Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
Vom Netzwerk:
Happen essen«, sagte eine Stimme gerade in dem Moment, als Mikael in die Bewusstlosigkeit abzudriften drohte. Eine angemessen leise Nachtdienststimme.
    Hirvonen stand an der Tür zum Frauenflügel. In der Nachtbeleuchtung sah sein Kittel kaltblau aus.
    »Ja, geh ruhig«, sagte Mikael und rieb sich das Gesicht. »Ich habe noch keinen Hunger.«
    Hirvonen nickte und verschwand. Mikael war sich nicht sicher, ob Hirvonen gehofft hatte, er würde ihm Gesellschaft leisten. Während des Nachtdienstes machten die Pfleger oft gemeinsam Pause, aber nach Laukkanens Selbstmord erschien es ihm irgendwie unverantwortlich, die Station unbeaufsichtigt zu lassen.
    Mikael stand auf und wanderte eine Weile von einem Fenster zum anderen. Aus dem Pausenraum hörte er leises Klappern, dann das Summen der Mikrowelle. Er blieb an einem der Fenster stehen und versuchte, sich zu erinnern, an welcher Stelle Laukkanen Finne zu Fall gebracht hatte.Kurz nach zwei ging die Stationstür auf. Mikael stand gerade vor der Tür zu Finnes Zimmer, als er das Geräusch hörte, und entfernte sich rasch, als fürchtete er, bei etwas ertappt zu werden. Er sah, wie die Chefärztin sich dem Stationszimmer näherte, dann unvermittelt stehen blieb und winkte. Mikael erwiderte die Geste und ging auf sie zu.
    »Hallo«, sagte Groos. »Sie haben sich also auch geopfert?«
    »Na ja. Passt mir ganz gut.«
    Groos blickte über seine Schulter zum Frauenflügel.
    »Wen haben Sie als Partner?«
    Mikael konnte sich im ersten Moment nicht erinnern. Er schloss die Augen und winkte zum Pausenraum hinüber.
    »Hirvonen«, brachte er schließlich heraus. »Er isst gerade.«
    Groos nickte und zog zerstreut den Schlüssel aus der Tasche.
    »Suchen Sie was?«, fragte Mikael.
    »Nein«, erwiderte Groos, »oder eigentlich doch. Ich will mir Laukkanens Unterlagen noch mal ansehen.«
    Sie schloss die Tür auf, ließ sie halb offen, als sie hineinging. Mikael folgte ihr.
    »Sagen Sie«, stieß Groos hervor und wirbelte herum. »Könnten Sie mir vielleicht eine Tasse Kaffee holen?«
    »Klar.«
    »Danke.«
    Als Mikael den Pausenraum betrat, saß Hirvonen am Tisch, in der Hand eine fettig glänzende Fleischpastete, aus der Senf quoll. Er blickte von der Zeitung auf.
    »Ist unsere gute Frau Doktor wieder aufgetaucht?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Ja«, antwortete Mikael knapp und suchte im Regal nach einer Kaffeetasse.
    »Warum zum Teufel rennt sie dauernd hier herum?«, schimpfte Hirvonen und schaffte es nur mit Mühe, zu flüstern. »Warum schläft sie nicht und träumt von der Rente, wie es sich für den Bereitschaftsarzt gehört?«
    »Ich weiß nicht. Haben wir Milch?«
    Hirvonen deutete mit der Fleischpastete in der Hand auf die Milchpackung am Ende der Spüle. »Soll ich noch mehr kochen, oder reicht dir der Kaffee?«, fragte er.
    »Der ist nicht für mich«, erwiderte Mikael, während er Milch in den Kaffee goss.
    Hirvonens Kaubewegung stoppte. Sein Blick glitt von Mikaels Augen nach unten, blieb irgendwo auf Nabelhöhe stehen.
    »Ach so.«
    Mikael gab keine Erklärungen ab, sondern ging zurück zum Stationszimmer. Es war klar, dass Gerüchte aufkommen würden, aber das war ihm scheißegal. Im halbdunklen Flur schwappte ihm Kaffee über die Finger. Er fluchte leise, verlangsamte seine Schritte aber nicht.
    »Haben Sie davon gehört, dass Laukkanen Finne beim Wettlauf gestoßen hat?«, fragte Mikael …
    Groos, die am Arzneischrank stand, sah ihn an, als hätte sie die Frage nicht verstanden. Ihre Augen schienen einen Fixpunkt in Mikaels Gesicht zu suchen, erfolglos. Er reichte ihr die Kaffeetasse.
    »Der Wettlauf«, erklärte er stotternd. »Es hieß, Sie hätten Finne erlaubt, daran teilzunehmen. Und Laukkanen hat Finne zu Fall gebracht, als der ihn überholen wollte.«
    »Na und? Das habt ihr doch wohl geklärt? Ihr seid doch alt genug.«
    »Natürlich, aber …«
    Plötzlich wusste Mikael nicht mehr, was er eigentlich sagen wollte. Er hatte vielleicht einfach nur vorgehabt, irgendwie professionell zu klingen und damit zu kompensieren, dass er allzu beflissen Kaffee geholt hatte. Laukkanens Fall bedrückte ihn, das war nun wirklich kein Wunder.
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass der Vorfall etwas mit Laukkanens Tod zu tun hat?«
    »Ich … weiß nicht, was ich glaube. Ich wollte es Ihnen nurerzählen. In dem Durcheinander heute Nachmittag hatte ich es vergessen.«
    Groos starrte Mikael immer noch an, ihr Blick verlor aber an Schärfe, bis sie schließlich nur noch durch ihn

Weitere Kostenlose Bücher