Leicht und locker kommunizieren
überfahren. Sie ist seit einem Jahr tot. Sie war erst sechs Jahre alt. Ein Autounfall. Heute Morgen wusste ich nicht, ob ich es schaffen würde, hierher zu kommen.« Die Frau hatte rote Augen, aus denen Tränen herausliefen.
Es war still im Raum. Kein Wort, kein Geräusch, keine Bewegung. Ich schaute die Frau an und hatte nichts zu sagen. Eine Welle der Trauer schwappte in mir hoch, einfach so, ganz von selbst. Ich fühlte, wie ein paar Tränen an meinen Wangen hinunterliefen. Ich weinte, ohne mein Gesicht zu bewegen.
Die Frau, der auch die Tränen übers Gesicht liefen, zuckte mit den Schultern: »Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, an so einem Tag.« Das wusste in diesem Moment niemand. Und doch war alles genau richtig.
Es gab keine Worte, die jetzt gepasst hätten. Es gab absolut nichts zu sagen. Und seltsamerweise wusste das jeder, der in diesem Raum saß. Irgendjemand kramte herum und zog ein Päckchen Papiertaschentücher hervor. Nasen wurden geputzt. Die Trauerwelle hatte den Raum gefüllt. Wir alle bestätigten dieses Gefühl – wortlos. Ein wohltuendes Schweigen.
Ich weiß nicht mehr, wie lange wir so still dasaßen, aber irgendwann kamen Sätze aus meinem Mund. Meine Stimme war belegt. »Sie können das so machen, wie es Ihnen guttut. Sie bleiben hier, wenn es für Sie okay ist. Und wenn nicht, dann gehen Sie einfach. Oder Sie machen zwischendurch eine Pause. Ganz wie Sie wollen.« Die Frau wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab und nickte: »Ja, das dachte ich mir auch so.«
Ich wusste jetzt nicht, wie ich mit dem Training weitermachen sollte. Etwas Größeres hatte meinen Ablaufplan durcheinandergebracht. Aber dieses Größere brauchte jetzt vor allem eins: gelten lassen. Auch das, was ungeplant auftaucht, sich breitmacht und uns alle mitgenommen hat, will einfach nur akzeptiert werden. Wir machten eine Pause. Einige Teilnehmer redeten mit der Frau. Sie erzählte etwas über ihre tote Tochter. Zwischendurch weinte sie wieder.
Die Traurigkeit begleitete dieses Training den ganzen Vormittag.
Bereits am Nachmittag tauchte das erste Lachen wieder auf. Und es kam ausgerechnet von dieser Frau. Die Teilnehmer arbeiteten in Kleingruppen und sie fing an, über irgendetwas herzhaft zu lachen. Die Heiterkeit machte sich breit und fand ihren Platz direkt neben der Traurigkeit. Die Frau blieb die ganze Zeit bei uns, arbeitete mit und zwischendurch amüsierte sie sich zusammen mit der Gruppe.
Ihre Geschichte verlieh diesem Training einen enormen Tiefgang, für den ich immer noch sehr dankbar bin. Jeder Einzelne, der dabei war, wurde mit der Frage konfrontiert: Worum geht es in diesem Leben und was ist für mich das Wesentliche?
Sag Ja zu meinem Nein
Sie können mit einer einfachen Bestätigung bei Ihrem Gegenüber oft mehr erreichen als mit all Ihren Überredungskünsten. Die sanfte Bestätigung hat die Kraft, festgefahrene Zustände aufzuweichen und zum Fließen zu bringen. Hinzu kommt noch die große Heilwirkung. Kummer, Sorgen, Ärger – all das will nicht ausgemerzt, ausgerissen oder weggemacht werden. Alles Schmerzhafte braucht vor allem eine wohlwollende Bestätigung.
Das, was wir bei uns selbst und bei unserem Gegenüber wirklich gelten lassen, kann sich verändern. Aber das, was wir ohne Bestätigung nur wegdrücken wollen, bleibt hartnäckig bestehen – bei uns selbst und bei anderen.
Es gilt die Regel:
Die Bestätigung eröffnet einen Freiraum,
in dem sich alles ändern kann.
Wir wollen auch mit unserem Nein, mit unserem Geht-Nicht, dem Kann-ich-Nicht und dem Will-ich-Nicht anerkannt werden. Wir sehnen uns danach, so sein zu dürfen, wie wir gerade sind.
Eine allzu heftige Überzeugungsarbeit löst oft Widerstand aus. Wir reagieren verstimmt, wenn wir merken, dass wir etwas unbedingt denken oder tun sollen, dass wir nur Mittel zum Zweck sind, dass unser Ja nur ein Ziel ist, dass sich unser Gegenüber gesetzt hat. Wir widersetzen uns diesem Druck. Und bevor wir uns innerlich wieder öffnen, will unser Widerstand respektiert werden.
Schauen Sie sich Diskussionen an, in denen sich die Fronten verhärtet haben. Wenn Menschen nicht bestätigt werden, neigen sie dazu, sich zu wiederholen. Dabei sprechen sie immer lauter und wählen noch drastischere Formulierungen. Sie drehen mehr auf, in der Hoffnung, jetzt endlich auf der anderen Seite anzukommen. Sie wollen bestätigt werden. Solange sie diese Bestätigung nicht bekommen, drehen sich die Argumente im Kreis und das
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