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Leicht und locker kommunizieren

Leicht und locker kommunizieren

Titel: Leicht und locker kommunizieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Berckhan
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intensiver wird die Begrüßung.

    Es ist leichter für Sie, die richtige Einstellung zu finden, wenn Sie keine Werturteile fällen. Das distanzierte Kontaktverhalten ist nicht besser oder schlechter als das warmherzige Kontaktverhalten. Wenn wir jemanden neu kennenlernen, fangen wir meistens etwas zurückhaltender an, oft mit der üblichen Normalbegrüßung. Wenn wir uns häufiger treffen und die Beziehung sich vertieft, geht der Kontaktregler weiter nach rechts. Wir gehen warmherziger miteinander um. Der Kontakt kann mit einem netten »Hallo!« beim ersten Treffen beginnen und später in eine Freundschaft münden, in der man sich zur Begrüßung umarmt.
    Die meisten Beziehungen haben einen Punkt, an dem der Kontaktregler stehen bleibt. Auch wenn Sie Ihren Nachbarn seit zehn Jahren kennen, werden Sie ihn womöglich nie umarmen oder mit einem Kuss begrüßen.
    Es gibt auch Beziehungen, in denen sich der Regler von der Warmherzigkeit zur Distanz hinbewegt. Denken Sie an Liebesbeziehungen, die sich langsam abkühlen. Am Ende, wenn sich das Paar getrennt hat, bemühen sich vielleicht beide Seiten nur noch darum, den Kontakt formal-höflich zu gestalten. Geküsst wird sich nicht und falls doch, dann nur auf die Wange.
    Der Null-Zentimeter-Kontakt
    ICH KONNTE IHM WIRKLICH NICHT AUS DEM WEG GEHEN. Die Begegnung mit ihm war unvermeidbar, denn er war der Mann, der meine Vortragstournee organisiert hatte und der sie auch begleitete. Bevor der jeweilige Vortrag losging, besprach ich mit ihm die technischen Details. Er sorgte dafür, dass das Mikrofon
richtig funktionierte und dass ich gut ausgeleuchtet wurde. Nach dem Vortrag machten wir immer eine kurze Auswertung. Wir redeten darüber, ob alles in Ordnung war, wie viele Leute da waren, wie mein Vortrag beim Publikum ankam. Dieser Mann machte seinen Job prima, aber sein Kontaktverhalten war für mich eine Katastrophe.
    Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn wir miteinander redeten, rückte er mir auf die Pelle. Er kam zu dicht an mich heran. Er praktizierte einen Null-Zentimeter-Kontakt. Ging ich einen Schritt zurück, kam er hinterher. Drehte ich mich zur Seite, baute er sich direkt vor mir auf. Immer auf Tuchfühlung. Flucht war unmöglich. Bei jedem Gespräch mit ihm war ein Teil meines Hirns ständig damit beschäftigt, den jeweiligen Abstandsverstoß zu registrieren und zu kommentieren.
    Ich mochte diese Nähe zu ihm nicht und ich machte mir Gedanken über ihn. War er ein unsensibler Holzklotz, der kein Gefühl für den richtigen Abstand hatte? Oder hatte ich es mit einem respektlosen Macho zu tun, der die Distanzzonen von Frauen grundsätzlich ignorierte?
    Nach zwei Vorträgen und vier engen Gesprächen war er für mich zum Problemfall geworden. In meinem Hirnkästchen hatte ich ihm bereits ein negatives Etikett verpasst. Ja, der Mann war distanzlos, taktlos und schwierig.
    Rein äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Ich lächelte, wenn ich ihn vor einem Vortrag begrüßte, aber innerlich war ich keineswegs hocherfreut. Ich wusste, gleich wird es eng, gleich fühle ich mich von ihm erdrückt.
    Was gebe ich in meinen Büchern eigentlich für Tipps? Es wurde Zeit, dass ich mich an das halte, was ich anderen Leuten gern empfehle: den Mund aufmachen und darüber reden. Aber wie sage ich es ihm?
    Wieder stand er so dicht neben mir, dass sich unsere Oberarme
berührten. Ich konnte nicht weiter zurückgehen, weil ich schon mit dem Rücken an der Wand stand.
    Das war der Augenblick, in dem ich mich entschloss, ihm ein Feedback zu geben: »Verzeihung, aber ich muss kurz etwas loswerden. Mir ist aufgefallen, dass Sie ganz dicht an mich heranrücken. Wir haben hier praktisch null Zentimeter Abstand zueinander. Mir persönlich ist das etwas zu nahe. Können wir ein wenig auseinanderrücken?«
    Er war sichtlich irritiert, ging sofort einen Schritt zurück. »Oh, Pardon!«, entschuldigte er sich. »Das ist eine blöde Angewohnheit von mir.«
    Ich murmelte etwas von: »Ach, ist nicht so schlimm.«
    Und dann sagte er: »Wissen Sie, ich bin schwerhörig. Weil ich schon als Kind schlecht hören konnte, bin ich immer sehr nahe an die Leute herangerückt, um sie besser zu verstehen. Das mach ich jetzt auch noch, obwohl ich ein gutes Hörgerät trage. Das Gerät steckt hier in meinem Ohr.« Er drehte sein linkes Ohr in meine Richtung und jetzt musste ich dichter an ihn ranrücken. Sein Hörgerät war kaum zu sehen. »Dass ich so dicht bei Ihnen stehe, ist noch ein Überbleibsel aus alten

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