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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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Billardbälle verfolgte. Hübsch und schlank lehnte Frederick am Sessel des alten Mannes, den schalkhaften Blick auf einen Punkt oberhalb der Kamera gerichtet, die schmalenLippen zu einem Lächeln verzogen. Der alte Mann starrte mit strenger, vielleicht auch verächtlicher Miene in die Linse, das Gesicht halb verborgen unter dem Dickicht weißer Augenbrauen und den beiden langen walrossartigen Enden seines mächtigen Schnurrbarts. Er hatte das eine Bein in den ausgelöschten weißen Bereich am Rand des Fotos gestreckt. Seine Hände lagen, zu Fäusten geballt, im Schoß. Das war Winn Cunningham, Winns Namensgeber und der Errichter des weißen Natursteinhauses, der Mann, der das Vermögen aufgebaut hatte, dessen Überreste in dem stetig leerer werdenden Tresor der Van Meters lagerten. Winn nahm das Foto aus der Schatulle und drehte es um. Auf der Rückseite stand nichts.
    Er hatte Biddy, damals im sechsten Monat mit Daphne schwanger, aufgetragen, die Kleider seiner Mutter durchzusehen – ohne jede Vorstellung davon, was sie finden würde, vielleicht ein Hochzeitskleid und dann die Nachthemden aus fünfzig Jahren –, und über ihm knarrten die Dielen. Er warf das Foto in den Müll und, nachdem er sie durchgeblättert hatte, auch die Zeitschriften mit ihren pummeligen, barbusigen Pin-ups. Als er nach den anderen Fotos und dem Brief von L. griff, fragte er sich, wie schon öfter, ob sein Vater fremdgegangen war. Bestimmt. Zu seinem eigenen Erstaunen hoffte Winn, dass Tipton in jenen langen Jahren zwischen Heirat und Tod wenigstens einen Hauch menschlicher Wärme erfahren hatte. Vielleicht war das kleine Fotoalbum eine Art Trophäensammlung seiner Eroberungen. Sein Blick blieb an dem Porträt einer Frau hängen, das von einer unerfahrenen Hand nachgetönt worden war; ihre Wangen leuchteten in einem fiebrigen Rot und ihre Augen in einem hellen Grün, das sich bis über die Wimpern zog und sie aussehenließ wie eine blinde Außerirdische. Er legte das Album zu den Zeitschriften.
    Schon häufig hatte Winn bereut, dass er den Inhalt dieser Schublade weggeworfen hatte, vor allem das Foto von seinem Großvater, und als er in der muffigen Dunkelheit des alten Land Rover saß, wünschte er sich erneut, es nicht getan zu haben. Im Rückblick erschien es ihm als ein Akt unbeschreiblicher Grausamkeit, diese Dinge in den Müll zu werfen. Er hatte die Aufnahme und den Brief und das Fotoalbum aussortiert, um zu beweisen, wie unsentimental er war, hatte dabei aber nicht bedacht, dass es Reliquien der Geheimnisse seiner Vorväter waren. Er, das wusste er, würde keine Spuren seiner Begegnung mit Agatha hinterlassen, seinem einzigen körperlichen Ehebruch in einer endlosen Reihe von geistigen Ehebrüchen, von Körpern, die er nur mit den neugierigen Fingern der Vermutung berührt hatte. Als er erneut zum erleuchteten Schlafzimmerfenster hinaufsah, traf ihn die Scham mit voller Wucht: Schuldgefühle, weil er jemanden wie Biddy betrogen hatte; Angst, dass es herauskommen würde; Trauer, weil die Würde und Selbstbeherrschung, auf die er so stolz war, sich als Illusionen erwiesen hatten; Verlegenheit wegen der Geschmacklosigkeit der ganzen Szene, die Waschmaschine, das Mädchen halb so alt wie er, sein lüsternes Gemurmel und Gestöhne, das sie gehört hatte. Er brauchte Luft. Er kurbelte die Scheibe herunter, ließ die feuchte Luft und das Zirpen der Grillen in den Wagen. Biddys Licht oben im Haus erlosch.
    Eine Bewegung an der Seite des Hauses, und eine männliche Stimme, die sagte: »LEISE schließen. Steht doch da.« Drei Gestalten erschienen, begleitet vom Knirschen des Kieses. Er konnte nicht genau erkennen, welche Jungs eswaren, welche Ausgaben der Duffs. Normalerweise hätte er sie angehalten, einen Beweis der Nüchternheit gefordert oder zumindest eine überzeugende Imitation, und damit gedroht, ein Taxi zu rufen, bis einer von ihnen schwor, er hätte schon vor Stunden aufgehört zu trinken und sei mittlerweile wieder so unbefleckt wie Shirley Temple. Doch stattdessen saß er so reglos wie möglich da und hoffte, dass sie ihn nicht bemerkten. Es waren Francis, Dicky junior und Charlie. Sie waren fast an ihm vorbei, als Charlie plötzlich stutzte und zu ihm herüberspähte.
    »Mister Van Meter?«, sagte er.
    »Na, auf dem Weg nach Hause, Jungs?«, sagte Winn. »Ist einer von euch noch fit genug, um zu fahren?«
    Schwankend hob Francis ein imaginäres Glas zum Anstoßen. »Jawoll, ich.«
    »Gut«, sagte Winn. »Dann mal

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