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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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jungen Dame, die man quer durch den Raum »Wild!« rufen hörte. »Wo hast du diese schöne Helena aufgetrieben?«, fragte er.
    »Bei einem Essen«, sagte Winn.
    »Tolles Gesicht. Toller Arsch.«
    Winn taxierte die beiden Wölbungen im Paisleymuster des Kleides seiner Begleiterin. »Ich würde sagen, Ihr Gesicht könnte sieben- bis achthundert Schiffe locken, maximal. Aber der Arsch tausend, ganz bestimmt.«
    » Bon voyage « , sagte Pitton-White, verhalf sich zu einer Handvoll Nüsse aus einer nahen Schale und ließ die Hälfte auf den Teppich fallen, während er sie sich in den Mund zu stopfen suchte.
    »Nach heute Abend kannst du sie haben.«
    »Echt? Überhaupt, was ist mit dir und Haviland?«
    »Ich war nie sehr hingerissen von ihr.«
    »Und diese willst du auch nicht?«
    »Nicht für länger.«
    Harry dämpfte das Licht und legte eine Platte auf, und alle schoben die Möbel an die Wand und begannen zu tanzen. Winns Begleiterin hopste mitten in dem Haufen auf und ab, schaute sich in alle Richtungen um und schüttelte die langen Haare. Bald hüpfte Harry neben sie und griff nach ihren Hüften. Ophelia wiegte sich am Rand der Tanzfläche und lächelte sanft. Ein Typ, den Winn nicht kannte, wollte mit ihr tanzen, doch sie wies ihn zurück. Winn lehnte sich an dieWand und sah zu. Wäre er nüchtern gewesen, hätte er mehr Umsicht bewiesen, aber er war betrunken und gestattete sich zu glotzen. Ophelia blickte auf und ertappte ihn. Er wandte sich den Mandeln in seiner Hand zu, doch aus den Augenwinkeln sah er, wie sie auf ihn zukam.
    »Hab ich was falsch gemacht?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte er.
    »Aber warum – «
    »Es war bloß nichts für mich. Tut mir leid.« Sein Ton war barsch, sein Blick gesenkt. Er bemühte sich, das Salz von den Fingern zu wischen, ohne dabei die Mandeln zu verlieren.
    »Du hättest es mir sagen sollen. Du hättest mich nicht so hängen lassen müssen. Man hat den Eindruck, als ob du nicht nur mit mir Schluss machen, sondern dich dabei auch noch so gemein wie möglich verhalten wolltest.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich würde gerne wissen, warum.«
    Er schaute den Tänzern zu, wie sie fröhlich hüpften und sich im Kreis drehten. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ophelia so hartnäckig sein würde. Sie bot ihm unwissentlich eine unwiderstehliche Möglichkeit, den Havilands wirklich eins auszuwischen. »Du kannst wirklich nichts dafür«, sagte er. »Es ist dein Aussehen.«
    Sie wich zurück. »Wie bitte?«
    »Deine Augen. Sie glubschen. Ich sehe mich mit einer attraktiveren Frau. Ich habe mich nie sehr zu dir hingezogen gefühlt. Ich schau dich nicht gern an.«
    Sie errötete. Ihre Käferaugen verengten sich vor Zorn. Er hatte erwartet, dass sie weglaufen, dass sie in Tränen ausbrechen würde. Stattdessen stand er nervös vor ihr und vertilgte eine Mandel nach der anderen. »Du konntest deine Händenicht in Schach halten, dauernd hast du mich begrapscht«, sagte sie mit harter Stimme. »Ich glaube, du hast dich reichlich zu mir hingezogen gefühlt. Du hast meinetwegen diese Wellesley-Studentin verlassen. Im Bett warst du nach fünf Minuten durch. Ich hatte das Gefühl, mit einem Fünfzehnjährigen zu schlafen. Du schaust mich nicht gern an – warum glotzt du mich denn den ganzen Abend ununterbrochen an? Deine Begleiterin hat es auch schon gemerkt.«
    Seine Begleiterin beobachtete sie von der Tanzfläche über Pitton-Whites Schulter hinweg. Ihr Gesicht war ernst. Winn zuckte die Achseln und vertilgte eine weitere Mandel. Ophelia hatte die Wahrheit ausgesprochen, aber Glück im Bett und seine Erwartungen an weibliche Schönheit waren zweierlei. »Es tut mir leid. Ich kann nichts dagegen machen. Aber versuch es doch wenigstens mit Würde zu nehmen.«
    »Außerdem«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber ich bin kein bisschen weniger attraktiv als du. Du magst ganz gut aussehen, aber du hast schlechte Haut und ...« Sie betrachtete ihn von oben bis unten, bis ihr Blick an dem haften blieb, was, wie er durchaus wusste, sein unvorteilhaftestes Merkmal war. »... ein schwaches Kinn.« Sie schüttelte den Kopf, den Blick immer noch auf dem enttäuschenden Punkt unterhalb seiner Lippen. Er wünschte, sie wäre weniger darauf aus, die Gelegenheit zu ihrem Vorteil zu nutzen – wobei er eigentlich gerade das an ihr geliebt hatte. Seine Finger schlichen an sein Kinn, drückten es vorsichtig wie eine Frucht. Hals und Gesicht waren klar voneinander abgegrenzt, doch

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