Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)
Sie saß in dem Raum über Winns Arbeitszimmer, und er hörte, wie sie ihren Stuhl zurückschob. »Aber, Livia, der wesentliche Punkt ist doch, dass du nicht mit jemandem zusammen sein willst, der dich nicht liebt.«
»Er liebt mich«, sagte Livia. »Das weiß ich.«
»Wenn sie ihm eine Party schmeißen, muss er ziemlich mitgenommen sein«, versuchte Winn sie zu trösten. »Wahrscheinlich wollten sie ihn nur aufmuntern.«
»Daddy, ich dachte, sie wären auch meine Freunde.« Livias Stimme brach. »Aber anscheinend bin ich nur jemand, den man loswerden will.«
»Versuch, nicht alles so persönlich zu nehmen.«
»Winn, wie soll sie diese Party nicht persönlich nehmen?«
»Wie würdest du dich denn fühlen«, sagte Livia, »wenn Mom dich verlassen würde, und dann würden alle ihre Freundinnen eine Party schmeißen und ihr jemanden fürs Bett besorgen?«
»Mr. Buckley könnte den DJ machen«, sagte Biddy.
Livia hickste; es klang fast wie ein Lachen.
»Das musst du verstehen«, sagte Winn. »Die Jungs in seinem Club müssen in erster Linie zu ihm halten, und sie tun, was sie können, um ihm über eine schwere Zeit hinweg zu helfen.«
»Winn«, sagte Biddy.
»Das ist ganz normal, Livia. Die Party hat überhaupt nichts mit dir zu tun. Es ist eine alte Sitte. Wenn deine Freundinnenso eine Party für dich organisiert hätten, hättest du dann die Einladung ausgeschlagen?«
»Ja.«
»Tatsächlich?«
»Der Punkt ist«, sagte Livia, »hätten sie nicht irgendwas Nettes für Teddy tun können, ohne mir unter die Nase zu reiben, dass sie meinen, ich hätte in den letzten zwei Jahren nichts anderes getan als Teddy daran zu hindern, sich nach Lust und Laune mit anderen Mösen zu amüsieren?«
»Livia«, sagte Biddy. »Das Wort muss doch nicht sein.«
Winn hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen. »Ich bin sicher«, sagte er, »dass sie ihm einfach nur einen netten Abend schenken wollten – ihn ein bisschen ablenken, ihm zeigen, dass es noch andere Fische im Meer gibt.«
»Winn«, mahnte Biddy.
» Daddy . Andere Fische im Meer? Könntest du bitte mal auf meiner Seite sein? Ich bin deine Tochter. Deine sitzengelassene, schwangere Tochter.«
Die Stufen knarrten, und Biddy erschien im Türrahmen, das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Die Augen weit aufgerissen, schnitt sie mit der flachen Hand durch die Luft und sagte lautlos Nein . Er winkte sie fort. »Livia, ich will damit doch nur sagen, je weniger Bedeutung du dieser Party beimisst und je weniger du dich um das kümmerst, was Teddy tut, desto besser stehst du da. Tu so, als würde dir das alles nichts ausmachen. Leb dein Leben. Das werden die Leute respektieren.«
Am anderen Ende blieb es still. »Livia?«, fragte Biddy.
»Da ist noch was.«
Winn rückte die Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. »Was?«
»Die Emanzipationsfeier war am Donnerstag, und am Samstag gab es noch eine normale Party im Club. Da bin ich hingegangen. Ich war ziemlich betrunken.«
»Und?«, sagte Winn.
»Ich erzähle euch das nur, weil Leute da waren, deren Eltern ihr kennt. Ihr erfahrt es also sowieso irgendwann.« Sie schniefte. Winn hätte ihr am liebsten gesagt, sie solle sich die Nase putzen. »Ich hab irgendwie einen Rappel gekriegt und allen gesagt, dass ich schwanger bin.«
»Was soll das heißen, in welcher Form hast du es ihnen gesagt?«, fragte Biddy.
»Ich habe es wohl einfach irgendwie laut geschrien.«
»Oh, Livia«, seufzte Biddy. »Sag, dass das nicht wahr ist.«
»Natürlich ist es wahr. Glaubst du, ich erzähle so was zum Spaß?«
»Werd nicht frech«, sagte Winn. »Wie viele Leute können dich gehört haben? Doch hoffentlich nicht allzu viele?«
Livias Stimme wurde kleinlaut. »Eine Menge. So ziemlich alle, die da waren. Und die haben es allen anderen erzählt.«
»Welchen anderen?«, fragte Winn.
»Na ja, dem gesamten Ophidian, ihren Freunden und Freundinnen und so.«
»Hast du den Verstand verloren?«, explodierte Winn. »Was in Gottes Namen hast du dir dabei gedacht?«
»Ich weiß nicht. Ich bin einfach durchgedreht.«
»Nein, Livia, sag mir, was du dir dabei gedacht hast.«
»Ich weiß es nicht. Gar nichts. Es tut mir leid.« Das letzte Wort ging in einem Schluchzen unter.
»Wie kannst du dich so benehmen? Ich war bisher sehr verständnisvoll, was die ganze Situation betrifft, weil ich davon ausgegangen bin, dass das unter uns bleibt. Wir müssendiese Ausbrüche von dir unter Kontrolle kriegen. Du hast ja vollkommen den Verstand
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