwelt, von der sie selbst auch ein Teil sind. Das müsst Ihr verstehen!“
    „Ihr meint, die Drachen sind Wesen der Anderwelt? Wie kann das sein?“ Hassan hatte immer angenommen, die Drachen wären Manifestationen der Hölle, geboren aus der Finsternis und

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