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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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Bedürfnis, sich planlos durch die Welt treiben zu lassen. Das Schicksal führte sie in ein Kaff namens Marsden und in das etwas außerhalb gelegene Hotel, deren Besitzerin Ms Bond hieß und in dem nur noch ein Doppelzimmer frei war.
    Mikael hatte damals und auch später oft versucht, Saana mit ihren eigenen Augen zu betrachten, mit Augen, die das Schicksal sahen. Anzeichen zu entdecken, dass es einfach nicht anders sein konnte.
    Die Krankheit machte aus diesen Fragen tödlichen Ernst. Wem diese Bürde zufällig auferlegt wurde, der konnte sie nicht tragen, konnte keine Gewissheit bieten. Der Zufall wendete das Blatt so oder so, wehte ohne Ziel, immer bereit, die Richtung zu ändern.
    Am Morgen war Saana munter, sie stand um sechs Uhr auf und verkündete, nach dem Frühstück spazieren zu gehen. Ihre Energie würde, vermutete Mikael, spätestens um sieben Uhr erschöpft sein und auf dem Programm stünde statt eines Spaziergangs wieder einmal sinnloses Chatten in allen möglichen Blogs zum Thema Krebs, doch diese Vermutung mochte auf das Konto seiner allmorgendlichen Muffigkeit gehen.
    Auf dem Weg zur Arbeit geriet er in einen Stau; irgendwer hatte das neue Verkehrsleitsystem nicht begriffen. Er hörte die Disharmonie der Hupen und betrachtete die langsamen Bewegungen der Abgase. Die Morgensonne spiegelte sich rotgelb und berauschend hell in den Fenstern der Häuser und ließ die herbstlichenBäume glühen wie erstarrte Fackeln. Mikael summte eine Melodie aus dem Radio mit. Aus der Schutzblase des Autos heraus gesehen, schien es viel zu viel Gutes zu geben, als dass alles zusammenbrechen könnte.Und es würde auch in einem Jahr noch da sein. Das war eine lange Zeit. Dreihundertfünfundsechzig Morgen. Achttausendsiebenhundertsechzig Stunden.
    Das hier würde bleiben, auch wenn Saana ging.

21
    Zwei Stunden nach der Medikamentenausgabe brach Finne sein Schweigen.
    »Ich möchte reden«, sagte er mitten in einem englischen Fernsehkrimi, in dem eine lockenköpfige alte Dame gewitzter war als die Polizei. Mikael blickte über die Sessellehne nach hinten.
    Finne stand splitterfasernackt am Eingang zum Männerflügel. Alli flüchtete quer durch den Fernsehraum, den Rücken gekrümmt wie ein Soldat im Laufgraben.
    »Kleider an, verdammt!«, fuhr Stefu auf und warf seine Zeitung auf den Boden.
    »Ich erledige das«, sagte Mikael und wandte sich an Finne. »Wir unterhalten uns in Ihrem Zimmer.«
    Finne nickte und verschwand.
    »Warum siezt du den«, murmelte Stefu und hob die Zeitung auf. »Dem alten Knacker müsste man die finale Spritze geben.«
    Er ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und legte sich die Zeitung zurecht. Den ersten Gesprächskontakt hatte er erfolgreich gestört. Darauf verstand Stefu sich großartig.
    Mikael ging in Finnes Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Finne war gerade dabei, sich auf den Bettrand zu setzen.
    »Na dann«, sagte Mikael.
    Finne schnalzte mit der Zunge.
    »Du hast jetzt Audienz«, murmelte er, als hätte er Wichtigeres im Kopf.
    »Ich habe nicht um Audienz gebeten«, sagte Mikael. »Sie wollten reden.«
    Finne lachte trocken, seine knochigen Schultern zuckten.
    »Du bist doch jeden Tag hier herumgeschwirrt wie eine verirrte Wespe. Hast darauf gewartet, dass ich dich heile.«
    Herumgeschwirrt?
    Mikael zog sich einen Stuhl heran, hob seine Kittelschöße hoch und setzte sich. Er hätte am liebsten gesagt: Sie wissen wohl, werter Herr, dass ich die Rasierstündchen streichen und Ihnen Fixiergurte verpassen kann, wenn ich mich ins Zeug lege?
    »Halten wir eben eine Audienz«, sagte er stattdessen. »Sie haben 1995 in der Fasaaninpolku zwei den kleinen Jungen umgebracht und zerstückelt, aber das streiten Sie ab. Dafür erzählen Sie tagaus, tagein und von Jahr zu Jahr Ihre irren Geschichten. Wie wäre es, wenn wir das zum Thema der Audienz machten?«
    Finnes Kopf wich zur Seite aus, als wollte er einer Mücke ausweichen.
    »Katzen müssen geopfert werden«, antwortete er, »das liegt nicht in meiner …«
    »Das war keine Katze«, widersprach Mikael. »Es gibt Fotos davon. Soll ich die Chefärztin bitten, sie Ihnen zu zeigen?«
    »Doch, es war eine«, entgegnete Finne.
    Er tastete nach dem Plastikbecher auf dem Nachttisch und trank schlürfend. Der Kaffee lief ihm aus dem linken Mundwinkel und tropfte auf seinen Oberschenkel. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und blickte in die Tasse, als befände sich darin etwas Beklemmendes. Vielleicht spiegelte sich sein Auge

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