Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
Vom Netzwerk:
einem Spiel im Pequod einladen kann. Wir sind schon eine Weile auf der Warteliste. Es wird sicher nicht mehr lange dauern.«
    »Nein«, sagte Dicky. »Bestimmt nicht.« Aber er und Maude hatten einen Blick gewechselt.
    Winn spähte durch das Halbdunkel zu ihnen hinüber. »Jack Fenn ist im Mitgliederausschuss. Kennt ihr ihn?«
    »Ja, ich. Sehr gut sogar«, sagte Dicky. »Wir kennen uns schon ewig. Guter Mann, Jack. Prima Kerl.«
    »Ja.« Winn nickte. »Ja. Wir waren zusammen auf dem College. Dummerweise gibt es ein bisschen böses Blut zwischen Livia und seinem Sohn.«
    Wieder fand eine kurze Kommunikation zwischen Dicky und Maude statt, aber diesmal unsichtbar, nur in Form einer minimalen Veränderung ihrer Haltung. »Das tut mir leid«, sagte Dicky.
    »Die Fehler der Jugend«, sagte Winn und hob seine Flasche. »Mögen sie an den Alten vorübergehen.«
    Biddy klopfte leicht auf Winns Oberschenkel. Dann wandte sie sich an Maude. »Sag mal, Daphne hat irgendwie erzählt, Francis habe eine Weile in einem Kloster gelebt?«
    »Ja, du lieber Himmel, kaum zu glauben, was? Mein kleiner Buddha. Francis ist sehr spirituell. Ich sage ihm immer wieder, er soll doch mal einen kleinen Familienvortrag halten, ihr wisst schon, über Gelassenheit und Demut und, wie nennt er das noch, den Weg der Mitte. Francis sagt ...«
    »Ich hoffe nur«, sagte Winn, »dass Jack über unsere Differenzen hinwegsehen kann, wenn es um den Pequod geht.« Seine Hand war Biddys entflohen, und er merkte, dass sein ausgestreckter Zeigefinger auf Dicky deutete. Er ließ ihn in den Schoß sinken.
    »Winn«, sagte Biddy. »Lass das jetzt mal.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jack dir so etwas verübeln würde«, sagte Dicky. »Das ist nicht seine Art. Jack ist ein anständiger Kerl.«
    »Falls es ein Problem gibt, liegt es ganz bestimmt nicht an Jack. Nein, nein, nein«, sagte Maude.
    »Wie meinst du das?«, fragte Winn. Sein Finger kroch wieder hoch und zuckte in Maudes Richtung wie eine Wünschelrute. Biddy packte seine Hand und drückte sie fest.
    »Junge Liebe ist so dramatisch, nicht wahr?«, sagte Maude. »Mehr wollte ich damit gar nicht sagen. Greyson und Daphne haben Glück, dass sie schon so vernünftig sind.« Ihr Blick wanderte zwischen Winn und Dicky hin und her. »Ich bin sicher, du wirst schneller beim Pequod am Abschlag stehen, als du denkst.« Diese letzten Worte sprach sie mit der sanften Stimme einer Krankenschwester, die einem todgeweihten G. I. sagt, dass er bald wieder zu Hause sein wird, und Winn war sich sicher, dass sie etwas wusste. Plötzlich fühlte er sich sehr betrunken.
    Biddy erzählte von Teddy. »Ich war schockiert, als Livia es mir gesagt hat. Sie war schockiert. Seine Mutter muss auch schockiert gewesen sein. Oder vielleicht auch nicht. Was weiß ich schon? Aber der Entschluss kam so überraschend.«
    »Ganz wie sein Alter«, sagte Winn.
    »Mit vier Söhnen ist die Wehrpflicht meine größte Angst«, sagte Maude. »Wenn die irgendwann meine Jungs haben wollten, also, ich weiß nicht, was ich dann tun würde. Ich würde kämpfen wie eine Löwin . Ich würde meine Kleinen so schnell wie möglich nach Kanada schicken.«
    »Dicky käme schon klar«, sagte Dicky senior. »Und Greyson auch. Aber Francis würde es nicht packen.«
    »Vielleicht könnte Sterling ja Sanitäter werden«, sagte Winn bitter. Alle sahen zu Sterling hinüber, der Agathas Arm mit einem Pflaster nach dem anderen beklebte.
    Maude schüttelte den Kopf. »Ich mag nicht mal daran denken, dass einer von ihnen zum Militär gehen könnte. Das ist eine ganz, ganz schreckliche Vorstellung.«
    Winn hörte nicht mehr zu. Das Licht der Laternen war gespenstisch, und die Szene schwankte langsam hin und her, als wären sie auf einem Schiff. Da waren Agathas nackte Knie,und da war Celestes Glas, in dem sich das Licht spiegelte, und da Mopsys verwelktes Gesicht am Fenster. Die jungen Männer trugen karamellfarbene Hemden. Er konnte sie nicht auseinanderhalten. Sie tranken aus Bierflaschen, und ihre Fußknöchel, die unter den Hosensäumen hervorschauten, waren nackt. Da war Maude, die mit großer Geste eine Zickzacklinie über ihnen in die Luft malte, wo das Licht ins Nichts überging.
    »Aber für Livia muss es schwer sein«, sagte Maude. »Nach allem, was sie durchgemacht hat.«
    »Livia«, sagte Winn in dem verbissenen Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, »leidet unter der Einbildung, dass Teddys Entscheidung für die Army etwas mit ihr zu tun

Weitere Kostenlose Bücher