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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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Gemälde, eine Alpenlandschaft, eingehend durch ihre riesigen Brillengläser.
    Maude presste die Handflächen zusammen. »Ich finde es schön. Und es ist so nett von dir, es aufzuhängen. Greyson kann sich glücklich schätzen, in eine Familie zu kommen, die ein Haus wie dieses hat.«
    »Daphne ist völlig entzückt von eurem Haus in Maine«, sagte Biddy über die Schulter, auf dem Weg in die Küche. »Die Bilder, die sie uns gezeigt hat, sind fantastisch. Ich habe Daphne gefragt, wie groß eigentlich euer Grundstück ist, aber sie ist mit solchen Dingen schrecklich.«
    »Ach, die Gute. Sie ist wunderbar «, sagte Maude.
    Dicky senior räusperte sich. »Ungefähr fünfundfünfzig Morgen.«
    »Das muss ja ein schönes Stück von der Insel sein«, sagte Winn.
    »Es ist die ganze Insel.«
    »Mein Gott«, sagte Biddy und blieb am Eingang stehen. »Typisch Daphne, das nicht zu erwähnen.«
    »Weißt du«, sagte Maude, »das Haus ist ganz bescheiden, sehr rustikal. Wir haben es vor Urzeiten gekauft, als das Land noch kaum etwas wert war. Aber es ist unser kleiner Sommersitz. Wir lieben es.«
    Dicky sagte: »Es steckt voller Familienerinnerungen.«
    »Wirklich nur was für die Familie. Alles ganz einfach.«
    Dicky nickte. »Es war gut für die Jungs, als sie klein waren.«
    »Wir können es gar nicht abwarten, bis das Baby da ist. Für Kinder ist es dort wunderbar.«
    In Winns Fantasie entstand das Bild eines lebenslangen Duells der Inselhäuser, erbitterte Wettkämpfe um Besuche der Kinder und die Gunst der Enkel. Daphne war vermutlich zehn Mal bei den Duffs gewesen und hatte nicht ein einziges Mal daran gedacht, die wesentliche Kleinigkeit zu erwähnen, dass der Sommersitz der Duffs nicht auf einer Insel, sondern eine ganze Insel war. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie nie gefragt, nicht einmal darüber nachgedacht. Daphne, die Märchenprinzessin. »Wir haben für dich ein Thunfischsteak«, sagte er zu Dicky. »Daphne hat gesagt, du verträgst Hummer nicht.«
    »Nein, das kann man wohl sagen«, antwortete Dicky. »Und das ist besonders bedauerlich, weil ich ständig dabei zugucke, wie andere sie genießen. Francis, der arme Kerl, hat das gleiche Gen. Bei ihm ist es noch schlimmer als bei mir. Er kann die Dinger nicht einmal anfassen.«
    »Davon hat Daphne nichts gesagt. Sonst hätte ich ein zweites mitgebracht. Hast du ...«
    »Ach, mach dir keine Gedanken. Francis wird schon was finden. Wenn er Glück hat, gebe ich ihm einen Happen von meinem Thunfisch ab. Ah, da ist Daphne!«
    Er fegte davon. Winn stand an der Schwelle zur Küche. Biddy füllte Bloody Marys aus Maudes Thermosflasche in eine Glaskanne um und plauderte mit Oatsie, während Celeste wie ein Vampir an ihrer Schulter lauerte und den Tomatensaft beäugte. Dicky und Maude waren draußen auf der Terrasse und umarmten Greyson und Daphne; die Brautjungfern und Trauzeugen vollführten einen Maibaumtanz der Wangenküsse; im Wohnzimmer saß Mopsy in einem Ohrensessel und schaute aus dem Fenster zu Sterling hinaus, der mit dem Rücken zum Haus auf dem Rasen stand und schon wieder eine Zigarette rauchte. Winn war froh, Livia draußen bei den anderen zu sehen, Wangen küssend wie alle. Sie trug ein blaues Kleid, das ihr gut stand, und das Sonnenlicht ließ sie ein wenig rosiger erscheinen, wenngleich sie immer noch zu dünn wirkte. Bevor Livia so abgemagert und Daphne durch die Schwangerschaft rund wie ein Luftschiff geworden war, waren sie beide so hübsch und jung und appetitlich gewesen. In ihren großen Augen und vollen Lippen, ihren schmalen Taillen und wohlgerundeten Hüften war die Verheißung von Fruchtbarkeit zu lesen gewesen (was ihm sehr viel lieber war als deren Beweis).
    Woher die Mädchen ihre Hüften hatten, war ihm ein Rätsel. Biddy war wie ein Grashalm gebaut, und auch Winn war lang und schmal. Doch die Mädchen klagten, dass sie nie Jeans finden konnten, die ihnen passten, dass alles erst in ihren Schränken landete, wenn es in der Änderungsschneidereigewesen war. Biddy schwor, dass ihre Familie ausschließlich von gehenden und sprechenden Zollstöcken, Bambusstäben und Stricknadeln bevölkert war, also musste Winns Verwandtschaft schuld sein. Die Hüften der Mädchen mussten das Erbe einer längst verstorbenen Frau, einer unbekannten Eva aus den Niederlanden, sein, die mit einer Riesenkinderschar im Schlepp vom Herd zum Feld zur Scheune und umgekehrt gestiefelt war. Nun, da Livias Hüften verschwunden und Daphnes vor Bauch und Busen kaum mehr

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