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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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nach der gleichzeitigen Verkündung der Heiratsabsicht und der bevorstehenden Geburt gesagt. »Sie haben beide verantwortliche Posten. Man sollte meinen, sie wären in der Lage, Verhütungsmittel richtig anzuwenden.«
    Biddy hatte erwidert: »Ich denke, es war ihnen vielleicht egal. Daphne wollte ein Kind. Sie waren sich einig, dass sie irgendwann heiraten würden.«
    »Sie hätten an uns denken müssen«, sagte Winn.

6 · Dein Schatten am Abend
    D ie Duffs trafen zehn Minuten früher ein als erwartet. Winn stand noch in der Küche und schnippelte Schnittlauch, als Celestes Stimme vom Witwensteig erscholl.
    »Duffs, ho!«, rief sie.
    Er war gerade vor die Haustür getreten, noch immer in seiner Schürze, da tauchte aus den Bäumen eine Karawane von Mietwagen auf, und er erhob die Hand zum Gruß. Das erste Auto war eine schlichte weiße Limousine – schön, dass die guten alten Duffs sich gegen Extravaganzen entschieden hatten –, und dahinter röhrten zwei Jeeps mit offenem Dach die Auffahrt hinauf, als brächten sie General Patton zu seinen Soldaten an der Front. Sie parkten in einer ordentlichen Reihe an einer Seite der Lichtung, und Greyson sprang aus dem ersten Jeep, rief Winn einen Gruß zu und richtete im gleichen Atemzug noch schnell eine Frotzelei an die beiden Jungen, die mit ihm gefahren waren. Winn reagierte mit einem markigen »Hallo, Jungs!«.
    Greysons Bruder Francis hatte hinter den Sitzen auf der Ladefläche gesessen, er reckte sich mit einer Miene, in der verletzte Würde stand, und trat über die Hecktür auf die Stoßstange. Beim Abstieg auf den Kies inspizierte er seine Hose (rot, mit weißen Walen bestickt), um zu sehen, ob sie schmutzig geworden war. Der andere Junge, Greysons besterFreund Charlie, griff sich Francis und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Francis überließ sich ihm schlapp wie Seetang, ohne Protest. »Hast du Kopfschmerzen bekommen?«, fragte Charlie. »Leidest du Qualen? Ist der Abend ruiniert?«
    »Das werde ich erst später wissen«, antwortete Francis. »Es passiert nicht sofort.«
    »Winn«, sagte Greyson, der mit großen Schritten heranstürmte, »meinen kleinen Bruder Francis kennst du. Und meinen Freund Charlie auch.« Greyson hatte immer etwas Kraftstrotzendes, doch heute wirkte er noch energiegeladener als sonst. Hätte er einen Football dabei gehabt, würde er ihn unablässig Charlie und Francis und seinen beiden älteren Brüdern zuspielen, die in dem zweiten Jeep saßen und sich leise stritten.
    Greyson hatte drei Brüder und keine Schwestern. Vier Jungen jeweils im Abstand von zwei Jahren geboren, vier Duffs hintereinander. Winn erschienen vier Söhne in einer Familie als unbegreiflicher Reichtum, auch wenn die Jungen durchaus unterschiedlich ausgefallen waren. Greyson war eindeutig das beste Exemplar. Sterling, der Älteste, verbrachte seine ganze Zeit in Asien und besaß einen zweifelhaften Ruf. Der nächste in der Reihe, Dicky junior war offenbar schon als Spießer geboren – und warum Dicky und Maude ihrem zweiten Sohn das junior angehängt hatten, war Winn ein Rätsel. Danach kam Greyson und nach ihm dieser Jüngste, Francis, der Sonderling der Familie, der mit seiner Hornbrille und der Walhose äußerlich wie ein gewöhnlicher Eliteinternatler wirkte, aber ständig nach irgendwelchen geistigen Besonderheiten strebte, seien es östliche Religionen oder Ambitionen professioneller oder künstlerischer Natur.
    Winn geleitete sie zur Tür. »Jungs, bitte tut mir den Gefallen und geht schon mal rein und guckt, ob ihr meine Frau findet, und wenn ihr sie findet, schickt ihr sie raus, ja?«
    Als Greyson und Charlie ins Haus gesprungen und Francis hinterhergeschlurft war, wandte sich Winn den anderen Ankömmlingen zu. Greysons Vater Dicky senior und Dickys Mutter Maude standen jeweils links und rechts von der weißen Limousine. Dicky warf beide Arme hoch und winkte. »Hallo, Haus!«, schrie er.
    »Hallo, Auto«, gab Winn leiser zurück.
    »Ganz herzlichen Dank für die Einladung, Winn«, rief Maude. »Was für ein schönes Haus. Es ist einmalig schön.« Sie legte eine Hand über die Augen, beinahe als ob sie salutierte.
    Maude und Dicky öffneten die Hintertüren, streckten die Hände aus, und wie zwei Zauberer, die identische Kunststücke vorführten, zogen beide eine alte Dame aus dem Auto. Dickys alte Dame schob ihn weg und sagte laut: »Lass mich, es geht schon.«
    »Ich wollte nur helfen«, sagte er.
    »Du stehst im Weg.«
    Groß und kräftig, das weiße

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