Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)
hat.«
Schweigen trat ein. »Das müssen wir jetzt nicht weiter vertiefen«, sagte Biddy.
Sie hatte natürlich recht, aber gerade das reizte Winn zum Weiterreden. Er sagte: »Es wird Zeit, dass sie begreift, dass Männer mit Frauen Schluss machen, weil sie keine Lust haben, ihr Leben um sie herumzuplanen. Teddy denkt überhaupt nicht an sie.«
Livia tauchte wie aus dem Nichts auf und stellte sich vor ihn. »Danke, Dad«, sagte sie. »Freut mich, dass du auf meiner Seite bist.«
»Livia!«, sagte Biddy. »Wo hast du dich denn versteckt?«
»Ich war hier«, erwiderte Livia. »Da auf dem Rasen. Ich habe alles gehört, was ihr gesagt habt.«
»Pass auf, dass du dir keine Zecken holst«, sagte Maude.
Winn griff nach ihrem Arm, aber sie schob seine Hand weg. »He, mein Mädel«, sagte er. »Wir sollten realistisch sein. Er plant keine gemeinsame Zukunft mit dir.«
»Habe ich ja auch nicht behauptet. Ist das deine Vorstellung von Party-Smalltalk?«
»Wenn er das vorgehabt hätte«, redete Winn unbeirrt weiter, »hätte er nicht mit dir Schluss gemacht. Ganz einfach. Das jetzt hat nichts mit dir zu tun. Ihr zwei seid nicht mehr zusammen. Er hat sein Leben, und du hast deins. Es wird dir besser gehen, sobald du das akzeptierst. Ganz einfach.«
Sie reckte ihr Kinn, so hoch es ging. »Nun«, sagte sie, laut genug, dass es alle hören konnten, »dann solltest du auch etwas akzeptieren. Du wirst nie Mitglied im Pequod. Sie wollen dich nicht dabeihaben. Sie mögen dich nicht. Sie haben einen Golfplatz, und du darfst nicht darauf spielen. Ganz einfach.«
Auf der Terrasse war es sehr still. Winn fühlte sich bitter, runzelig und alt. »Ich finde, du solltest dich entschuldigen«, sagte er zu Livia.
»Auf keinen Fall!« Livias Stimme klang unkontrolliert und schrill.
»Biddy«, sagte Winn und wandte sich ihr zu, »findest du nicht, dass Livia sich bei mir entschuldigen sollte?«
Biddys Gesicht war unglücklich. »Lasst uns einfach die Party genießen«, sagte sie. »Darüber können wir doch später reden.«
Er starrte sie finster an, dann ließ er seinen Blick über die Terrasse wandern. Agatha sah es, aber Sterling, der ihren Kopf aus Jux wie eine Mumie mit Verband umwickelte, ließ sich davon nicht ablenken und wickelte ihre Nase, ihre Lippen, ihr Kinn ein, bis nur noch ihre Augen aus dem Weiß hervorblinzelten. »Ich brauche frische Luft«, sagte er und stand auf. »Ich muss mal ein paar Schritte gehen.«
Er nahm sein Bier, durchquerte die verwüstete Küche, inder sich schmutzige Teller stapelten, garniert mit zerknüllten Papierservietten, die wie tote kleine Vögel aussahen, und ging die Treppe hinauf, bis ganz nach oben zum Witwensteig, ohne die Klappe hinter sich zu schließen. Hier oben fühlte sich die Luft frischer an; der Tag war stickig und windstill gewesen, aber nun spielte eine leichte Brise ums Dach. Eigentlich hätte er wütend sein müssen, aber Alkohol hatte seinen Zorn schon immer gedämpft, und so fühlte er sich nur ausgebremst und verbittert, während er im nüchternen Zustand vor Wut gekocht hätte. Die salzige Luft und die Nebelschwaden reinigten die Insel immer wieder, dämpften ihre Farben und polierten ihre Oberflächen, und er überließ sich dem gleichen Prozess, indem er die Augen schloss und ein- und ausatmete, wie Livias Seelenklempnerin es ihr beigebracht hatte. Jenseits des Lichtscheins, der aus dem Haus drang, war die Insel dunkel, aber er kannte den Ausblick so gut, dass er das Patchwork genau vor Augen hatte: die windumtosten Salzwiesen, der grüne amöbenförmige Golfplatz, Sträucher und niedrige Bäume, durchbrochen von Schornsteinen und Giebeln. Und am äußersten Rand der Leuchtturm. Der Strahl schoss über ihn hinweg, aufs Meer hinaus. Als junger Mann war er manchmal mit seinen Freundinnen kurz nach Sonnenuntergang zum Leuchtturm gegangen, und wenn er dann dort stand, die ganze Insel zu seinen Füßen, hatte er das Gefühl gehabt, im Zentrum des Kompasses zu sein, während der Strahl um ihn herum einen perfekten Kreis als Horizont malte.
»Leuchte, leises Leuchtturmlicht«, murmelte er leise vor sich hin. Der Klang gefiel ihm. »Leuchte, leises Leuchtturmlicht.« Er hörte, wie sich von unten das Geklirre von Eiswürfeln näherte. Celeste erklomm mit einer Hand dieStufen, stellte ihr Glas auf den Holzbohlen ab und kam hinterhergeklettert.
»Winnifred«, sagte sie, als ihr Kopf aus der Luke schaute. »Da bist du ja, du Lausejunge, ganz oben wie der Glöckner.«
»Wem
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