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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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Erde und das Gras vom Kleid zu wischen. Einen Augenblick hielt sie sich an seiner Hemdbrust fest.
    »Uuh«, sagte sie, als sie ein schmales Band blutiger Haut an ihrem Unterarm bemerkte. »Hoppala.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er erneut. Er nahm ihr Handgelenk und hielt ihren Arm ins Licht.
    »Warum wollte er nicht zu mir kommen?«, fragte sie. »Er ist zu allen anderen gegangen.«
    Livia gefiel die Art nicht, wie ihr Vater Agatha auf die Schulter klopfte – unbeholfen, als wäre sie ein Pferd, aber mit einer Intensität und Dauer, die ihr furchtbar peinlich war. Sie sah zu ihrer Mutter hin, die neben den Duffs saß und mit hochgezogenen Augenbrauen auf ihre im Schoß verschränkten Hände starrte. Maude sagte etwas zu ihr, und sie hob lächelnd den Kopf, die Fröhlichkeit knips! wieder angeschaltet.
    Celeste wurde immer noch von Kicheranfällen geschüttelt. »Weil«, sagte sie mühsam zu Agatha, »weil er kastriert ist. Er ist nicht interessiert.«
    »Er ist ein Hund«, erwiderte Agatha gereizt.
    Celeste hob entschuldigend die Hand, konnte aber nicht aufhören zu lachen.
    Von ihrem Sessel sagte Dominique: »Die Antwort ist ganz einfach. Morty mochte dich nicht.«
    »Das stimmt«, sagte Agatha ein wenig lallend und zog eine verletzte Miene. »Er mochte mich nicht. O Gott, warum mochte Morty mich nicht?«
    »Er mochte dich«, sagte Winn und führte Agatha zu einem Stuhl. »Natürlich mochte er dich.«
    »Hunde müssen nicht jeden mögen«, sagte Oatsie.
    Livia trat von der Terrasse hinunter und legte sich auf dem Rasen lang. Ein Flugzeug glitt über den Himmel, und sie stellte sich den Innenraum vor – Menschen, dicht gedrängt in Reihen, wie Eier im Karton, der Chemiegeruch der Toiletten, in Folie eingeschweißte Brezeln, Getränkedosen, die mit einem Knacken und Zischen geöffnet wurden, dröhnende Wände, unterbrochen von schwarzen Ovalen aus Nachthimmel.Wie seltsam, dass etwas so Tristes, Eingezwängtes, von säuerlichem Atem und den Dämpfen gleichgültiger Maschinerie Erfülltes von hier unten einem Stern zum Verwechseln ähnlich sah.
    »Meinst du, deine Mutter fühlt sich wohl da drinnen?«, fragte Winn, als er zu dem Teil der Terrasse zurückkehrte, wo Biddy und die Duffs saßen. Er war ins Haus gegangen, um ein Bier und den Verbandskasten zu holen, aber irgendwie war der Kasten aus seinen Händen in die von Sterling gewandert, der jetzt neben Agatha saß und ihren Ratscher mit einem Wattebausch betupfte.
    »Oh, ist sie reingegangen?«, fragte Maude.
    »Sie ist da.« Winn deutete mit einer Kopfbewegung auf das Fenster, durch das Mopsy zu sehen war, die ohne Licht im Wohnzimmer saß, ein zierlicher Schatten in einem mächtigen Ohrensessel. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie er bei seiner Hochzeit auf der Suche nach seiner Mutter durch die Fenster ins Haus der Hazzards geschaut hatte. »Ich habe sie gefragt, ob ich ihr Licht anmachen soll, aber das wollte sie nicht.«
    »Vielen Dank, dass du nach ihr gesehen hast, Winn, aber ich bin sicher, es geht ihr gut. Vielleicht ist sie ein bisschen müde. Das kommt öfter vor. Wahrscheinlich ruht sie sich aus. Die Party ist wunderbar. Es ist so reizend, dass ihr die Mühe auf euch genommen habt.«
    »Ach, i wo«, sagte Biddy. »Nicht der Rede wert.«
    »Na, Dicky«, sagte Winn. »Warst du in letzter Zeit öfter auf dem Golfplatz?«
    »Nein, leider nicht«, sagte Dicky senior und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich hatte einfach zu viel um die Ohren.«
    »Hör nicht auf ihn«, sagte Maude. »Er war Mittwoch da, mit Marshall Hattishaw.«
    »Danke, meine Liebe. Nächstes Mal lasse ich dich antworten.«
    »Marshall Hattishaw?«, sagte Winn und fummelte mit dem Flaschenöffner herum. »Hm, kommt mir irgendwie bekannt vor. Wo war er auf dem Internat?«
    »Andover. Kennst du ihn?«
    Winn nickte, obwohl er nur ein verschwommenes Bild von einem blonden Mann mit einem Tennisschläger vor Augen hatte. Endlich gelang es ihm, den Kronkorken abzuheben, aber die gezackte kleine Scheibe rutschte ihm aus den Fingern und kullerte unter einen Sessel.
    »Er ist ein Schatz «, sagte Maude.
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte Biddy. »Woher kennst du ihn, Winn?«
    »Ich bin ihm hier und da begegnet. Wir bewegen uns in denselben Kreisen.«
    »Und du?«, fragte Dicky. »Was macht die Arbeit?«
    »Ah«, sagte Winn. »Alles bestens. Leider komme ich auch nicht so oft zum Golfen, wie ich möchte. Letzten Monat habe ich ein paar Runden gespielt. Aber ich hoffe, dass ich euch bald mal zu

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