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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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Rauschen des Verkehrs fehlte, wiegte ihn nicht in den Schlaf. Mikael betrachtete den Glanz, der zwischen den Vorhängen hindurch ins Zimmer fiel, das schwankende Silber der Straßenlampen. Schließlich übermannte ihn der Schlaf in Sekundenschnelle. Als wäre er ins Leere getreten und in der Stellung liegen geblieben, in der er aufgekommen war.
    In den frühen Morgenstunden erwachte Mikael davon, weil er im Bett kniete und irgendetwas zu Saana sagte. Er hielt sein Kissen so fest in den Händen, dass seine Finger schmerzten.
    Saana drehte sich langsam zu ihm um und antwortete verschlafen. Mikael legte das Kissen hin und strich Saana über die Haare, bis sie den Kopf wieder auf ihr Kissen senkte und gleichmäßig atmete.
    Mikael stand auf, trank in der Küche ein Glas Wasser und ging zur Toilette. Zu seinem Spiegelbild sagte er: Niemand wird jemals sterben . Doch er wusste, dass er etwas anderes gesagt hatte, als seine Finger das Kissen umklammert hielten.
    Sie wachten früh auf. Mikael war müde, doch da Saana munter wirkte, stand er auf, obwohl seine Spätschicht erst um ein Uhr begann.
    Sie spazierten am Ufer entlang nach Suvilahti. Saana bestand darauf, während Mikael fürchtete, der Weg wäre zu weit. Vom Meer her wehte auf der ganzen Strecke ein nach Schilf riechender Wind.
    »Hier seid ihr als Kinder immer hingegangen?«, sagte Saana, als sie am Badestrand auf der Insel Ahvensaari standen, da, wo die großen Findlinge aufhörten und der leere Sandstrand begann.
    »Ja«, antwortete Mikael und betrachtete den zwischen den Wellen auftauchenden Felsen, zu dem sie immer als Erstes geschwommen waren. Er war näher als damals und doch ferner.
    Saana bückte sich und nahm eine Handvoll Sand. Sie ließ ihn durch die Finger rinnen, wischte sich dann die Hand am Oberschenkel ab.
    »Iii«, sagte sie. »Furchtbar kalt.«
    Auf dem Rückweg kamen sie am Bezirksgefängnis vorbei. Saana schloss die Augen und atmete tief durch die Nase ein, hielt die Luft lange an.
    Da erinnerte sich Mikael.
    Ich kann nicht schlafen, wenn du atmest.
    Saana atmete aus, so lange, bis kein Dampf mehr zu sehen war.

31
    Wegen des Spaziergangs kam Mikael zu spät zur Arbeit. Es war schon nach eins, als er den Parkplatz der Klinik erreichte. Die Übergabe hatte bestimmt schon angefangen. Einige der Kollegen von der Frühschicht gingen pünktlich um eins nach Hause.
    Mikael ging direkt zur Station, den Kittel konnte er nach der Besprechung holen. Kaum war er durch die Tür, kam ihm Helminen im Laufschritt und mit wehendem Kittel entgegen.
    »Sorry, ich habe …«
    »Laukkanen ist tot«, sagte Helminen und rannte an ihm vorbei ins Stationszimmer.
    Mikael warf einen Blick in den Männerflügel und sah, dass die Pfleger vor Laukkanens Zimmer den ganzen Flur versperrten. Einige waren von anderen Stationen herbeigeeilt. Die Patienten hatte man im Aufenthaltsraum zusammengetrieben, wo einige Pfleger sie umkreisten wie Hirtenhunde.
    »Was ist passiert?«, fragte Mikael.
    »Wissen wir noch nicht«, antwortete Jukala mit kühler Stimme. Mikael ging zu den Pflegern im Flur, obwohl er sich nackt und schutzlos fühlte.
    Einige der Kollegen sahen ihn kurz an, andere wandten den Blick nicht von der offenen Tür ab. Mikael spähte in das Zimmer.
    Laukkanens Laken waren blutig, doch er selbst war nicht zu sehen. Hannele Groos stand im Zimmer, mit dem Rücken zum Bett, und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Ich mach mal zu, die Patienten brauchen das nicht zu sehen«,sagte sie nach einem kurzen Moment und schloss die Tür. Der Kreis der Gaffer löste sich auf.
    »Nicht zu fassen«, sagte der Pfleger, der ganz vorne gestanden hatte, und drehte sich zu den anderen um. Erst jetzt merkte Mikael, dass es sich um Hagström handelte, der in dem Ruf stand, bei jedem Alarm als Erster zur Stelle zu sein, als witterte er Blut. »Ein kranker Mensch ist wirklich zu allem fähig, verdammt noch mal.«
    »Leise«, flüsterte Helminen, der hinter Mikael aufgetaucht war. »Die Patienten dürfen nicht erfahren, was genau passiert ist. Wer hat gestern Abend das Besteck gezählt?«
    Mikael schien die Frage gar nicht zu hören.
    »Du hast es doch gezählt, oder?«, fragte Jukala ihn.
    Mikael fiel ein, dass er es versprochen hatte, doch an das Zählen selbst erinnerte er sich nicht. So war das mit Routinearbeiten. Man erledigte sie wie in Trance, wenn es Wichtigeres gab.
    »Hast du nachgezählt?«, schloss sich Hagström dem Verhör an, roch bereits den Rauch einer Hexenverbrennung.
    »Ich

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